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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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erledigen. Es kostete ihn ungeheuer viel Zeit, sie von A nach B zu kutschieren – oder jemanden dafür zu finden. In der Woche zuvor hatte er sich schließlich eingestehen müssen, dass er mit seinen beruflichen Pflichten nicht mehr nachkam, und hatte die meisten seiner kleineren Fälle an seine Mitarbeiter abgetreten.
    Damit blieb ihm mehr Zeit für den Fall Keller.
    Heute wollte er die Fragen ausarbeiten, die er sowohl Kellers Zellengenossen als auch den Polizisten stellen wollte, die Keller verhaftet hatten.
    Er stand früh auf und ging nach unten, um Frühstück zu machen. Um zehn Uhr wollte er die Mädchen im Laden absetzen, wo sie seiner Mutter »helfen« sollten, bis er sie um zwei wieder abholte. Damit blieb ihm nicht viel Zeit zum Arbeiten, aber in den letzten Wochen nahm er, was er kriegen konnte.
    Wie üblich fing Lulu sofort an, ihn mit Fragen zu löchern. Heute scheint die Sonne, Daddy. Können wir zum Strand? Mommy geht bei Sonne fast immer mit uns zum Strand. Ich könnte eine Sandburg bauen. Kannst du eine Sandburg bauen, Daddy?
    Sie bestürmte ihn so, dass er nur etwas murmelte und sich verdrückte, um seinen Kaffee vor dem Fernseher zu trinken.
    Das war auch ein Fehler. CNN berichtete, dass bei einem Selbstmordattentat auf einem Markt in Bagdad sechs Menschen ums Leben gekommen waren.
    Das Telefon klingelte.
    Lulu kreischte so laut »Ich geh ran«, dass Michael jeden Moment damit rechnete, die Nachbarhunde durch die Tür stürmen zu sehen.
    Er sah, dass Lulu zum Telefon ging, abnahm und sagte: »Mommy?« Dann ließ sie die Schultern sacken, und ihr Lächeln schwand. Sie legte auf, schlurfte zurück in die Küche und setzte sich auf ihren Stuhl. »Das war Sierra«, erklärte sie dumpf. »Betsy redet mit ihr.«
    Eine Viertelstunde später kam Betsy die Treppe heruntergedonnert. »Ich gehe mit Sierra in die Mall. Wir wollen einen Film gucken.«
    Michael schaltete den Fernseher aus. »Könntest du das bitte in Form einer Frage wiederholen?«
    »Klar. Gibst du mir ein bisschen Geld?«
    Michael drehte sich zu ihr, um zu sagen: Heißt das nicht: Bitte, Dad, darf ich zur Mall gehen? , doch bei ihrem Anblick verging ihm jegliche Lust zu scherzen.
    Sie war so stark geschminkt, dass sie ohne weiteres in die Rocky Horror Picture Show gepasst hätte, und ihre Kleidung war einfach indiskutabel: rosafarbene Ugg-Boots, ein Jeansrock, der eher einem Volant ähnelte, so kurz war er, und ein weißes Sweatshirt, das abgeschnitten worden war, um einen Streifen Bauch zu zeigen.
    »Was zum Teufel hast du da an?«
    Sie starrte ihn finster an. »Äh, Kleider?«
    »In so einem Aufzug würde deine Mutter dich nicht aus dem Haus lassen.«
    »Aber sie ist ja auch nicht hier.«
    »Und was hast du da im Gesicht?«
    »Nichts.«
    »Das ist Make-up.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Er fasste es einfach nicht, dass sie ihm seelenruhig ins Gesicht log. »Ach, nicht? Du siehst aus wie Tootsie, die sich für eine Nahaufnahme vorbereitet hat.«
    »Was auch immer das heißen soll!«
    »Das soll heißen, junge Dame, dass du so nicht das Haus verlassen wirst.«
    »O doch, werde ich. Sierras Bruder holt mich in einer halben Stunde ab.«
    »Sierras Bruder ? Und wie alt ist der?«
    »Schon älter.«
    »Ich hoffe, du meinst, schon beträchtlich älter, denn du wirst mit keinem achtzehnjährigen Jüngelchen zur Mall fahren.«
    »Du ruinierst mein Leben. «
    »Ich weiß. Das hast du schon öfter gesagt. Gib mir Sierras Telefonnummer, dann rufe ich ihre Mom an. Wenn du was Vernünftiges anziehst, fahre ich euch zur Mall.«
    »Lieber würde ich sterben.«
    »Ach ja? Geht mir nicht anders. Also liegt es ganz bei dir.« Achselzuckend schaltete er den Fernseher wieder an und wechselte den Sender. Gerade kam der Trailer für den neuen Spielberg-Film Krieg der Welten.
    Überall nur Krieg.
    Betsy stampfte mit dem Fuß auf.
    Michael ignorierte sie. In den vergangenen Wochen hatte er einiges über den Umgang mit pubertierenden Mädchen gelernt: niemals nachgeben; Gruppendruck nutzen; ach ja, und versuchen, ruhig zu bleiben. Es reichte, wenn einer ausflippte.
    »Na schön. Dann schminke ich mich wieder ab. Obwohl ich gar nicht richtig geschminkt bin.«
    »Und zieh dich um.«
    »Aaaah!«, schrie sie und rannte die Treppe hinauf. Er konnte hören, wie sie oben herumstampfte.
    Er schüttelte den Kopf. Drama, Drama, Drama.
    Er ging in die Küche, wo Lulu am Tisch saß. Sie kniete auf einem Kissen, das sie auf einen der Stühle gelegt hatte. Ihr Malbuch mit dem Titel

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