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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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hat Fieber.«
    Die Schwester schob ihn so energisch beiseite, dass er zurücktaumelte. Innerhalb von Sekunden wimmelte es im Zimmer von Leuten, die Jolene die Temperatur maßen und die Decke zurückschlugen. Eine Schwester entfernte die Gaze von Jolenes Bein.
    Von dem Gestank wurde ihm übel.
    »In den OP mit ihr, sofort.« Das war Dr. Sands. Wo kam der her?
    »Warten Sie«, bat Michael, stürzte zum Bett und beugte sich über sie. »Ich liebe dich, Jolene … wirklich.«
    Aber es war zu spät; sie hatte wieder das Bewusstsein verloren. Er sah ihnen nach, wie sie sie aus dem Zimmer schoben.
    Sie watet mit ihrer besten Freundin auf den Armen durch den zähen, klebrigen Schlamm. »Halt durch, Tami … wag es ja nicht aufzugeben … ich bring uns hier raus …«
    Aber wohin sollen sie, wohin bringt sie Tami?
    Irgendwo in der Nähe schlägt eine Bombe ein. Der ganze Himmel brennt, und überall fliegen Sprengkörper und brennende Metallsplitter umher. Ein Helikopter schlägt auf dem Boden auf und explodiert zu einem Feuerball. Sie wirft sich über Tami und versucht sie zu schützen, aber als die Nacht wieder still wird und sie sich von Tami zurückzieht, kollabiert Tami vor ihren Augen, blutet aus der Nase … aus dem Mund … aus den Augen. Überall sind Blut und Rauch. Jolene brüllt: »NEEEEEIN!«
    Schreiend wachte sie auf.
    Erst nach einer Sekunde wusste sie wieder, wo sie war: in einem Krankenhaus. In Deutschland.
    Mit äußerster Vorsicht hob sie den Kopf vom Kissen. Sie fühlte sich schwindelig und beduselt. Leicht übel war ihr auch. Unter den Augenlidern hindurch sah sie die Apparate um sich herum. Der laute Sauger war weg. Genau wie der Verwesungsgestank. Jetzt roch sie nur noch Plastik und etwas Antiseptisches.
    Sie versuchte, sich auf einem Ellbogen aufzustützen, aber das kostete sie einiges an Kraft. Keuchend und benommen starrte sie auf ihre Beine.
    Ihr Bein.
    Unterhalb ihres Knies sah sie nur noch glatte weiße Bettwäsche. Sie hatte eine ferne, vage Erinnerung an Besserung ihres Zustands, an Schwestern und Ärzte, die kamen und gingen und ihre Fortschritte überwachten.
    Man hatte ihr Bein amputiert. Einfach am Knie abgeschnitten.
    Sie schnappte sich ein Kissen, drückte es sich an den Mund und heulte auf vor Trauer und Schmerz; sie schrie, bis ihre Kehle wund war, ihre Augen brannten und ihre Brust weh tat. Sie stellte sich ihr neues Leben vor: buchstäblich aus dem Gleichgewicht, behindert, versehrt. Jedes Bild war eine verschorfte Wunde, an der sie zupfen musste: Nie wieder würde sie Helikopter fliegen, nie wieder am Strand entlangrennen, nie wieder ihre Kinder hochheben und sie herumwirbeln.
    Schließlich ließ sie sich erschöpft in ihre Kissen zurücksinken und schloss die Augen. Die Trauer wich einer bodenlosen Verzweiflung. Hier lag sie, mit amputiertem Bein, in einem Krankenhaus fern der Heimat, ohne beste Freundin, mit der sie reden konnte. Ohne Ehemann, der sie im Arm halten würde.
    Michael.
    Als sie an ihn dachte, stieß sie einen tiefen Seufzer aus.
    Er würde bei ihr bleiben, so war er eben: Michael Zarkades hatte ein ausgeprägtes Pflichtgefühl. Wenn er sah, wie schwer sie verletzt war, würde er wieder zu ihr zurückkehren. Aus Mitleid. Und aus Pflichtgefühl würde er bleiben. Schließlich war er nur deswegen hierhergekommen. Um sich als pflichtbewusster Ehemann um seine verstümmelte Frau zu kümmern.
    Da berührte jemand sanft ihr Gesicht. Langsam öffnete sie die Augen und versuchte, klar zu sehen. Es fiel ihr nicht leicht, da sie immer noch unter dem Einfluss von Medikamenten stand.
    Michael stand vor ihr und lächelte sie müde an. Der teure schwarze Pullover wirkte am Hals seltsam ausgeleiert, als hätte er daran gezogen. Natürlich berührte er sie sanft. Sie war ja jetzt verkrüppelt, behindert; er hatte bestimmt Angst, sie anzufassen, Angst, das zu zerbrechen, was von ihr übriggeblieben war. »Hey, Schlafmütze«, sagte er, »willkommen zurück.«
    »Michael«, fragte sie, und tiefe Traurigkeit überkam sie, »was willst du hier?« Sie musste sich sehr anstrengen, um diese Worte herauszubringen. Sie fühlte sich so schwach.
    »Du bist doch meine Frau.«
    Sie schluckte; ihre Kehle war wie ausgedörrt. Gedanken wirbelten ihr wild im Kopf herum. »Du wolltest dich doch scheiden lassen.«
    »Jo, das versuche ich dir schon zu sagen, seit ich hier bin: Ich liebe dich. Ich war ein Idiot. Bitte verzeih mir.«
    Auf diese Worte hatte sie seit Monaten gewartet, hatte fast jede Nacht in

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