Zwischen Macht und Verlangen
Stimme. Shelby hörte den ärgerlichen Unterton, obgleich sich Alan sofort beherrschte.
Vielleicht ist das ein Weg, überlegte sie, ihn zu veranlassen, seine Pläne aufzugeben. Ich muss mit seinen Gefühlen spielen. Aber das kann auch für mich gefährlich werden, die Sache geht mir mehr und mehr unter die Haut. Dabei halten wir noch gebührenden Abstand trotzdem wird mein Widerstand schwächer, das merke ich deutlich.
Shelby war sehr nachdenklich, als sie in Alans Wagen einstieg.
Während Alan den Mercedes aus der Parklücke manövrierte, versuchte sie Konversation zu machen. „Es war schön mit Ihnen im Zoo“, sagte sie. „Ich bin froh, dass Sie mich überredet haben, mit Ihnen auszugehen. Bis sieben Uhr heute Abend hätte ich eigentlich nicht gewusst, was ich tun sollte.“
Die folgende Pause war bedrückend. Alan rutschte auf seinem Sitz herum in der Hoffnung, die Muskelverspannung in der Magengrube würde sich lösen. „Ich bin immer froh, wenn ich eine klaffende Lücke ausfüllen kann.“ Er verringerte die Fahrgeschwindigkeit und konzentrierte sich auf den Straßenverkehr. Ihren Körper so deutlich zu spüren, war eine Folter für ihn gewesen und weckte die drängende Sehnsucht nach mehr.
„Der Umgang mit Ihnen ist unkompliziert, Alan, was man nicht von jedem Politiker behaupten kann.“ Shelby wunderte sich über ihre eigenen Worte. Wie konnte sie derart lügen? Sie öffnete das Fenster an ihrer Seite und hielt ihr heißes Gesicht in den kühlen Wind. „Ich meine“, fügte sie lahm hinzu, „dass Sie so gar nicht eingebildet sind.“
Aus den Augenwinkeln heraus warf er ihr einen erstaunten und keineswegs freundlichen Blick zu. „Meinen Sie?“ fragte er.
„Ja, wirklich.“ Shelby lächelte zuckersüß. „Vielleicht werde ich Sie sogar wählen.“
Alan musste an einer Ampel bei Rot anhalten. „Ihre spitzen Bemerkungen sind schon besser gewesen.“
„Aber Alan, ich wollte Ihnen etwas Nettes sagen! Wählerstimmen sind doch wichtig für Sie.“
Grünes Licht zeigte freie Fahrt an, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis Alan es bemerkte. „Seien Sie vorsichtig!“ warnte er Shelby, während er auf das Gaspedal trat.
Ich falle ihm auf die Nerven, dachte Shelby und hasste sich dabei selbst, war aber fest entschlossen, auf diesem Weg weiterzugehen. „Sie sind empfindlich, doch das macht nichts.“ Shelby wischte mit der Hand ein wenig Staub von ihren Jeans. „Es gehört zu Ihren Privilegien, etwas übersensibel zu sein.“
„Darum geht es gar nicht“, antwortete Alan gereizt. „Aber Sie benehmen sich höchst widerwärtig.“
„Dann ist es ja gut, dass die Fahrt zu Ende ist“, gab Shelby zurück. „Wir sind angelangt. Ich danke Ihnen, Alan. Jetzt werde ich ein Bad nehmen und mich in Ruhe für den Abend ankleiden. Danke, Alan – bis demnächst!“ Sie beugte sich zu ihm hinüber, küsste ihn leicht auf die Wange und sprang aus dem Wagen.
Innerlich verwünschte sie ihre Taktik. Als sie die Haustür erreicht hatte, seufzte sie tief. Einen Augenblick später spürte sie Alans harten Griff an ihrem Arm.
„Was soll das alles?“ fragte er böse. „Versuchen Sie keine derartigen Spielchen mit mir, Shelby!“
Sie gab sich größte Mühe, ihrem Gesicht einen gelangweilten Ausdruck zu geben. „Ich habe mich doch schon bedankt, Alan. Der Tag war wirklich reizend. Mal etwas anderes, nicht wahr?“
Sie schloss die Tür auf und wollte in ihre Wohnung schlüpfen, doch Alan hinderte sie daran.
Wutausbrüche kamen bei Alan MacGregor höchst selten vor, Unbeherrschtheit lag zwar in seiner Familie, aber ihm gelang es meistens, sein Temperament zu zügeln. Auch in diesem Moment zwang er sich zur Ruhe. „Und?“ fragte er.
„Und? Was meinen Sie damit?“ Shelby zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Es gibt kein ‚und‘, Alan! Wir haben ein paar angenehme Stunden zusammen im Zoo verbracht und uns gut amüsiert. Das bedeutet aber gewiss nicht, dass ich mit Ihnen schlafen musste.“
Shelby erschrak über den Zorn in seinen Augen. Instinktiv trat sie zurück, ihre Kehle wurde trocken. War das noch derselbe Mann?
„Glauben Sie wirklich, dass ich nur mit Ihnen schlafen will?“ fragte er mit eiskalter Stimme und folgte Shelby in den Korridor. „Wenn ich Sie ausschließlich fürs Bett hätte haben wollen, dann wären Sie längst dort gelandet.“ Spielerisch legte er die Hand an Shelbys Hals. Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen, entgegnete aber dennoch mit fester Stimme: „Meine
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