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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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zugeschlagen.«
    Er seufzte. Kein Wunder, dass Seth die beiden »Gewitterhexen« genannt hatte. »Diese Mädchen haben schon viel miteinander durchgemacht. Außerdem fällt es Betsy in gewissen Punkten schwer, mit der Rückkehr ihrer Mutter umzugehen. Es ist alles nicht so glatt gelaufen, wie wir erwartet hatten.«
    »Ihre Lehrer berichten mir, dass sie seit ein paar Tagen vollkommen verändert ist. Sie faucht jeden an und macht keine Hausaufgaben mehr. Wir haben eine ausgezeichnete Schulpsychologin, sollten Sie daran interessiert sein.«
    »Danke, Mrs Warner. Ich sag Ihnen Bescheid, wenn wir sie in Anspruch nehmen wollen. Aber jetzt würde ich gerne mit meiner Tochter sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Direktorin Warner stand auf. »Natürlich. Und … wie geht es Jolene?«
    Michael wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Langsam hatte er es satt, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. »Nicht gut. Das ist das Problem.«
    »Vielleicht braucht sie etwas Zeit.«
    »Ja. Das höre ich immer wieder.«
    Die Direktorin führte ihn aus ihrem Büro ins Vorzimmer, wo Betsy saß und ihn jetzt halb ängstlich, halb trotzig ansah.
    »Betsy«, sagte die Direktorin. »Dieses Mal überlasse ich die Sache deinem Vater, aber wenn du dich noch mal prügelst, suspendiere ich dich vom Unterricht. Hast du mich verstanden?«
    Betsy nickte verdrossen. Dann folgte sie Michael ohne ein Wort hinaus zum Wagen.
    »Geht’s hier wieder um beste Feindinnen?«, fragte er, als er die Tür öffnete. »Eigentlich dachte ich, Sierra wäre deine ABF .«
    »Jetzt mach nicht auf cool, Dad. Das ist abartig.«
    »Diese Mädchen sind es nicht wert, mit dir befreundet zu sein, Betsy.«
    »Das weiß ich«, seufzte sie. »Mit denen bin ich fertig.«
    Michael stieg ein. »Was ist passiert, Betsy?«
    Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und sah ihn an. Ihr Gesicht war rot angelaufen. »Ich hab einfach die Beherrschung verloren, Dad. Ich weiß nicht mal, was passiert ist. Aber es war nicht meine Schuld. Zoe hat angefangen. Sie hat mich zuerst geschlagen.«
    »Und warum?«
    »Weil ich sie ›Miststück‹ genannt habe. Aber das stimmt auch, Dad. Sie ist wirklich eins. Und du hast immer gesagt, die Wahrheit ist eine gute Verteidigungsstrategie.«
    »Netter Versuch. Aber jetzt hör mal, Bets. Ich weiß, du bist wegen deiner Mom aufgebracht, aber …«
    »Nicht alles dreht sich immer um sie.«
    »Aber dies hier schon. Du hast ein Mädchen geschlagen, weil sie etwas Gemeines über deine Mom gesagt hat. Aber weißt du, Betsy, du warst selbst auch ein bisschen gemein zu ihr. Vielleicht fühlst du dich deswegen schlecht.«
    »Du warst vor ihrer Einberufung auch gemein zu ihr.«
    »Ja, das war ich. Und ich fühle mich schlecht deswegen. Aber deswegen schlag ich noch lange nicht irgendwelche Leute.«
    »Sie guckt mich kaum noch an. Mom, meine ich. Ich glaube, sie mag mich nicht mal mehr.«
    Michael seufzte. Da war es, das eigentliche Problem. »Ich weiß, Schatz. Deine Mom ist anders als sonst, und weil dich das verletzt, spielst du ein bisschen verrückt. Ich verstehe das, wirklich. Aber du kannst nicht einfach losziehen und irgendwelche Leute schlagen.«
    Betsy sah ihn an. »Ich hab Angst, Dad.«
    »Ja. Das haben wir alle.«
    Jolene hörte, wie die Tür aufging und jemand ins Zimmer trat. Sie wusste, dass es Michael war.
    Also tat sie so, als schliefe sie. Die drei Gläser Wein, die sie getrunken hatte, hatten die Angst, die Wut und die Traurigkeit in ihr etwas gedämpft. Sie konnte sich nicht ihrer Familie stellen, die sie zurückhaben wollte. Und Michael wäre der letzte Mensch auf Erden, mit dem sie über das Ende ihrer Karriere sprechen konnte; er hatte ihren Beruf immer gehasst. Wahrscheinlich würde er nur Gut sagen und es dabei belassen. Wie sollte er auch verstehen, wie es sich anfühlte, wenn man nie wieder einen Black Hawk fliegen konnte?
    Doch bei diesem Gedanken hasste sie sich. Schließlich war Smitty tot, und Tami lag irgendwo am anderen Ende der Welt im Krankenhaus und kämpfte um ihr Leben! Da hatte sie einfach kein Recht, über das Ende ihrer Karriere zu jammern.
    »Jolene, ich weiß, dass du nicht schläfst.«
    Sie lag vollkommen reglos da und versuchte, so flach wie möglich zu atmen. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Nicht heute Abend, wo alles in ihr nur Verlust schrie.
    Also hielt sie die Augen geschlossen, bis er sie endlich – endlich – allein ließ.

F ÜNFUNDZWANZIG
    In den nächsten Wochen flüchtete Jolene vor ihrer

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