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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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noch Vandalen, noch Griechen oder Langobarden angetastet hatten, wurde jetzt die Beute eines Räuberschwarms von Afrikanern.
    Die Vorstellung reicht nicht hin, den Reichtum der dort aufgehäuften Schätze zu fassen. Seit Constantin hatten die Kaiser, die Fürsten des Abendlandes, die Karolinger, die Päpste dort prächtige Weihgeschenke gestiftet, sodass der St.-Petersdom im Abendlande als das größte Museum der Kunstwerke von fünf Jahrhunderten betrachtet werden konnte […]. Alle diese Schätze wurden von den Sarazenen hinweggeführt. Sie rissen selbst die
silbernen Platten von den Türen, die goldenen vom Boden der Konfession und schleppten auch den Hochaltar mit sich fort. Sie verwüsteten die Gruft des Apostels; da sie den großen Bronzesarg nicht fortbringen konnten, werden sie ihn aufgebrochen und, was sich in ihm vorfand, fortgeworfen und vernichtet haben. Man muss sich vorstellen, dass diese geheimnisvolle Gruft nach dem Glauben der ganzen Welt die Leiche des Apostelfürsten umschloss, dessen Nachfolger sich die Bischöfe Roms nannten und vor dessen Asche alle Völker und Fürsten ihre Stirn in den Staub zu werfen kamen; man muss sich dies vergegenwärtigen, um das Ungeheure der Schändung selbst und den Jammer der Christenheit zu begreifen.«
    Auch St. Paul, die ehrwürdige Basilika an der Via Ostiense, der Straße zur Hafenstadt Ostia, wurde geplündert, das dortige Apostelgrab gleichfalls verwüstet. Die Römer und das Landvolk leisteten Widerstand, doch ohne Erfolg.

Der erste Sündenfall?
    Geschah hier der erste Sündenfall im Verhältnis zwischen Christen und Muslimen? Die Entweihung heiliger Stätten im Zeichen des Halbmonds. In der allgemeinen Erinnerung des Abendlands ist davon wenig in Erinnerung geblieben. Vielleicht wollten die römischen Päpste diese räuberische Schändung durch die Ungläubigen gar nicht als Zeichen christlicher Demütigung so lebhaft erhalten.
    Doch es ging weiter. Wieder Gregorovius. Er erzählt am besten:
    »Die Räuber zogen endlich ab, nachdem sie die Campagna verwüstet hatten […]. Ein Sturm verschlang viele Raubschiffe, und die Wellen warfen Sarazenenleichen an den Strand, die aus ihren Taschen manches Kleinod wieder herausgaben. Der unglückliche [Papst] Sergius II. starb am 27. Januar 847; in demselben Aposteldom, dessen Verwüstung ihm vielleicht das Herz gebrochen hatte, fand er seine Gruft.«
    Ein neuer Papst wurde gewählt, Leo IV., der sich den Römern sogleich dadurch empfahl, dass er einer großen Feuersbrunst im Borgo, dem Sachsenviertel (der Deutschen), durch Gebete und das Zeichen des Kreuzes Einhalt gebot - ebenfalls in den Stanzen des Raffael verewigt. Gegen die Sarazenengefahr setzte er jedoch nicht nur auf göttliche Hilfe, sondern ordnete den Bau von Mauern an und sammelte für dieses große Werk Geld bei den Mächtigen Europas.
    »Die reiche Beute Roms«, so fährt Gregorovius fort, »lockte unterdes die Piraten Afrikas zu einer neuen Unternehmung. Während die Römer ihre Mauern befestigten und das Viertel St. Peters verschanzten, wurde ihnen die Rüstung einer großen sarazenischen Flotte in Sardinien gemeldet. Es war im Jahre 849. Zum Glück kam eine Liga der südlichen Seestädte zustande, die erste in der Geschichte des Mittelalters: Amalfi, Gaeta und Neapel, um diese Zeit schon durch Handel blühend und von Byzanz fast unabhängig, vereinigten auf die dringende Einladung des Papsts ihre Galeeren und schlossen einen Bund mit ihm […].
    Der Papst […] zog […] an der Spitze der römischen Miliz nach Ostia, die Flotte und das Heer einzusetzen, […] warf sich dann auf die Knie nieder und betete. Danach kehrte Leo in die Stadt zurück, und schon am folgenden Tage zeigten sich die sarazenischen Segel vor Ostia. Die Neapolitaner steuerten ihnen mutig entgegen, ihre Galeeren griffen tapfer an. Aber die entbrennende Seeschlacht trennte und verwirrte ein plötzlicher Sturm; die feindlichen Schiffe wurden zerstreut oder versenkt. Viele Mauren litten an den Tyrrhenischen Inseln Schiffbruch und wurden dort niedergemacht; viele gerieten in die Gewalt der römischen Hauptleute. Man richtete sie in Ostia hin oder führte sie in Ketten nach Rom. Wie einst […], so zwangen jetzt die Römer jene Sarazenen zum Frondienst beim Bau ihrer vatikanischen Stadt.«

Sieg über Muslime - Kriegsgefangene in Rom
    Es war ein päpstlicher Sieg über Muslime, den man nicht vergaß. Rom hatte wieder Sklaven, muslimische. Der Seesieg wurde als Wunder des Apostelfürsten

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