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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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leiden, wenn jemand schwätzt, während ich arbeite.«
    »Wenn Sie mir sagen würden, woran Sie arbeiten, könnte ich Ihnen vielleicht dabei helfen.« Schon der Gedanke an eine Beschäftigung genügte, daß sie sich so wohl fühlte wie seit Tagen nicht mehr.
    »Können Sie arabische Manuskripte lesen?«
    »Nein, aber ich kann ...«
    »Dann sind Sie mir nicht von Nutzen. Gehen Sie dorthin und setzen Sie sich.« Er deutete mit dem Kopf auf eine gepolsterte Fensterbank. »Nehmen Sie sich ein Buch oder Papier und Feder.«
    Claire ging zu der gepolsterten Bank, setzte sich darauf und blickte aus dem Fenster. Sie mußte den verrosteten Rahmen mit den primitiven Scharnieren öffnen, um etwas sehen zu können, denn das Glas war so alt und trübe, daß man nicht hindurchblicken konnte. Sie sah über die Gärten zum Wald und auf die mit Heidekraut bewachsenen Hügel dahinter.
    Lange saß sie so da, atmete die süße, kühle schottische Luft ein und betrachtete die Hügel. Nach einer Weile drehte sie sich um und sah, daß Trevelyan sie anstarrte. Er schien ihre Gedanken lesen zu können, aber sie hatte keine Ahnung, was in seinem Kopf vorging.
    Wie gewöhnlich erschrak sie über die Eindringlichkeit, mit der er sie ansah, und die grünliche Verfärbung seiner Haut. »Sind Sie sehr krank?« fragte sie leise.
    »Ich bin es gewesen«, erwiderte er barsch. Offensichtlich war er nicht bereit, mit ihr über seine Gesundheit zu reden. »Lesen Sie auch hin und wieder oder gehören Sie zu jener Sorte von Mädchen, die sich dazu zu schade sind und ganze Tage mit Nichtstun verbringen können?«
    »Sind Sie immer so übellaunig oder nur bei mir?«
    Er hätte fast gelächelt. »Ich bin zu allen gleich.«
    »Ein schrecklicher Gedanke«, sagte sie leise.
    Jetzt lächelte er wirklich, und sie bemerkte, daß er nicht so krank oder gar so häßlich aussah. Als sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, warnte er sie: »Kommen Sie mir ja nicht mit weiteren Fragen!« Dann stand er auf und ging zu zwei schmalen Eichentüren, die in einer Wand eingelassen waren. Als er die Türen öffnete, sah sie, daß sich dahinter Bücher verbargen. Sie sprang von ihrer Fensterbank herunter und schlüpfte an ihm vorbei, um die Titel auf den Buchrücken besser lesen zu können. Sie bemerkte nicht, wie Trevelyan auf ihren Scheitel hinunterblickte. Er beugte sich vor, um den Geruch ihres Haars einzuatmen. Sie dufteten nach Sonne und Heidekraut, und er hatte Mühe, dem Verlangen, ihren Nacken zu küssen, zu widerstehen.
    Claire wußte nicht, was mit ihr geschah, aber plötzlich überlief sie eine Gänsehaut. Sie zuckte zur Seite, als hätte sie sich die Haut verbrannt. »Ich ... ich denke, ich sollte jetzt besser gehen.«
    Er machte nun wieder dieses Gesicht, das sie immer so in Rage brachte. Unter seinem Schnurrbart wölbten sich die Lippen zu einem leichten Lächeln, als er ein Buch von einem Brett holte. »Ich dachte, Sie wollten etwas lesen. Ah, hier haben wir ja etwas. >Das Wiederentdeckte Tibet<. O nein, das ist ja in italienischer Sprache verfaßt.« Er wollte das Buch in das Regal zurückstellen, aber sie riß es ihm aus der Hand, wobei sie einen möglichst großen Abstand zu ihm einzuhalten versuchte.
    »Zu Ihrer Information - ich kann italienische Texte lesen. Zufälligerweise kenne ich dieses Buch bereits. Sagte ich nicht, daß ich alle Bücher von Captain Baker gelesen habe?«
    »Ja, das sagten Sie. Nun, es lohnt wohl nicht, diese Bücher ein zweites Mal zu lesen, nicht wahr?«
    »Ich habe die Kapitel, die mir gefielen, mehrere Male gelesen.«
    »Wie meinen Sie das - >die Kapitel, die mir gefielen    »Warum fühlen Sie sich durch meine Worte persönlich angegriffen? Der Mann schrieb über alles, was er beobachtete. Einiges davon war ziemlich langweilig.«
    »Was zum Beispiel?«
    Er war einen Schritt näher gerückt; doch Claire stellte stirnrunzelnd den alten Abstand wieder her. »Seine Beschreibung von Fuhrwerken zum Beispiel«, sagte sie rasch. »Er pflegte sie zu vermessen und zählte dann alle Maße auf: den Durchmesser der Räder, die Länge der Wagen, die Größe der Sitzflächen und so weiter. Eine endlose Liste, die den Leser fast zur Verzweiflung bringt.«
    »Sie hatten wohl das Fassungsvermögen Ihres Gehirns überschätzt, wenn Ihnen diese Kapitel nicht gefielen«, versetzte er spöttisch. »Sie ...«
    Sie drehte sich wieder zu ihm. Aus ihren Augen sprach eine solche Leidenschaft, daß Trevelyan unwillkürlich zusammenzuckte. Es waren die

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