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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gewesen. Oder hätte er es lieber gesehen, daß niemand diese Stadt betrat, wenn ihm der Besuch der Stadt durch seine Krankheit verwehrt wurde? Halten Sie ihn für so egoistisch?«
    »Nicht egoistisch. Er war ...«
    »... eitel. Das sagten Sie bereits.«
    »Warum stört Sie das? Ich sage doch nur, daß ich nicht glaube, daß Captain Baker nicht in Pesha gewesen ist. Ich denke, daß dieser Powell lügt.« Sie blickte ihn entgeistert an. »Oder halten Sie es für möglich, daß dieser Powell Captain Baker ermordet hat, um sich seine Notizen anzueignen?«
    Trevelyan schnitt eine Grimasse und drehte ihr wieder den Rücken zu. »Eines Tages werde ich wohl noch Amerika besuchen müssen, um herauszufinden, was für eine Atmosphäre solch blühende Phantasie bewirkt.«
    »Der Gedanke ist nicht so abwegig, wie Sie es darstellen.«
    »Was würde Powell wohl damit erreichen, wenn er Bakers Notizen stiehlt und die Welt belügt?«
    Sie war erstaunt über seine Bemerkung. »Prestige. Ehre. Orden von der Königin, von dem Geld, das er damit verdienen kann, ganz zu schweigen.«
    »Unsterblichkeit, meinen Sie? Ist das nicht ein bißchen übertrieben?«
    »Es ist keine Übertreibung. Der erste Mensch, der Pesha betritt und lebend aus der Stadt in unsere Welt zurückkehrt, wird der Menschheit immer im Gedächtnis bleiben.« Sie ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten. »Wie sehr ich mir wünschte, ich hätte Captain Bakers Notizen lesen können. Er würde die ganze Geschichte von Pesha erzählen. Dieser Powell wäre dazu niemals fähig.«
    »Weshalb nicht? Wenn er die Stadt gesehen hat, sollte er auch in der Lage sein, zu berichten, was er dort sah.«
    »Aber er hat Pesha ja gar nicht gesehen. Er kann es nicht gesehen haben. Kein lebender Mensch kann diese heilige Stadt betreten, wenn er nicht so aussieht, sich so benimmt und so redet wie ein Peshaner. Nur Captain Baker hätte diese Leistung vollbringen können. Was ist denn dieser Powell anderes als ein gewöhnlicher Mensch?«
    »Und Baker war kein gewöhnlicher Mensch?«
    »Nein. Captain Baker war ein großer Mann, und die Aufgabe, bis nach Pesha vorzudringen, verlangte einen großen Mann. Aus dem wenigen, was ich über Powell gelesen habe, weiß ich, daß er lediglich fünf oder sechs Sprachen beherrscht.«
    »Demnach ist er ein Halbgebildeter.«
    »Müssen Sie über allem Ihren Spott ausgießen?«
    »Ja«, erwiderte er wahrheitsgemäß. »Ohne Zweifel machte sich Ihr Captain Baker nie über etwas lustig.«
    Sie dachte eine Weile darüber nach. »Ich glaube, Captain Baker war im Grunde ein kalter Mann. Das machte ihn ja zu so einem großartigen Beobachter. Er konnte unaussprechliche Grausamkeiten mit ansehen und darüber berichten. Den meisten von uns gewöhnlichen Sterblichen wäre es schlecht geworden, oder sie hätten sich die Augen ausgeweint oder krampfhaft darum bemüht, das Verhalten der Wilden zu ändern. Aber Baker hat alles miterlebt und nie etwas dabei empfunden.«
    »Ich denke, daß er vielleicht doch etwas empfand«, widersprach Trevelyan leise.
    »Nein, Captain Baker war ein großer Mann und verdient es, im Gedächtnis der Menschheit weiterzuleben, aber ich bezweifle sehr, daß er ein Herz hatte für seine Mitmenschen.« Sie hob den Kopf. »Sehen Sie nur! Dort ist Rauch. Ist das MacTarvits Haus?«
    »Ja«, sagte Trevelyan wie aus weiter Ferne, »das ist es.«
    »Nun, dann wollen wir rasch weitergehen!«
    Trevelyan war so mit dem beschäftigt, was sie über Captain Baker gesagt hatte, daß ihm gar nicht bewußt wurde, was sie tat. Die Schüsse peitschten durch die Luft; ehe er die Gelegenheit fand, sie am Arm zu packen und zurückzuhalten.

8. Kapitel
    Es ist verblüffend, wie zwei Menschen zwar das gleiche sehen, jedoch glauben, zwei vollkommen verschiedene Dinge wahrzunehmen. Als Claire Angus MacTarvit vor sich sah, in seiner ganzen Größe von einem Meter sechzig, gebaut wie ein Bulle, dem er tatsächlich ähnelte, wußte sie, daß sie endlich einen echten Schotten vor sich hatte - einen, der nicht einen Kilt trug, weil er damit Eindruck schinden wollte, sondern weil es ein Kleidungsstück war, das er immer getragen hatte wie seine Vorfahren vor ihm. Die MacTarvits hatten vermutlich auch den Kilt in der Zeit des Kleiderbanns nicht abgelegt, als England, wieder einmal darum bemüht, sich die Schotten untertänig zu machen, ihnen das Tragen von Kilts verboten hatte.
    Trevelyan hingegen sah einen giftigen kleinen Mann, der niemals in seinem Leben etwas mit anderen

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