Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
kommen«, sage ich zu Larry, der seine Notizen durchgeht. Die Bar ist ziemlich gut gefüllt. Das ist die einmalige Gelegenheit, in eineinhalb Stunden zwanzig Frauen kennenzulernen – das kann ich doch nicht einfach sausen lassen.
Larry sieht auf. »Dein Dad?«
»Ja. Ich habe ihn … angemeldet.«
»Das ist verboten. Hast du nicht die Geschäftsbedingungen gelesen?« Der Typ wundert sich nicht mal, was eine Siebzehnjährige überhaupt in einer Bar verloren hat.
Ähm … »Ich nehme es mit Regeln nicht immer so genau.«
»Wie heißt er?«
»Ron … Ron Barak.«
Ich reiße den Mund auf, als er einen dicken roten Stift nimmt und den Namen meines Vaters von der Liste streicht.
»Das können Sie nicht machen!«, rufe ich aufgebracht. Meinen Dad beim Speed-Dating anzumelden, hat mich fünfunddreißig Dollar gekostet. Okay, um ganz ehrlich zu sein: Marla hat bezahlt und ich arbeite es ab. Es ist ein kleines Nebenarrangement, das ich mit ihr vereinbart habe.
Marla setzt sich auf einen Platz neben Larry und macht einen Schmollmund. »Gibt es da denn gar keine Möglichkeit, wie Sie ihr entgegenkommen könnten?«
Larry zuckt mit den Schultern. »Was soll ich Ihrer Meinung nach denn tun?«
Marla sieht mich an und wartet auf eine Antwort.
»Lassen Sie mich die Dates an seiner Stelle machen.« Ich gebe zu, ich hatte schon bessere Ideen, aber die Sache hat durchaus Potenzial. Wenn ich die perfekte Frau für ihn finden und sie persönlich vorher abchecken könnte …
Bevor der Typ es sich anders überlegen kann, schnappe ich mir ein Namensschildchen und eine Bewertungsliste vom Tisch.
»Die Damen setzen sich jetzt bitte auf die ihnen zugewiesenen Plätze. Die Herren gehen von Tisch zu Tisch und tragen auf der Karte entweder ein »Ja« oder ein »Nein« ein. Stimmen beide mit Ja, senden wir Ihnen per Mail die jeweiligen Kontaktdaten zu. Alles klar?«
Nein. Aber ich frage lieber nicht nach, sonst werfen sie mich vielleicht doch noch raus. Da hat mein Dad mich ja echt in eine blöde Situation gebracht. Ich bin so nervös, als würde ich für mein Aussehen, meine Schlagfertigkeit und so weiter und so fort beurteilt werden.
»Los geht’s!«
Ich steuere den einzigen freien Platz an und setze mich einer Frau gegenüber, auf deren Namensschild Dru steht. Sie sieht mich total verwirrt an. Ich brauche eine Minute, um ihr alles zu erklären. »Hi, ich bin Amy. Eigentlich sollte mein Dad heute hier sein, aber er hat es nicht einrichten können. Na ja, also ganz ehrlich: Er wollte nicht herkommen. Das ist eine ziemlich lange Geschichte, aber im Prinzip suche ich nach einer Frau für meinen Dad. Was für Qualifikationen haben S–«
»Wechsel.«
Noch ehe ich meine Frage zu Ende stellen kann, werde ich von meinem Platz gescheucht. Wieder nehme ich auf einem freien Stuhl einer weiteren verwunderten Singlefrau gegenüber Platz. Sie sieht ein bisschen zu alt aus, um für meinen Dad infrage zu kommen, und ihre grauen Ansätze müssten nachgefärbt werden. »Wie alt sind Sie?«, frage ich.
»Vierzig.«
»Haben Sie es mal mit einer Feuchtigkeitspflege für die Nacht probiert?«
»Wie bitte? Das ist ein Speed-Dating, keine Kosmetikberatung.«
»Ich weiß. Ich bin auf der Suche nach einer Frau für meinen Dad, aber –«
Oje, die Dame hebt die Hand und gibt dem Veranstalter ein Zeichen. Ich recke den Hals und sehe, dass Marla am anderen Ende der Bar mit einem Mann ins Gespräch vertieft ist. Wenigstens eine von uns hat heute Abend Glück.
»Wechsel!«
Larry steht hinter meinem Stuhl. »Miss, das funktioniert so nicht. Das ist eine Privatveranstaltung ausschließlich für Erwachsene.«
Ich stehe auf und gebe mich geschlagen. »Ich gehe ja schon, ich gehe ja schon«, sage ich, winke Marla kurz zu und verlasse das Lokal.
In unserer Wohnung sitzt mein Dad am Schreibtisch und arbeitet.
»Nur dass du es weißt: Ich habe zwei Drei-Minuten-Dates für dich gemacht.«
»Und? Wie ist es gelaufen?«
»Schrecklich. Kennst du die Redewendung, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt? Ich glaube, du bist ein trapezförmiger Topf.«
»Ist das schlecht?«, fragt er.
Hm, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Einzigartig zu sein und sich von der breiten Masse abzuheben, ist an sich eine gute Sache. Aber ich habe den Verdacht, dass es nur ein schmaler Grat ist zwischen einzigartig und ein Fall für den Psychiater.
16
Manche werden mich mit anderen Augen sehen, weil ich Jüdin bin.
Manche werden mich beschimpfen, weil ich Jüdin
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