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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Schluckauf hätte. Nur
gelegentlich verkrampfte es sich dabei, und die lindernde
Wirkung der Blätter machte sich bemerkbar.
»Es hilft«, sagte Tholie. Sie wußte nicht, daß sie sich verbrüht
hatte, bis der Shamud es erwähnte. Sie hatte dagesessen und
geredet und das Baby saugen lassen, um das Kleine ruhig- und
zufriedenzuhalten. Als die siedendheiße Flüssigkeit sich über sie
beide ergossen hatte, war sie sich nur der Schmerzen des Kindes
bewußt geworden. »Wird mit Shamio auch alles wieder in
Ordnung kommen?«
»Die Verbrennungen werden Blasen werfen, aber eine Narbe
wird sie wohl nicht zurückbehalten.«
»Ach, Tholie. Es tut mir ja so leid«, sagte Jetamio. »Es ist
einfach schrecklich. Die arme Shamio, und du auch!« Tholie war damit beschäftigt, das Baby zu bewegen, wieder an
ihrer Brust zu saugen, doch da das mit Schmerzen verbunden
war, wehrte es sich. Schließlich ging ihm wohl auf, daß das
Behagen die Angst überwog, und als ihre Lippen sich um die
Brust der Mutter schlossen, hörten Shamios Schreie auf, was
wieder Tholie beruhigte.
»Warum seid ihr noch hier, Thonolan und Tamio?« fragte sie.
»Dies ist der letzte Abend, da ihr zusammen sein könnt.« »Ich kann jetzt nicht fortgehen, wo du und Shamio verletzt
seid. Ich möchte helfen.«
Das Baby wurde wieder unruhig. Die Klettenblätter halfen,
doch die Verbrennung schmerzte immer noch.
»Serenio, ist der Lindenborkenbrei fertig?« erkundigte sich der
Heilkundige und wechselte die alten Blätter gegen neue aus, die
ihm kühlen Wasser gelegen hatten. »Die Lindenborke ist jetzt
ausgelaugt genug, doch muß das Ganze noch etwas abkühlen.
Vielleicht sollte ich damit hinausgehen; dann geht es schneller.« »Kühl! Kühl!« rief Thonolan und schoß plötzlich davon. »Wohin will er denn?« wandte Jetamio sich an Jondalar. Dieser zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf. Die
Antwort ergab sich von selbst, als Thonolan außer Atem mit
tropfenden Eiszapfen von der steilen Treppe angelaufen kam,
die zum Fluß hinabführte.
»Ob das hilft?« fragte er und hielt sie hin.
Der Shamud blickte Jondalar an. »Der junge Mann ist ein sehr
sehr heller Kopf!« Diese Aussage hatte einen etwas ironischen
Unterton, als ob so viel Klugheit nicht erwartet würde. Dieselben Stoffe in der Lindenborke, die den Schmerz
linderten, wirkten auch beruhigend. Sowohl Tholie als auch das
Baby schliefen. Thonolan und Jetamio hatten schließlich dazu gebracht werden können, sich für eine Weile zurückzuziehen und ganz allein zu sein, doch die unbefangene Leichtigkeit beim Verlobungsfest war dahin. Keiner wollte es aussprechen, doch der Zwischenfall hatte einen unglücklichen Schatten auf ihre
Verbindung geworfen.
Jondalar, Serenio, Markeno und der Shamud saßen nahe der
Hauptfeuerstelle und genossen die letzte Wärme der
erlöschenden Glut, tranken Wein und unterhielten sich leise.
Alle anderen schliefen, und Serenio drängte Markeno, gleichfalls
die Nachtruhe zu suchen.
»Du kannst nichts weiter tun, Markeno. Es gibt keinen Grund
aufzubleiben. Ich werde bei ihnen wachen. Lege du dich nur
hin.«
»Sie hat recht, Markeno«, sagte der Shamud. »Es geschieht
ihnen schon nichts. Und du solltest dich auch hinlegen,
Serenio.«
Sie erhob sich, womit sie ebensosehr Markeno bewegen
wollte, sich niederzulegen, wie sich selbst. Auch die anderen
standen auf. Serenio stellte ihren Becher hin, rieb ihre Wange
flüchtig an der Jondalars und wandte sich zusammen mit
Markeno in Richtung Unterkünfte. »Wenn es irgendeinen
Grund gibt, wecke ich dich«, sagte sie noch im Gehen. Nachdem sie fort waren, schöpfte Jondalar die letzten Reste
des berauschenden Heidelbeersafts in zwei Becher und reichte
einen davon der rätselhaften Gestalt, die im stillen Dunkel
wartete. Der Shamud nahm ihn in dem stillschweigenden
Einverständnis entgegen, daß sie beide einander noch mehr zu
sagen hätten. Der junge Mann schob am Rand des geschwärzten
Kreises die letzten Glutstücke zusammen und legte Holz nach,
bis wieder ein kleines Feuer brannte. Schweigend saßen sie eine
Weile da, nippten an ihrem Wein und beugten sich über die
flackernde Glut.
Als Jondalar aufblickte, musterten ihn die Augen, deren
undefinierbare Farbe im Feuerschein jetzt nur als dunkel
auszumachen war. Er spürte Kraft in ihnen und Klugheit, und
er begegnete ihnen mit gleicher Intensität. Die knisternden und
leise zischenden Flämmchen warfen bewegliche Schatten auf das
alte Gesicht und ließen die Züge darin verschwimmen;

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