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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Augen eines Menschen, der an etwas glaubte, und da er schon lange jeglichen Glauben verloren hatte, konnte er sich zunächst diese Leidenschaft auf ihrem hübschen Gesicht nicht erklären. Er beobachtete, wie ihre Augen aufleuchteten vor Erregung und ihr Mund voller wurde. Wieso hatte er nicht gleich erkannt, daß sie eine Schönheit war? Warum hatte er nur die Oberfläche gesehen und nicht das starke Temperament, das darunter schlummerte? Er rückte wieder einen winzigen Schritt näher an sie heran.
    »Das Wunderbare an seinen Büchern sind die Beschreibungen der Menschen«, sagte Claire in emphatischem Ton. »Er war ein großartiger Beobachter menschlicher Charaktere. Die Bücher der meisten Forscher sind in dieser Hinsicht langweilig. Sie schreiben über Entfernungen; und wenn sie auf etwas Interessantes stoßen, muß der Leser sich zumeist mit solchen dürftigen Schilderungen abfinden wie: >Ich sah heute einen sehr ungewöhnlichen Volksstamm. Diese Menschen ernähren sich von Ameisen.< So etwas kann den Leser zum Wahnsinn treiben. Man möchte doch sofort wissen, ob sie die Ameisen braten oder kochen und ob sie sie züchten. Eine Unmenge Fragen fallen einem da sogleich ein. Doch Captain Baker stellt seine Leser immer zufrieden. Er berichtet dem Leser alles.«
    »Einschließlich dem Durchmesser von Rädern und Fuhrwerken«, sagte Trevelyan fast automatisch, denn er war mehr von der Vortragenden als von ihrem Vortrag gefesselt.
    Sie drehte sich mit einem ärgerlichen Kopfschütteln dem Bücherschrank zu. »Ich glaube nicht, daß Sie so etwas begreifen können.«
    »Aber Captain Baker würde das zweifellos begreifen, und natürlich auch der junge Harry.« Trevelyan war schockiert über den eifersüchtigen Ton, den er aus seiner Stimme heraushörte. Zum Glück schien die kleine Amerikanerin ihn nicht bemerkt zu haben.
    Sie bückte sich, um die Titel auf den Rücken der Bücher lesen zu können, die auf dem untersten Brett standen, und Trevelyans Blick wanderte über ihren Körper. Er sehnte sich so sehr danach, die Hände um ihre Taille zu legen, daß seine Finger zitterten.
    »Ist Ihr fortgeschrittenes Alter daran schuld, daß Sie ständig auf Harrys Jugend anspielen? Mein Vater tut das auch immer bei jüngeren Männern. Es scheint ihm das Gefühl zu geben, ihnen überlegen zu sein.«
    Sie richtete sich wieder auf und wäre dabei fast gegen Trevelyan geprallt. »Ich sehe in diesem Schrank nur Bücher von Captain Baker.« Sie drehte sich zu ihm um und lehnte sich ein wenig zurück, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Sie sah ihm in die Augen, und einen Moment lang stockte ihr der Atem. Noch nie hatte ein Mann sie so angesehen. Sie fragte sich sogar, ob überhaupt ein Mann eine Frau jemals so angesehen hatte. Seine Augen, in denen zumeist ein spöttischer Funke tanzte, waren voller ... Sie war sich nicht sicher, was aus seinen Augen sprach, aber Spott war es ganz gewiß nicht.
    Sie trat einen Schritt zurück. »Ich glaube, daß auch Sie von diesem Mann fasziniert sind - habe ich recht?« sagte sie hastig. »Deswegen waren Sie wohl auch beleidigt, als ich ihn kritisierte.«
    »Was tragen Sie denn da hinten auf Ihrem Rock?« fragte er leise.
    Claire erwiderte mit einem kurzen, nervösen Lachen: »Eine Turnüre. Wo haben Sie denn gelebt, daß Sie nicht wissen, was eine Turnüre ist?«
    »Ich habe viele Jahre im Ausland verbracht.«
    »So muß es wohl sein.« Sie drehte sich abermals dem Bücherschrank zu und holte ein paarmal tief Luft, damit ihr Puls sich ein wenig beruhigte. »Ich möchte dieses Buch dort mitnehmen. Allerdings habe ich es mindestens schon zehnmal gelesen.«
    Er nahm ihr das Buch aus der Hand, las den Titel >Die Suche nach Pesha< und stellte es auf das Brett zurück. »Wenn Sie es bereits zehnmal gelesen haben, muß es Sie ja langweilen.«
    »Es langweilt mich aber nicht. Ich . . .«
    Er legte seine Hände auf ihre rechte Hand und hinderte sie daran, das Buch wieder an sich zu nehmen. »Ich habe etwas von ihm, das Sie bestimmt noch nicht kennen.«
    Sie entriß ihm ihre Hand. »Aber es gibt nichts von ihm, das ich nicht ge . . .«
    »Es ist ein Manuskript, das nie veröffentlicht wurde.«
    Claire hielt den Atem an, drehte sich zu ihm um und lächelte. »Zeigen Sie es mir, bitte.«
    Sie hat das offenste Gesicht der Welt, dachte Trevelyan. Man kann darin lesen wie in einem Buch. Und dieser Eifer, dieser Wissensdurst, die sich auf ihrem Gesicht spiegelten, wirkten ansteckend. Er hätte ihr gern mehr

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