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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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woran ich bei dir war. Ich schätze, du weißt selbst oft nicht, was du willst, habe ich recht?“, sagte er. Darauf antwortete sie nicht. Sie dachte nur kurz darüber nach und beschloss dann, das Thema zu wechseln.
    „Vorhin hast du gesagt, du willst mir von deiner Arbeit erzählen.“
    „Ach ja“, sagte er seufzend. „Was soll ich da erzählen? Ich habe das Familienunternehmen übernommen, als mein Vater letztes Jahr überraschend starb.“
    „Oh“, machte Leslie, „tut mir leid.“ Sie erinnerte sich daran, wie Salvatore Massimo Ruggiero auf Raffaellos Geburtstagsfeier eine Rede für seinen Sohn gehalten hatte – und an die Zeitungsartikel, die Anne im Internet gefunden hatte. „ Des Ruggieros weiße Weste .“ Mafia. Familienunternehmen?! Ups, dachte sie entsetzt, verwarf diesen beleidigenden Gedanken aber sofort wieder. Raffaellos Miene wirkte plötzlich sehr ernst, fast verschlossen. So kannte sie ihn. So hatte sie ihn in Erinnerung.
    „Es … war schwer“, sagte er mit rauer Stimme und zum ersten Mal an diesem Tag bemerkte Leslie die dunklen Schatten unter seinen tiefbraunen Augen, die nicht auf ein sorgenfreies Leben schließen ließen. Wahrscheinlich hatte ihn der Tod seines Vaters stärker getroffen, als er nach außen hin zeigen wollte. Außerdem musste er jetzt das Unternehmen leiten.
    „War dein Vater nicht in der Politik?“, fragte sie ihn. Er seufzte.
    „In den letzten fünf Jahren hat er sich lieber um seine Geschäfte gekümmert“, sagte er. „Er wollte nicht mehr so viel mit der Öffentlichkeit zu tun haben, sich von all dem zurückziehen. Mario hat ihn dazu gebracht.“ Er lächelte schief.
    „Berät er dich jetzt auch?“, fragte Leslie.
    „Mario? Sì , aber hauptsächlich ist er noch mein bester Freund.“
    „Himmel! Du bist gerademal neunzehn und leitest das Unternehmen deiner Familie“, sagte Leslie. „Ist das nicht schwer?“ Mit einem Mal wirkte Raffaello nachdenklich. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    „Oft, ja“, sagte er. „Aber ich habe ziemlich viel von meinem alten Herrn gelernt – auch, wenn ich schon immer andere Ansichten hatte als er.“
    „Dann willst du euer Geschäft also verändern?“
    „Ich habe es vor, ja“, entgegnete er. „Aber was hältst du davon, wenn wir ein bisschen über etwas anderes reden?“ Sie ging darauf ein. Wahrscheinlich sprach er nicht besonders gerne über seinen Vater – was vor einem Jahr ja genauso gewesen war.
    „Antonio ist gefeuert worden“, sagte Leslie und grinste. Raffaello hob nur unbeeindruckt eine Braue.
    „Federico? Ja, ich weiß.“
    „Woher das denn?“
    „Er hat Mist gebaut“, entgegnete er ernst. „Ziemlich großen Mist.“ Was zum Henker hatte Raffaello damit zu tun? Antonio hatte ebenfalls von ihm gesprochen. „Was hast du damit zu tun?“, fragte sie ihn geradeheraus.
    „Woher weißt du davon?“, entgegnete er, nun nicht mehr ganz so entspannt. Leslie zuckte mit den Achseln.
    „Anne und ich haben ihn vor zwei Wochen getroffen und danach haben wir uns öfters verabredet. Zu dritt. Keine Sorge“, fügte sie hastig hinzu und hätte sich im selben Moment am liebsten geohrfeigt.
    Raffaello schüttelte den Kopf. „Ich mach mir keine Sorgen“, sagte er. „Der Typ ist ein einziger Versager. Er wird wieder Mist bauen, fürchte ich.“
    „Aber was hast du mit ihm zu tun?“, wiederholte Leslie. „Er hat dich nämlich auch erwähnt.“
    „Ach? Hat er das?“, entgegnete Raffaello. „Ist ’ne lange Geschichte. Lang und nicht als Gesprächsthema geeignet, wenn du mich fragst.“
    „Hm“, machte Leslie missmutig, „das Gleiche hat er auch gesagt.“ Raffaello lächelte. Fast zufrieden.
    „Dann hat er’s begriffen“, stellte er fest, pflückte die herzförmige Waffel aus seinem Eis und hielt sie Leslie hin. „Magst du?“, fragte er. Wie elegant er vom Thema ablenken konnte. Und so charmant. Vorsichtig beugte sie sich vor und biss ein Stück von dem knackigen Keks ab. Er schmeckte überraschend gut, ein bisschen nach Vanille. Sie biss noch einmal zu.
    „Den Rest darfst du haben“, sagte sie kauend.
    „Wie großzügig“, entgegnete er grinsend und betrachtete das halbe Herz, bevor er es sich in den Mund schob. „Ich habe noch oft an dich gedacht“, sagte er dann ernst. Leslie senkte den Blick. Sein Geburtstagsgeschenk hatte sie nicht vergessen. Sie lächelte verlegen.
    „Echt?“, fragte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel. Er nickte.
    „Und darüber, was passiert wäre, wenn

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