Zwischen Leidenschaft und Liebe
Trevelyan hielt ihre Hüften fest und leitete sie so, daß ihre Bewegungen miteinander harmonierten. Sie war erstaunt, wie gut sie zusammenpaßten.
Ihre Augen weiteten sich noch mehr, als sie spürte, wie die Glut in ihr wuchs. Sie klammerte sich an ihn und hob ihre Hüften noch höher.
»Trevelyan«, sagte sie, und da war eine Spur von Angst in ihrer Stimme. Sie sah ihn an und bemerkte die Anspannung auf seinem Gesicht, als versuchte er das, was geschah, zu verhindern. Die Welle der Leidenschaft erfaßte sie und schwemmte sie fort.
Als ein Feuerball in ihrem Innern dann explodierte, wußte Claire, daß dies das wunderbarste Erlebnis ihres Lebens war. Ihre Finger gruben sich in Trevelyans Rücken. Sein Gesicht war an ihrem Hals verborgen, und sie spürte seine feuchten Haarsträhnen auf ihrer Haut.
Sie lagen lange so beisammen, hielten sich fest umschlungen, bis Claire sich von ihm löste. Sie wollte ihn anschauen.
Seine Augen waren geschlossen, und er wirkte sehr jung -wie ein Junge. »Wie alt bist du?« fragte sie.
Er lächelte mit geschlossenen Augen. »Dreiunddreißig.«
Sie streichelte über seine Schläfen und schob ihm die Strähnen aus dem Gesicht. »Ich glaube nicht, daß wir das hätten tun sollen«, sagte sie leise.
Er öffnete sofort die Augen, sie waren flammend und zornig. »Wenn du damit sagen willst, daß wir Harry verraten haben, dann solltest du wissen, das Harry in diesem Moment mit seiner Mätresse in Edinburgh zusammen ist.«
Claire war erschrocken über den Ärger in Trevelyans Stimme. »Bist du auf Harry eifersüchtig?«
»Wegen seiner verdammten Mätresse? Sie ist fünfundvierzig Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder, von denen eins Harry bemerkenswert ähnlich sieht.«
In diesem Moment konnte Claire nicht über eine solche Neuigkeit nachdenken. Harry schien weit weg zu sein. Sie küßte Trevelyans Augenlider. »Ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken. Ich will gar nichts denken.« Ein Teil ihres Bewußtseins registrierte, daß es nicht richtig war, mit einem Mann zu schlafen, während sie mit einem anderen verlobt war, aber sie war dennoch glücklich, mit Captain Baker - dem Mann, den sie seit vielen Jahren als Helden verehrt hatte, zusammenzusein.
Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die Narben auf seinen Wangen und erinnerte sich an jedes Wort, das er darüber geschrieben hatte - wie und wo diese Narben entstanden waren. Sacht berührte sie die anderen Narben an seinem Körper. An seinen Schienbeinen waren die langen Narben von den Schnitten, die er sich selbst beigebracht hatte, um die Beine, die bei Malariaanfällen heftig angeschwollen waren, von dem Druck des aufgestauten Blutes zu befreien.
Sie saß neben ihm, berührte und betrachtete ihn. Sie war neugierig, wie ein nackter Mann aussah, und besonders neugierig auf das Aussehen dieses Mannes.
Als sie sein Gesicht betrachtete, merkte sie, daß ihre Neugierde bei ihm ein Stirnrunzeln hervorgerufen hatte.
»Schaust du mich an? Oder überlegst du, was du der Welt von Captain Baker berichten willst?«
Sie streckte sich neben ihm aus. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie aufrichtig. »Du bist mir in so vielerlei Gestalt erschienen. Als ich dich kennenlernte, hielt ich dich für einen alten Mann. Für einen schwachen, kranken Mann. Dann hielt ich dich für einen Zyniker - einen von diesen Leuten, die die Welt als einen üblen Ort ansehen und sich dazu entschlossen haben, unglücklich zu sein. Dann entdeckte ich, daß du der berühmte Captain Baker bist. Und jetzt — . . .«
»Und jetzt?«
»Jetzt weiß ich nicht, wer du bist.«
»Laß es mich dir zeigen«, sagte er, und seine Augen waren von einer flammenden Eindringlichkeit. »Laß es mich dir zeigen, wer ich bin. Gib mir die Zeit dafür, bis Harry zurückkommt. Das ist alles, worum ich dich bitte. Harry wird vermutlich in vier, fünf Tagen nach Hause kommen. Dann kannst du zu ihm zurückgehen. Aber bis dahin verbringe ich jede Minute mit dir.«
Claire zog die Decke über ihre nackten Brüste. »Ich . . . ich weiß nicht. Da sind Miss Rogers und die Herzogin. Ich denke, Harrys Mutter weiß bereits zuviel von dem, was ich tue, und da ist meine eigene Familie zu berücksichtigen. Meine Mutter ...«
»Ich werde mich um die Rogers und die Herzogin kümmern. Was deine Eltern betrifft, so scheinen sie sich wenig darum zu kümmern, was ihre Töchter machen.«
Als Claire ihn ansah, wußte sie, daß sie sich nichts sehnlicher wünschte, als mit ihm zusammen zu sein.
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