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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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setzen.
    Ich werde keine Niederlagen akzeptieren. ( Das war unterstrichen.)
    Ich werde niemals desertieren.
    Ich werde niemals einen gefallenen Kameraden zurücklassen.
    Ich bin diszipliniert, physisch und psychisch stark, ausgebildet und fähig in meinen Übungen und Aufgaben als Kämpfer.
    Ich werde immer auf meine Waffen, meine Ausrüstung und mich selbst achten.
    Ich bin ein Experte, ein Fachmann in meinem Beruf.
    Ich bin bereit, mich dafür einzusetzen, dass die Feinde der Vereinigten Staaten von Amerika im Kampf vernichtet werden.
    Ich bin ein Bewahrer der Freiheit und des amerikanischen Lebensstils.
    Ich bin ein amerikanischer Soldat.
    Jolene schluckte hart.
    Die Krankenschwester öffnete die Tür und fuhr sie in den kleinen, mit vielen Apparaten ausgestatteten Raum. Carl saß, die Hände im Schoß, am Bett.
    »Jolene.« Er stand auf. Sie sah ihm an, dass er schon lange dort gesessen hatte. »Ab hier übernehme ich«, sagte Carl zur Krankenschwester, die Jolene eine Hand auf die Schulter legte und sie leicht drückte, bevor sie ging.
    Carl küsste sie behutsam auf ihre geschwollene Wange. Sie hob ihre unversehrte Hand und nahm seine. »Wie geht es ihr, Carl?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Bei Hirnverletzungen kann man offenbar keine sicheren Prognosen abgeben. Sie liegt im Koma. Wenn sie wieder aufwacht, wissen wir mehr.«
    Er fuhr sie zum Bett. Jolene hasste es, so niedrig zu sitzen und wie ein Kind aufblicken zu müssen. Sie lernte bereits, wie anders die Welt aus dieser Perspektive aussah. Trotzdem konnte sie Tamis Profil sehen. Das Gesicht ihrer Freundin war schwärzlichblau und unförmig. Sie sah aus, als hätte sie zwölf Runden gegen Mike Tyson geboxt. Eine Schnittwunde klaffte an ihrer geschwollenen Unterlippe. Ihr Kopf war verbunden, und an mehreren Stellen sickerte Blut durch den Mull und färbte ihn dunkel. »Hilf mir aufzustehen«, bat Jolene leise.
    Carl half ihr aus dem Stuhl, stellte sich neben sie und stützte sie.
    »Hey, Flygirl«, sagte Jolene. Sie hätte gerne Tamis Hand berührt, musste jedoch ihre ganze Kraft und Konzentration darauf verwenden, sich aufrecht zu halten. Mit ihrer unversehrten Hand umklammerte sie die Bettstange. »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
    »Das hätte sie aber gar nicht gerne gehört«, sagte Carl leise.
    Jolene nickte. Das stimmte. Tami hätte auf gar keinen Fall hören wollen, dass Jolene Schuldgefühle wegen ihres Absturzes hatte. Aber sie konnte nicht anders. »Ob sie wohl spürt, dass wir hier sind?«
    »Ganz sicher.«
    Jolene wollte daran glauben. Trauer und ein Gefühl von Verlust überkamen sie. Seit über zwanzig Jahren waren sie und Tami beste Freundinnen. Tami war in ihrer Seele so tief verwurzelt wie die Mädchen und Michael. Allein die Vorstellung, sie zu verlieren …
    Nein. Daran wollte sie nicht denken. »Du wirst zu uns zurückkommen, Tam. Das weiß ich. Wahrscheinlich willst du nur mal wieder um Aufmerksamkeit heischen.«
    Sie erzählte Tami von ihrer eigenen Verwundung, von Smitty und von Jamie, der sich ein Stockwerk tiefer erholte und täglich nach Tami fragte. Sie erzählte ihr von zu Hause, vom Strand und vom nächsten Sommer, wenn sie wieder Muscheln suchen und Drachen steigen lassen würden.
    »Wir werden beide wieder am Strand entlanglaufen.« Doch kaum hatte sie das gesagt, sank ihr das Herz. Tränen brannten ihr in den Augen und liefen ihr über die Wangen. Sie konnte Tami nur anflehen: »Komm zurück.«
    »Was ist, wenn …«
    » Nein. Sie wird nicht sterben«, sagte sie leise. »Hörst du mich, Flygirl? Sterben verboten. Wenn ich mit nur einem Bein und einem Arm weiterleben muss, dann brauche ich dich.« Wieder einmal wurden ihr die ganze Tragweite des Geschehens und der drohende Verlust bewusst. Also schloss sie die Augen und dachte: Komm zurück.
    Sie hielt sich an der rutschigen Bettstange fest. Ihr Bein fing schon an zu schmerzen, doch sie rührte sich nicht. Sie wollte hier stehen, bis Tami aufwachte.
    Sie starrte auf ihre beste Freundin, und plötzlich zog ihr gemeinsames Leben in einem einzigen Augenblick vor ihrem inneren Auge vorbei: als unzertrennliche Freundinnen in Uniform, die im Cockpit saßen und sich unbedingt hatten beweisen wollen … und dann als Frauen, die zusammen gelacht und zusammen Schlachten geschlagen hatten. Sie waren seit einer Ewigkeit befreundet, Seite an Seite, hatten sich alles von Madonna bis Tim McGraw angehört und einander gestützt und stark gemacht. Stark wie ein Soldat.
    »Ich werde bald

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