Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
erschöpft auf Pjukas Rücken fallen, sackte auf sie und ließ sie sein ganzes Gewicht tragen.
Jasureas Lider flatterten, als wäre sie selbst zum Höhepunkt gekommen. Sie spürte ein sanftes Ziehen im Unterleib. Ihre Gedanken wanderten unwillkürlich zum gefangenen Prinzen mit dem blonden Haar, den ozeanblauen Augen und dem stolzen, braungebrannten Körper. Statt der Königin und Medesh sah Jasurea plötzlich den Prinzen und sich selbst, wie sie sich unter dem Baum liebten. Jasureas Tagträume wurden jäh unterbrochen, als Medesh Pjuka auf die Wiese zurückführte, wo er und die Königin sich vor Jasureas Versteck ins Gras fallen ließen. Pjuka kuschelte sich eng an Medesh, der sie dicht an sich zog. Beide schlossen sie die Augen.
Jasurea umfasste ihre heißen Wagen mit den Händen, als wolle sie sie abkühlen. Sie wartete. Was jetzt? Würden sie einschlafen? Würde sie sich davon stehlen können?
Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr ganzer Körper schmerzte. Während ihrer Beobachtungen hatte sie nicht gewagt, sich zu rühren, aus Furcht davor, entdeckt zu werden.
Jasurea wartete ab, die Minuten verstrichen langsam und zäh. Als sie Medesh plötzlich schnarchen hörte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Beinahe im selben Moment sprang sie auf die Füße. Jetzt oder nie! Leise wie ein Hase flitzte sie hinter den Büschen davon.
Sie hatte Glück. Ihre Flucht blieb unbemerkt. Erhitzt rannte sie den ganzen Weg in die Stadt zurück. Die Menschenmenge in der Stadt hatte sich inzwischen aufgelöst. Jasurea konnte die Hauptstraße ungehindert passieren. Als sie endlich beim Steinhaus ihrer Tante angekommen war, ließ sie sich keuchend und verschwitzt auf die Treppe vor dem Haus fallen.
Jasurea blinzelte in die Sonne. In Gedanken sah sie immer wieder Pjuka und Medesh vor sich. Natürlich, der Klatsch, der um die Königin kursierte, war auch ihr zu Ohren gekommen. Wenn man dem einfachen Volk Glauben schenken wollte, so hatte die Königin ihr Bett vor zehn Jahren zum letzten Mal mit dem König geteilt. Man munkelte, sie hätte eine Affäre mit einem ihrer Angestellten. Einem Stallburschen, falls sich Jasurea richtig erinnerte. Obwohl Medesh nicht wie ein einfacher Stallarbeiter aussah.
Wie auch immer, es war eine Sache, von der Affäre der Königin zu wissen. Pjuka beim Liebesspiel zu beobachten, war etwas ganz anderes, etwas Verbotenes, das nicht hätte sein sollen.
Jasurea schüttelte den Kopf. Was für ein Tag! Zuerst waren ihrem Herz Flügel gewachsen, es hatte sich aus ihrer Brust gelöst und war niemand anderem als dem gefangenen Prinzen zugeflogen. Als wäre das nicht schon genug, hatten die Königin und ihr Liebhaber sich einander auch noch direkt vor ihren Augen hingegeben.
Aus den Augenwinkeln registrierte Jasurea eine Bewegung. Sie drehte den Kopf und erblickte ihre Tante, die sich ihr verschwitzt und außer Atem näherte. Anaisa sah so erregt aus, dass Jasurea schon fürchtete, sie hätte einen weiteren möglichen Heiratskandidaten gefunden.
Anaisa ließ sich mit einem Seufzer neben Jasurea auf die Treppe sinken.
Jasurea war erleichtert, als Anaisa statt auf das Thema Heirat auf die Gefangenschaft des Prinzen zu sprechen kam. Doch die Neuigkeiten, die Anaisa ihr zu erzählen wusste, schockierten Jasurea: Ein Bote des Nachbarvolkes sei soeben eingetroffen. Das Weizenvolk wäre nicht bereit, seinen gefangenen Prinzen gegen das umstrittene Gebiet am Ru-Fluss einzutauschen.
Dies bedeutete zweierlei: Erstens- der langjährige Krieg um das Flussgebiet würde weitergehen. Zweitens: Der gefangene Prinz würde vor die Hund gehen. Die Gefangenen im königlichen Kerker wurden nämlich weder mit Nahrung noch mit Wasser versorgt. Nahrung und Wasser erhielten sie einzig durch Verwandte, die sich um sie kümmerten. Doch der gefangene Prinz hatte keine Familie in ihrem Land. Es gab niemanden, der ihn mit Speisen versorgen würde. Niemanden, der ihm Getränke bringen würde. Sein Schicksal war also besiegelt.
Jasurea spürte einen Stich im Herzen. Sie presste eine Hand auf ihr wildklopfendes Herz, das heute eine Aufregung nach der andern durchlebte. Das Bild des Prinzen stieg vor ihrem inneren Auge auf. Sie sah den kräftigen, stolzen jungen Mann vor sich, dessen Blick sich auf dem Triumphzug mit dem ihren vereint hatte. Sie sah, wie sein Mundwinkel gezuckt hatte, als er sie betrachtete, so, als würde er ihr trotz den widrigen Umständen ein Lächeln schenken. Jasurea wusste, dass sie den Prinzen nicht einfach seinem
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