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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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haben dir das Buch hinabgesandt mit der Wahrheit, als Erfüllung dessen, was schon in dem Buche war, und als Wächter darüber. Richte darum zwischen ihnen nach dem, was Allah hinabgesandt hat, und folge nicht ihren bösen Neigungen gegen die Wahrheit, die zu dir gekommen ist. Einem jeden von euch haben Wir eine klare Satzung und einen deutlichen Weg vorgeschrieben. Und hätte Allah gewollt, Er hätte euch alle zu einer einzigen Gemeinde gemacht, doch Er wünscht euch auf die Probe zu stellen durch das, was Er euch gegeben. Wetteifert darum miteinander in guten Werken. Zu Allah ist euer aller
Heimkehr; dann wird Er euch aufklären über das, worüber ihr uneinig wart« (Der Tisch, 5:48).
    Wal-Salaamu »Alaykum«.
    Pax Vobiscum
     
    © 2007 C. E. (christliche Zeitrechnung), 1428 A. H. (nach der Hidschra, islamische Zeitrechnung)
    Das Königliche Aal-al-Bayt-Institut für Islamisches Gedankengut, Jordanien
    Der Papst antwortete darauf Ende November. Das heißt, er ließ antworten, durch den Kardinalstaatssekretär Bertone. Nicht aus Geringschätzung für den Hauptverantwortlichen des Briefes, Prinz Ghazi Bin Muhammad Bin Talal, Präsident des Aal-al-Bayt-Instituts für Islamisches Denken, dessen Initiative dabei viel zu verdanken war. Sondern vornehmlich aus protokollarischen Gründen, weil der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche auch Souverän des Vatikanstaats ist. Ein König zum Beispiel ist ihm von daher ebenbürtig.
    Der von Saudi-Arabien zum Beispiel. Und am besten dieser, weil er der Hüter der heiligen Stätten des Islam ist. Darauf lief es hinaus. Abdullah Bin Abdulaziz al-Saud, der König von Saudi-Arabien, stand gleichsam schon vor dem Tor des päpstlichen Palastes.

Kapitel 28
    Der König von Saudi-Arabien bei Benedikt XVI.
    So geschah Historisches. Zwischen dem »Brief der 138«, wie es danach nur kurz hieß, und der päpstlichen Antwort aus dem vatikanischen Staatssekretariat. Am 6. November 2007 trafen Papst Benedikt XVI. und der König von Saudi-Arabien, Abdullah Bin Abdulaziz al-Saud, im Apostolischen Palast des Vatikans zusammen. Der König von Saudi-Arabien, der Schutzherr der heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina, wusste offenbar, warum er Benedikt seine Aufwartung machte, ungeachtet mancher Vorbehalte in seiner Umgebung und Bedenken von einigen Würdenträgern in der muslimischen Welt. Der Papst schien als Sprecher der Christenheit zum privilegierten Dialogpartner der Muslime geworden zu sein. Da mochte die Überlegung moderater Muslime und kluger, verantwortlicher Staatsmänner mitschwingen, der Papst und die katholische Kirche hätten alle Auseinandersetzungen zwischen Vernunft und Glaube, Wahrheit und Gewalt, Religion und Politik, Macht und Ohnmacht des Geistlichen - all die Gegensätze, die jetzt die Welt im Hinblick auf den Islam in Angst und Schrecken versetzen - schon durchgemacht, und es gibt sie immer noch, nicht nur in Europa, nicht allein in der »westlichen« Welt. Ohne dass sie ihre Überzeugungen verraten hätte.
    Benedikt hatte die Frage der Gewalt in einer Religion aufgeworfen. Und allmählich merkten immer mehr Muslime, Politiker wie Religionsführer, dass damit nicht nur die Verurteilung von Terroranschlägen gegen »den Westen« gemeint war. Da war die Gewalt mitgemeint, die unter Berufung auf Gott innerhalb der eigenen muslimischen Staaten tobt. Die nicht nur zu
internationalen Konflikten, sondern auch zu religiösen Bürgerkriegen führen kann.

Liebäugeln mit Gewalt gefährdet die Religion
    Als auch religiös motivierter Krieg - neben den machtpolitischen Gründen - hatte, paradox genug, etwa der Dreißigjährige Krieg in Deutschland (1618-1648) mehr zum Frieden der Konfessionen und außerdem zum Ermatten der Religiosität und zum Erstarken der Aufklärung in Europa beigetragen als gutwillige Einsicht. Das Liebäugeln mit Gewalt gefährdet den Islam und seine unterschiedlichen Ausbildungen mehr als den Westen; das konnte man aus der Geschichte der Kirchen lernen. Klugen Muslimen müsste Gewalt ebenso verdächtig und zuwider sein. Als solchen schätzte man im Vatikan den saudischen König ein. Die Berater des Königs hielten umgekehrt Benedikt nicht für einen zündelnden Provokateur. So hatte das Treffen für beide Oberhäupter eine doppelte Zielrichtung, ins eigene und in das andere Lager. Wie immer war - bei grundsätzlicher päpstlicher Bereitschaft für ebenbürtige Partner - auch in diesem Fall die Privataudienz auf Anfrage des Königs zustande

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