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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Gefühl war ziemlich fadenscheinig und brüchig, aber es war da , und es fühlte sich gut an. »Danke, Mila.« Jolenes Stimme klang heiser.
    Und dann gingen sie weiter durch das Familienzimmer, den Vorraum zur Garage und zum Wagen. Es kostete Jolene einige Mühe einzusteigen, weil das verdammte Provisorium sperrig und schwer war.
    Wie gerne hätte sie die Prothese im Wagen abgenommen und ihr Bein massiert, aber dazu war nicht genügend Platz. Auf der Fähre blieb sie im Wagen. Schweigend saß sie da und starrte auf die Silhouette der Insel, während Michael seine Notizen las.
    Als die Fähre um die Landspitze bog, lag Seattle wie ein Diadem aus Stahl und glitzernden Steinen auf dem blauen Kissen der Elliot Bay vor ihnen. Der Himmel war an diesem Morgen rosafarben und ging im Horizont in Hellblau über. Und der Mount Reignier ließ sich ausnahmsweise dazu herab, sich zu zeigen. Elegant erhob er sich über der Stadt.
    Sie hatte schon vergessen, wie schön das alles war und wie gewaltig. Von hier aus konnte sie sehen, wie sich die Autoschlangen über den Alaskan Way schlängelten und sich wie ein Reißverschluss über dem alten Viadukt zusammenfanden.
    Bitte lass mich stark genug sein, um das durchzustehen, dachte sie, weil ihr plötzlich einfiel, dass sie durch eine Menschenmenge gehen musste, wo sie angestoßen werden und ins Straucheln geraten konnte.
    Auf der Third Avenue parkte Michael direkt vor dem Gericht. Sie wusste, dass einer seiner Assistenten später den Wagen wegfahren musste, dennoch war sie froh, dass Michael für sie den Weg so kurz wie möglich hielt.
    Er kam zu ihrer Seite und öffnete die Wagentür.
    Sie geriet in Panik.
    »Du schaffst das«, beruhigte er sie und umfasste ihre Hand. Sie klammerte sich an ihn und trat auf den Bürgersteig. Als sie stand, schoben sich über ihnen Wolken vor die schwache Sonne und sandten ein paar Tropfen Regen zur Erde.
    »Könntest du meine Krücken tragen?«, bat sie. »Vielleicht brauche ich sie später.«
    »Natürlich.«
    Sie machte sich auf den mühsamen Weg zum Gericht, der ihr plötzlich doch lang vorkam. Innerhalb kürzester Zeit keuchte und schwitzte sie. Sie konzentrierte sich auf jeden einzelnen Schritt und versuchte die Schmerzen von ihren Blasen auszublenden.
    Sie war langsam und wirkte auch ungelenk, aber sie schaffte es. Sie ging selbständig zum Gericht. Michael half ihr nur, das Gleichgewicht zu halten.
    Als sie außer Atem an der Vortreppe stehen blieb, blickte sie hinauf. Die Treppe ragte wie eine Maya-Pyramide in den grauen Himmel. »Wenn du zu spät kommst …«
    »Dann werden sie auf mich warten«, sagte Michael leichthin.
    Dieses Mal stützte sie sich fest auf seinen Arm, während sie langsam, ganz langsam die Treppe hinaufging. Ein Schritt mit dem gesunden Bein, Prothese nachziehen, stabilisieren und wieder ein Schritt mit dem gesunden Bein.
    Sie wusste nicht, wie lange sie brauchten – wahrscheinlich mehrere Minuten –, aber es kam ihr vor wie Stunden. Doch endlich waren sie im Gerichtssaal. Michael führte Jolene zu einem Platz hinter dem Tisch der Verteidigung.
    »Viel Glück«, wünschte sie ihm.
    Er lächelte sie an. »Danke.«
    Und dann entfernte er sich von ihr und gesellte sich zu seinen eifrigen jungen Assistenten, die sich am Tisch versammelten.
    Der Gerichtssaal füllte sich mit Menschen. Jolene sah, dass sich draußen Reporter mit Mikrofonen in der Hand drängten. Also handelte es sich um einen wichtigen Fall. Sie hätte Michael vorher danach fragen sollen.
    Gleichzeitig mit dem Gerichtsbeamten kamen vier Marines in Uniform in den Saal. Sie bewegten sich im Gleichschritt und setzten sich Schulter an Schulter, mit geradem Rücken und grimmiger Miene neben Jolene. Doch noch bevor sie sich darüber wundern konnte, kam der Angeklagte herein.
    Er war fast noch ein Junge, wahrscheinlich nicht mal fünfundzwanzig. Doch als sie ihn anblickte, wusste sie, dass er ein Veteran war. Sie sah es an seinen Augen.
    Der Richter betrat den Saal, schlug mit seinem Hammer und eröffnete den Prozess. Der Staatsanwalt erhob sich und begann mit seinem Eröffnungsplädoyer – einer blutrünstigen, wüsten Geschichte über eine Liebe, die tragisch geendet hatte, über eine junge Frau, die von dem Mann, den sie liebte, erschossen wurde. Obwohl die Geschichte simpel war, dauerte sie über eine Stunde, so lange, dass Jolenes Bein anfing weh zu tun. Der Phantomschmerz pochte in ihrem amputierten Fußgelenk.
    Endlich war Michael an der Reihe. Er stand auf und

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