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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Gegensatz zwischen den beiden die körperlichen Züge nur um so deutlicher hervortreten: Tholie wirkte dann womöglich noch gedrungener und rundlicher als
ohnehin schon und Markeno noch größer und dünner als sonst. »Darf man dazustoßen?« frage Serenio. »Ich fände es
interessant, Zelandonii zu lernen, und ich nehme an, Darvo
würde es hilfreich finden, Mamutoi zu sprechen, wenn er mal
auf Handelsfahrt mitgehen will.«
»Warum nicht?« Thonolan lachte. »Ob nach Osten oder
Westen – wenn man unterwegs ist, hilft es immer, eine andere
Sprache zu sprechen.«
Er sah seinen Bruder an. »Aber wenn man sie nicht kennt, hält
einen das auch nicht davon ab, eine schöne Frau zu verstehen,
nicht wahr, Jondalar? Besonders dann, wenn man große blaue
Augen hat«, sagte er auf Zelandonii und grinste.
Jondalar lächelte über die liebevolle Stichelei seines Bruders.
»Du solltest Sharamudoi sprechen, Thonolan«, sagte er und sah
Tholie augenzwinkernd an. Er spießte mit seinem Eßmesser ein
Stück Gemüse aus seiner Holzschale auf; er fand es nicht ganz in
der Ordnung, seine Linke dazu zu benutzen, wie das bei den
Sharamudoi Sitte war. »Wie heißt dies?« fragte er sie. »Auf
Zelandonii heißt das ›Pilz‹.«
Tholie nannte ihm das Wort für den Schopftintling erst in
ihrer Sprache und dann auf Sharamudoi. Darauf spießte er
einen grünen Stengel auf und hielt ihn fragend in die Höhe. »Das ist ein junger Klettenstengel«, sagte Jetamio, doch dann
ging ihr auf, daß das Wort an sich ihm nur wenig sagen konnte.
Daraufhin stand sie auf, ging hinüber zu einem Abfallhaufen in der Nähe der Kochstelle und brachte ein paar welke, aber noch
gut erkennbare Klettenblätter zurück.
»Klette«, sagte sie und zeigte ihm die großen, flaumhaarigen,
graugrünen Blattstücke, die vom Stengel abgestreift worden
waren. Durch Nicken gab er ihr zu verstehen, daß er begriffen
hatte. Daraufhin hielt sie ein langes, breites, grünes Blatt in die
Höhe, das einen unverkennbaren Geruch ausströmte. »Ja, das ist es! Ich hab’ gewußt, daß ich den Geschmack
kenne«, sagte er zu seinem Bruder. »Ich habe nur nicht gewußt,
daß Knoblauch solche Blätter treibt wie dieses hier!« Und dann
wieder zu Jetamio: »Und wie heißt das?«
»Erlösungskraut«, sagte sie. Tholie kannte kein MamutoiWort dafür, sehr wohl aber für das getrocknete Blatt, das
Jetamio als nächstes in die Höhe hob.
»Tang«, sagte sie. »Das habe ich mitgebracht. Es wächst im
Meer, und man kann das Essen damit andicken.« Sie versuchte
es zu erklären, war sich aber nicht sicher, ob alle sie verstanden
hätten. Jedenfalls hatte sie Tang zu den üblichen Zutaten des
Gerichts hinzugefügt, weil sie in so enger Beziehung zu dem
neuen Paar standen, aber auch, weil dieses dem Gericht eine
andere Geschmacksnuance verlieh. »Es ist nicht mehr viel
übriggeblieben. Es gehörte zu meinem Brautgeschenk.« Tholie
legte sich ihr Baby über die Schulter und klopfte ihm auf den
Rücken. »Hast du dein Geschenk an den Segensbaum schon
gemacht, Tamio?«
Jetamio senkte den Kopf und lächelte geziert. Diese Frage
wurde normalerweise nicht so freimütig gestellt, höchstens
dann, wenn jemand sich ungehörig einmischen wollte. »Ich
hoffe, die Mutter segnet meinen Bund mit einem Baby, das
genauso gesund und glücklich ist wie deines, Tholie. Ist Shamio
nicht schon entwöhnt?«
»Sie nuckelt nur noch, weil es ihr Behagen verschafft. Wenn
ich sie ließe, würde ich sie den ganzen Tag nicht los. Möchtest
du sie halten? Ich muß mal hinaus.«
Als Tholie zurückkam, hatte sich das Gespräch anderen
Dingen zugewandt. Die Essensreste waren fortgeräumt und
mehr Wein gebracht worden; irgend jemand klopfte Rhythmen
auf eine fellbespannte Trommel und improvisierte einen Text
zum Lied. Als sie ihr Kind wieder nahm, standen Thonolan und
Jetamio auf und versuchten, sich leise zu verdrücken. Plötzlich
wurden sie von etlichen grinsenden Leuten umringt.
Es war üblich, daß ein Paar, das zusammengegeben werden
sollte, das Fest früh verließ, um noch ein paar letzte Augenblicke
allein zu sein, ehe die voreheliche Trennung vollzogen wurde.
Da sie jedoch die Ehrengäste waren, konnten sie sich unmöglich
still zurückziehen, solange andere noch das Wort an sie
richteten. Es galt, sich still und leise in dem Augenblick
zurückzuziehen, da niemand anders es bemerkte; dabei wußten
alle anderen selbstverständlich Bescheid. Das Ganze wurde zu
einem Spiel, und man erwartete von ihnen, daß sie ihre

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