Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Stellen hinweg; dann ließ er das Boot rückwärts treiben und lenkte mit dem Paddel. Sein Blick war ganz allgemein auf das Wasser gerichtet, doch dann faßte er einen großen, reglos unter der Wasseroberfläche stehenden Schatten genauer ins Auge.
Es war noch früh im Jahr für Störe. Für gewöhnlich schwammen sie erst zu Beginn des Sommers flußabwärts, doch war es warm gewesen, und der früh einsetzende Frühling hatte den Fluß anschwellen lassen. Jondalar blickte genauer hin und sah eine ganze Reihe der riesigen Fische lautlos vorübergleiten. Sie befanden sich also schon auf der Laichwanderung! Das war seine Chance. Er konnte den ersten Stör des Jahres heimbringen!
Er legte das Paddel ins Boot und griff nach der Harpune, um sie zusammenzustecken. Ohne Lenkung drehte das kleine Boot sich um die eigene Achse und trieb leicht seitlich mit der Strömung. Als Jondalar die Leine am Bug befestigt hatte, stand das Boot ein wenig quer zur Strömung, schwankte jedoch nicht, und er brannte vor Jagdfieber. Er hielt nach dem nächsten Fisch Ausschau und sollte nicht enttäuscht werden. Ein riesiger dunkler Schatten kam auf ihn zugeschwommen – jetzt wußte er, woher der Ausdruck ›Haduma‹-Fisch kam, doch gab es noch viele andere seiner Größe.
Vom Fischen mit den Ramudoi wußte er, daß das Wasser den wahren Standort eines Fisches veränderte. Er befand sich nicht dort, wo er zu sein schien – so hatte die Mutter Ihre Geschöpfe versteckt, bis Ihr Geheimnis offenbar geworden war. Während der Fisch näherkam, zielte Jondalar dergestalt, daß die Brechung durch das Wasser berücksichtigt wurde. Er lehnte sich über die Bordwand, wartete und schleuderte die Harpune vom Bug aus auf den Stör.
Das Boot schoß mit gleicher Kraft in die entgegengesetzte Richtung quer zur Strömung zur Flußmitte hinaus. Aber er hatte richtig gezielt. Die Spitze der Harpune hatte sich tief in die Flanke des riesigen Störs hineingebohrt, was jedoch nicht viel besagte. Der Fisch war seiner Kraft und seiner Wendigkeit keineswegs beraubt. Er schwamm mit Macht flußaufwärts in die Mitte des Stromes hinaus, um tieferes Wasser aufzusuchen. Rasch haspelte sich die Leine ab, um sich dann mit einem Ruck zu straffen.
Das Boot wurde herumgerissen, so daß Jondalar fast über Bord ging. Als er sich an der Bootswand festhielt, hüpfte das Paddel in die Höhe, kippelte und fiel ins Wasser. Er ließ die Bordwand fahren und lehnte sich weit hinaus, um es zu fassen zu bekommen. Der Einbaum legte sich auf die Seite. Jondalar mußte sich wieder festhalten, doch in diesem Augenblick hatte der Stör die Hauptströmung erreicht, schwamm machtvoll stromaufwärts und brachte das Boot wieder in die Gerade, so daß Jondalar gleichsam wieder hineingestoßen wurde. Er saß da und rieb sich eine Schramme am Schienbein, während das kleine Boot schneller denn je zuvor flußaufwärts gezogen wurde.
Wieder hielt er sich an der Bordwand fest, schob sich nach vorn und sah mit angstgeweiteten Augen rasend das Ufer vorübergleiten. Er griff nach der straff ins Wasser hineinführenden Leine und ruckte daran in der Hoffnung, dem Fisch die Harpune aus dem Fleisch zu reißen. Statt dessen neigte der Bug sich plötzlich so sehr, daß das Boot Wasser übernahm. Der Stör schlug Haken und zog das Boot hin und her. Jondalar ließ die Leine nicht fahren und rutschte von einer Seite auf die andere.
Er merkte es nicht, als er an der Bootsbau-Lichtung vorüberkam und sah auch die Menschen nicht, die offenen Mundes auf das kleine Boot starrten, das im Schlepptau eines riesigen Fischs flußaufwärts vorüberschoß, während Jondalar über der Bootswand hing, die Leine mit beiden Händen gepackt hielt und versuchte, die Harpune herauszuziehen.
»Habt ihr das gesehen?« fragte Thonolan. »Mein Bruder hat einen flüchtenden Fisch an der Angel! Ich glaube, jetzt gibt es nichts mehr, was ich nicht gesehen habe.« Aus seinem Grinsen wurde ein Feixen. »Habt ihr gesehen, wie er sich an der Leine festhielt und versuchte, den Fisch dazu zu bringen, daß er losläßt?« Er schlug sich auf die Schenkel und schüttete sich aus vor Lachen. »Nicht er hat einen Fisch gefangen – der Fisch hat ihn gefangen!«
»Thonolan, das ist gar nicht komisch«, sagte Markeno, dem es allerdings schwerfiel, sich seinerseits das Lachen zu verbeißen. »Dein Bruder ist in Schwierigkeiten.«
»Ich weiß. Ich weiß. Aber habt ihr ihn nicht gesehen? Wie er von einem Fisch flußaufwärts geschleppt wurde? Sag mir

Weitere Kostenlose Bücher