Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
hinüber und legte Durc in Ogas Schoß.
"Durc ist hungrig, und Ayla hat damit zu tun, Medizin für Iza zu machen. Willst du ihn nähren, Oga?"
Oga bejahte und nahm Durc an die Brust. Broud sah mit finsterer Miene zu. Doch ein Blick des Mog-urs ließ ihn seinen Zorn eilig verbergen. Sein Haß gegen Ayla schloß den Mann, der ihr Schutz und Nahrung gab, nicht ein. Broud fürchtete den Mog- ur zu sehr, um ihn zu hassen. Doch sehr früh schon hatte er entdeckt, dass sich der große Zauberer selten in das tägliche Leben des Clans mischte. Niemals hatte der Mog-ur versucht, Broud daran zu hindern, das Mädchen in Zucht zu nehmen, das an seinem Feuer saß. Doch Broud verspürte auch kein Verlangen, sich mit dem Zauberer auf ein offenes Auseinandersetzen einzulassen.
Der alte Mann schlurfte zurück zu seinem Wohnkreis und suchte in den Bündeln, die dort herumlagen, nach der Blase mit dem ausgelassenen Bärenfett, die er mitgebracht hatte. Uba sah ihn und kam schnell hinzu, um ihm zu helfen. Creb nahm die Blase mit dem Bärenfett mit in seine kleine Höhle. Obwohl er spürte, dass es hoffnungslos war, wollte er die ganze Kraft seiner Zauberkunst einsetzen, um Ayla in ihrem Bemühen, Iza am Leben zu halten, beizustehen.
Endlich hatten die Wurzeln lange genug gekocht. Ayla schöpfte einen Becher von dem Sud heraus und wartete jetzt geduldig, bis der Trank abkühlte. Die warme Brühe, die Ayla der alten Medizinfrau eingeflößt hatte, regte deren Lebensgeister ein wenig an! Iza hatte kaum etwas zu sich genommen, seit sie der Husten niedergeworfen hatte. Der Verzehr, den die anderen ihr gebracht hatten, war häufig unberührt geblieben. Es war ein trauriger, einsamer Sommer für Iza gewesen. Die anderen drei Alten hatten sich bemüht, ihr zu helfen und sie zu pflegen, als sie sahen, dass Iza immer schwächer wurde; aber sie hatten keine Ahnung gehabt, wie sie es anfangen sollten.
Iza hatte sich von ihrem Lager erhoben, als Dorvs Ende sich näherte, doch der alte Mann, der älteste des Clans, verfiel rasch, und sie hatte kaum etwas tun können. Sein Tod hatte tiefe Schatten über die noch Lebenden geworfen. Die Höhle schien leer ohne ihn, und alle spürten deutlich, dass auch sie dem Jenseitigen nahe waren. Sein Tod war der erste im Clan seit dem Erdbeben gewesen.
Ayla hockte neben Iza und blies in die Flüssigkeit in dem Beinbecher. Ab und zu kostete sie, um zu prüfen, ob der Trank schon kühl genug war. Alle ihre Sinne waren so fest auf Iza gerichtet, dass sie nicht sah, wie Creb Durc fortbrachte und danach in seine kleine Höhle ging. Sie spürte auch nicht, dass Brun sie beobachtete. Sie vernahm das leise Rasseln von Izas Atem und wusste, dass diese im Sterben lag, aber sie weigerte sich, es zu glauben. Alles, alles würde sie tun, um ihre Mutter am Leben zu erhalten. Die Vorstellung, dass Iza plötzlich nicht mehr da sein würde, war furchtbar.
Wenn auch Uba spürte, wie ernst die Krankheit ihrer Mutter war, so entging ihr doch nicht, dass Brun an Crebs Feuer getreten war. Es war nicht üblich, dass ein Mann die Feuerstätte eines anderen aufsuchte, wenn dieser nicht da war, und Bruns Anwesenheit machte Uba unruhig. Sie huschte davon, um die Bündel aufzuheben, die rings um die Feuerstätte verstreut lagen, und blickte immer wieder von Brun zu Ayla und zu ihrer Mutter. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Keiner beachtete Bruns Besuch, keiner grüßte ihn. Wie sollte sie sich verhalten?
Brun blickte reglos auf die drei Frauen - die alte Medizinfrau, die junge Medizinfrau, die keine Ähnlichkeiten mit den ClanLeuten aufwies und doch ihre ranghöchste Heilkundige war, und Uba, die Tochter Izas, die eines Tages auch Medizinfrau sein würde. Brun war seiner Schwester stets innig zugeneigt gewesen. Niemals hätte er den Mann gewählt, der ihr zum Gefährten bestimmt worden war; Brun hatte ihn nie gemocht, ein Großtuer, der seinen verkrüppelten Bruder mit Spott verfolgt hatte. Iza hatte keine Wahl gehabt, aber sie hatte ihre Last mit Würde getragen. Sie war eine gute Frau, eine gute Medizinfrau. Sie würde dem Clan sehr fehlen.
Izas Tochter wird erwachsen, ging es ihm durch den Sinn, während er sie betrachtete. Bald wird Uba eine Frau sein. Dann braucht sie einen Gefährten, einen guten Gefährten, der zu ihr paßt. Aber wer ist noch da außer Vorn? Auch Ona brauchte bald einen Gefährten, und mit Vorn kann ich sie nicht zusammengeben, sie sind Geschwister. Sie muß warten, bis Borg ein Mann ist. Wird Borg für Uba ein
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