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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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war, widmete sie sich dem Faltenwurf über seiner Schulter. Sie sah ihm nicht in die Augen, als sie die Brosche feststeckte.
    Trevelyan hielt den Atem an, als sie ihn berührte. Er fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn er die Hände auf ihre Hüften legte und über ihre Schenkel strich. Wahrscheinlich würde sie fliehen, dachte er, oder schlimmer noch - ihn auslachen. Wie kommt ein Mann Ihres Alters dazu, an solche Sachen zu denken? hörte er sie im Geiste sagen.
    »Sie dürften diese Brosche eigentlich nicht tragen, wissen Sie das?« sagte sie leise. Sie wollte sich nicht von ihm wegbewegen. Als sie ihn berührte, merkte sie, daß er gar nicht so mager war, wie sie geglaubt hatte. Er war nicht mager, und er war nicht fett.
    »Was?« sagte er, und gab vor, ihr Flüstern nicht zu verstehen. Er beugte sich näher zu ihrem Mund.
    »Das ist die Brosche des Clanchefs, und nur Harry sollte sie tragen. Diese Brosche ist das Abzeichen des Clanchefs.« Sie legte den Finger auf die Brosche.
    »Ich werde daran denken«, sagte er und nahm ihre Fingerspitzen in seine. Er fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn er ihr die Wahrheit beichtete, daß er in Wahrheit der Herzog war und der Chef seines Familienclans. Würde sie ihm in die Arme fallen und ihm sagen, daß sie ihn liebte, und daß sie sich nur getäuscht hatte? Trevelyan hatte niemals auf einen Titel oder sonst etwas zurückgreifen müssen, um eine Frau zu erobern, die er haben wollte, und das hatte er auch jetzt nicht vor.
    »Fertig?« fragte er abermals, und sie entzog ihm ihre Fingerspitzen.
    Sie lief zur Tür, aber er ging zu dem von der Decke bis zum Boden reichenden Porträt, nahm die Kerze und forderte sie mit einem Kopfnicken auf, ihm zu folgen. Er sah, wie ihr Gesicht aufleuchtete in der Erwartung eines Abenteuers. Ein Feigling schien sie nicht zu sein.
    Claire folgte ihm die schmutzige, lange unbenützte Treppe hinunter, durch niedrige Tunnels voller Spinnenweben und endlich am Ende des Ostflügels durch eine Tür ins Freie.
    »Wunderbar«, sagte sie, »einfach wunderbar.«
    Er lächelte sie an. »Haben Sie Lust auf einen Spaziergang? Aber es ist ein weiter Weg bis zu MacTarvit.«
    »Es macht mir Spaß, dorthin zu wandern«, erwiderte sie und sog die süße reine schottische Luft tief ein.
    Zwei Stunden später wünschte sie fast, sie hätte sich nicht so begeistert von diesem Vorschlag gezeigt. Sie war Trevelyan bergauf, bergab gefolgt und hatte kleine Flüsse überwunden. Trevelyan hatte ihr ein Stück trockenes hartes Brot gegeben, das er in seiner Ledertasche aufbewahrt hatte, und zweimal hatte er ihr seinen schweren Stock geliehen.
    »Warum tragen Sie einen Stock bei sich, der aus Eisen besteht? Würde einer aus Holz nicht den gleichen Zweck erfüllen?«
    »Ich muß wieder zu Kräften kommen«, sagte er über die Schulter.
    Sie wollte ihn nach seiner Krankheit fragen, tat es aber nicht, denn sie hatte bereits erfahren müssen, daß er es nicht mochte, wenn man sie erwähnte.
    Nachdem sie drei Stunden gegangen waren, setzten sie sich auf einen Felsblock, und Trevelyan holte Datteln aus seiner Ledertasche. Er runzelte die Stirn, als sie die Früchte heißhungrig verschlang. Sie beherrschte sich so weit, daß sie ihre Datteln erst kaute.
    »Als ich gestern abend in mein Zimmer kam, lag eine Zeitung unter meinem Kopfkissen.«
    »Und wer, glauben Sie, hat sie dort hingelegt?« fragte er.
    »Zuerst dachte ich, Sie wären es gewesen, obwohl ich noch nicht wußte, daß es eine Möglichkeit für Sie gibt, unbemerkt in mein Zimmer vorzudringen.« Sie lachte über sein selbstgefälliges Grinsen. »Wissen Sie, wer es meiner Meinung nach gewesen sein kann?« Sie hielt inne. »Leatrice.«
    Trevelyan blickte über die Hügel, wo das sanfte Purpur des Heidekrauts sich mit dem Graugrün der Felsen und Gräser vermischte. Er dachte an das lachende Mädchen, das er einst gekannt hatte, und das sich zu einer furchtsamen Frau entwickelt hatte, die nun auf ihrem Zimmer blieb und ihrer Mutter gehorchte wie ein Hündchen. »Lee würde so etwas tun. Es steckt etwas Rebellisches in ihr.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben.« Sie erzählte ihm, wie sie tags zuvor Leatrice mit irgend etwas beleidigt zu haben schien. »Und dabei habe ich sie nur gefragt, wie es ihrer Mutter ginge.«
    »Es ist verboten, die Gebrechen der alten Dame zu erwähnen. Jedenfalls im größeren Kreis und mit lauter Stimme.«
    Claire verzehrte die letzte von den Datteln und ging zum Bach, um daraus

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