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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sich inzwischen auf Claires breitem Bett bequem gemacht. »Ich wette, ihr führt tagsüber recht interessante Gespräche. Harry hat einen Verstand wie ein Feuerofen.«
    »Würdest du einen Moment zu reden aufhören? Ich verstehe nicht, warum ihr diese Botschaft so leicht nehmt. Es könnte sich um etwas Lebensbedrohliches handeln.«
    »Das glaube ich nicht. Wenn es so wäre, stünde eine Lösegeldforderung in dem Brief, und man hätte sie dem alten Drachen gestellt.«
    Claire hielt einen Moment beim Zuknöpfen ihres Reitkleides inne. »Wem?«
    »Dem alten Drachen. Der Hexe. Der meistgehaßten Frau von Schottland, England und vielleicht auch Irland.«
    »Hilf mir, das auszuziehen«, sagte Claire, die sich bemühte, das zu verstehen, was Brat da eben zu ihr gesagt hatte. »Und hör bitte auf zu reden.«
    Claire war in wenigen Minuten ausgehbereit und begab sich sofort in die Halle. Harry saß im Sessel des Hallenportiers und schlief schon halb. Sie mußte ihn an der Schulter rütteln, damit er auf sie aufmerksam wurde. Er hatte einen Lakaien zu den Ställen geschickt, wo sie gesattelte Pferde erwarteten - und auch drei Männer mit Laternen, die schon im Sattel saßen.
    Claire machte ein paar vergebliche Versuche, Harry diskret auf die Notwendigkeit der Geheimhaltung hinzuweisen. Sie meinte, Leatrice könnte Schaden nehmen, wenn sie in das Sommerhaus stürmten. Aber Harry sah sie nur an, als wäre sie nicht ganz bei Verstand, und gab seinen Männern den Befehl loszureiten.
    Brat, die auf einen ungebärdigen Wallach stieg, bedachte Claire mit einem verständnisinnigen Lächeln. »Nicht gerade eine Rettungsaktion nach Western-Manier, wie?«
    »Harry ist Schotte«, erwiderte Claire. »Solche Sachen werden hier anders geregelt.«
    »Harry ist Engländer«, berichtigte Brat, während sie ihr Pferd antrieb. Sie hatte keine Mühe, das mächtige Tier zu beherrschen. Ihr Vater hatte Sarah Ann schon auf ein Pferd gesetzt, ehe sie gehen konnte. Claire war eine exzellente Reiterin, aber mit Brat konnte sie sich nicht messen.
    Zu sechst galoppierten sie die Allee hinunter. Claire hoffte, daß eine Geheimhaltung nicht nötig war, denn davon konnte keine Rede sein. Man mußte sie schon aus einer Entfernung von sechs Meilen hören können. Sie hoffte, Leatrice war nicht ernsthaft in Gefahr und daß sie einem Schwindel aufsaßen.
    Als sie einmal in einer Reihe hintereinander reiten mußten, um einen Heckenpfad zu passieren, drehte sich Brat zu Claire um und sagte: »Ich mag diese Familie.«
    Claire schnitt nur eine Grimasse und trieb ihr Pferd voran.
    Als sie endlich das Sommerhaus erreichten, war Claire nicht auf das vorbereitet, was sie erwartete. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, und an der Tür befand sich ein Riegel, der von außen zugeschoben war, aber aus dem Schornstein des kleinen Gebäudes quoll Rauch.
    »Öffnet die Tür«, befahl Harry, ohne vom Pferd zu steigen.
    In diesem Moment erschien der Vikar, ein stattlicher Mann, der dank der Tatsache, daß er auf einem Pferd ritt, das zu klein für ihn war, noch größer wirkte, als er ohnehin schon war. Seine Soutane bauschte sich über einem enormen Bauch, und er hatte einen Schnurbart, der ihm bis auf die Brust hinunterhing. »Was ist hier los?« dröhnte der Mann. »Man hat mich von einem warmen Feuer und einem guten Essen hierhergesprengt! Was hat das alles zu bedeuten, Harry?«
    Harry schielte den Mann an und versuchte sich zu erinnern, wer er war. »Ich weiß es nicht«, war alles, was Harry dann sagte, ehe er einen Lakaien mit einem Nicken aufforderte, den Riegel der Gartenhaustür zurückzuschieben.
    Im Innenraum befanden sich zwei Menschen - beide splitternackt. Der eine, ein gutaussehender Mann Anfang Vierzig, versuchte den nackten Körper von Leatrice vor den Leuten abzuschirmen, die vor der Tür erschienen. Leatrice kauerte hinter dem Mann auf dem Boden.
    Sobald es Claire gelang, den ersten Schock dieses Anblicks zu überwinden, wollte sie Brat daran hindern, in den Raum zu sehen. Sie hätte ebensogut versuchen können, eine Hummel mit einem Zwirnsfaden festzubinden. Brat war in Sekundenschnelle von ihrem Pferd herunter, stand dann zwischen den Türpfosten und starrte die beiden hemmungslos an. Claire bemühte sich, ihr es nicht gleichzutun.
    Im nächsten Moment wurde die allgemeine Erstarrung von der dröhnenden Stimme des Vikars durchbrochen. Er beschwor den Zorn Gottes auf die beiden herunter, die sich der Unzucht sündig gemacht hatten.
    Harry stieg endlich

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