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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Windstößen und unerwarteten Regengüssen. Ayla konnte sich eines Angstgefühls nicht erwehren, als ob der Sommer den Wechsel der Jahreszeiten nicht zulassen wollte – bis dann von einem Tag auf den anderen der Winter zuschlug.
    Jeden Morgen, wenn sie die Höhle verließ, erwartete sie irgendeine einschneidende Veränderung und war fast enttäuscht, wenn wieder eine warme Sonne an einem erstaunlich klaren Himmel aufstieg. Die Abende verbrachte sie draußen auf dem Sims, sah zu, wie die Sonne hinter dem Rand der Erde versank und nur ein leichter Dunst matt schimmerte; was fehlte, war der Farbenrausch regenschwerer Wolken. Wenn die Sterne blinkten, erfüllten sie das Dunkel, so daß der Himmel durch ihre Fülle zerrissen und zersprungen wirkte.
    Sie hatte sich seit Tagen nicht weiter vom Tal fortgewagt, doch als wieder ein warmer klarer Tag dämmerte, erschien es ihr töricht, so schönes Wetter nicht zu nutzen und nicht weiter draußen zu sein. Der Winter würde früh genug seinen Einzug halten und sie gezwungen sein, sich in der Höhle aufzuhalten.
    Schade, daß Baby nicht da ist, dachte sie. Der Tag wäre gut geeignet für die Jagd. Vielleicht kann ich auch allein auf die Jagd gehen. Sie packte einen Speer. Nein, nur meine Schleuder. Ob ich wohl einen Pelz mitnehme? Es ist so warm, daß ich nur darin schwitze. Aber ich könnte ihn mitnehmen, und vielleicht auch die Tragekiepe. Aber eigentlich brauche ich nichts – ich habe ja mehr als genug. Ich möchte ja nichts weiter, als einen schönen ausgedehnten Spaziergang machen. Und dazu brauche ich weder Kiepe noch Pelz. Wenn ich flott ausschreite, hält mich das warm genug.
    Merkwürdig unbelastet schickte Ayla sich an, den steilen Pfad hinunterzusteigen. Sie trug keinerlei Last, brauchte sich keine Sorgen um ihre Tiere zu machen, und ihre Höhle war mit allem wohlversorgt. Einzig der absolute Mangel an Verpflichtungen erfüllte sie mit zwiespältigen Gefühlen: mit einem ungewohnten Freiheitsgefühl und einer Frustration, die sie sich nicht zu erklären vermochte.
    Sie erreichte die Weide und stieg die leicht ansteigende Böschung zu den östlichen Steppen hinauf; dann lief sie schneller. Sie hatte kein bestimmtes Ziel und lief, wohin ihre Füße sie trugen. Auf der Steppe merkte man noch mehr, wie ungewöhnlich trocken es für die Jahreszeit war. Das Gras war dermaßen verdorrt, daß, als sie einen Halm in der Hand zerdrückte, dieser sofort zu Staub zerfiel. Der Wind trug ihn von ihrer offenen Handfläche hinweg.
    Der Boden unter ihren Füßen war steinhart geworden und wies regelmäßige Risse auf. Sie mußte aufpassen, wo sie hintrat, um nicht zu stolpern oder sich den Fuß in einer Furche oder einem Loch zu verstauchen. Nie hatte sie eine so große Trockenheit erlebt. Die Atmosphäre schien die Feuchtigkeit ihres Atems sofort aufzusaugen. Sie hatte nur einen kleinen Wasserschlauch mitgenommen, den sie an irgendwelchen Bächen oder Flüssen oder Wasserstellen hatte füllen wollen, doch etliche, auf die sie stieß, waren längst ausgetrocknet. Der Schlauch war nicht einmal mehr halb voll, als der Vormittag halb vorüber war.
    Als sie auf einen Fluß stieß, von dem sie überzeugt war, daß er Wasser führen müßte, fand sie nur Schlamm vor und beschloß umzukehren. In der Hoffnung, auf Wasser zu stoßen, ging sie eine Strecke das Flußbett entlang und stieß schließlich auf eine verschlammte Pfütze. Das war alles, was von einer einst tiefen Wildtränke geblieben war. Als sie sich hinabbeugte, um das Wasser zu kosten und festzustellen, ob es auch genießbar sein, bemerkte sie frische Hufspuren. Offensichtlich war vor noch nicht langer Zeit eine Pferdeherde hier gewesen. Etwas an einem der Hufabdrücke ließ sie genauer hinsehen. Sie war eine erfahrene Fährtenleserin, und obwohl sie nicht daran gedacht hatte, hatte sie Winnies Hufspuren allzu oft gesehen, als daß ihr die kleinen Unregelmäßigkeiten im Umriß und im Druck nicht aufgefallen wären, die diese Hufspuren unverwechselbar machten. Ein näherer Blick überzeugte sie, daß Winnie hier gewesen war, und zwar vor gar nicht langer Zeit. Sie mußte noch ganz in der Nähe sein. Aylas Herz schlug schneller.
    Es war nicht schwierig, der Fährte zu folgen. Der eingebrochene Rand eines Erdrisses, wo ein Huf ausgerutscht war, als die Pferde den Schlamm verlassen hatten, lockerer neuer Staub, der sich darauf niedergelassen hatte, geknicktes Gras – all das zeigte, in welche Richtung die Pferde sich bewegt hatten.

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