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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zu beschützen.
Nur hatte er gelernt, daß einem Fremden ein gesellschaftlicher Fehler zwar verziehen wurde, es jedoch ratsam war, auf Reisen vorsichtigen Hinweisen zu folgen, um möglichst wenig in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten. Er hatte gesehen, worauf sie deutete – und ihr Erröten war ihm gleichfalls nicht entgangen. Beidem entnahm er, daß sie meinte, er solle nicht mit unbedecktem Geschlecht ins Freie treten. Hinzu kam, daß es ohnehin unbequem wäre, sich mit bloßem Gesäß auf nackten Felsen zu setzen. Und viel herumlaufen konnte er nicht.
Dann dachte er über sich selbst nach, darüber, wie er auf einem Bein dastand, sich an dem Pfosten der Darre festhielt und so begierig war, hinauszukommen, daß es ihm gar nicht aufgefallen war, völlig nackt zu sein. Ihm wurde urplötzlich klar, wie komisch diese Situation war, und so brach er in ein herzliches Lachen aus.
Jondalar konnte nicht ahnen, wie sein Gelächter auf Ayla wirkte. Für ihn war Lachen genauso natürlich wie Atmen, wohingegen Ayla bei Wesen aufgewachsen war, die nicht lachten und ihr Lachen so voller Argwohn betrachteten, daß sie gelernt hatte, es sich möglichst zu verbeißen, nur um nicht aufzufallen. Das war ein Teil des Preises, den sie bezahlte, um zu überleben. Erst nach der Geburt ihres Sohnes hatte sie die Lust des Lachens neu entdeckt. Das Lachen gehörte zu den Dingen, die er der von ihr stammenden Hälfte seines Erbes entnommen hatte. Zwar hatte sie gewußt, daß, ihn dazu zu ermuntern, mit Mißbilligung vermerkt werden würde, doch wenn sie allein waren, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, ihn zum Spaß zu kitzeln und auf diese Weise zum Lachen zu bringen.
Für sie war Lachen mehr als nur eine spontane Lebensäußerung. Lachen – das war das einzigartige Band, welches sie mit ihrem Sohn verband –, mit jedem Teil von ihm, in dem sie sich selbst wiedersah und den sie als Ausdruck ihres eigenen Wesens begriff. Das Lachen, welches das von ihr geliebte Höhlenlöwenjunge in ihr hervorrief, hatte diesen Ausdruck nur noch verstärkt, und sie war nicht gewillt, auf ihn zu verzichten. Denn damit hätte sie nicht nur auf Gefühle verzichten müssen, die mit der Erinnerung an ihren Sohn verbunden waren, sondern auch auf ihr immer noch im Entstehen begriffenes Selbstwertgefühl.
Nur wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, daß auch ein anderer lachen könnte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals ein anderes Wesen außer Durc und sich selbst lachen gehört zu haben. Die besondere Art von Jondalars Lachen – die Unbekümmertheit und die Herzlichkeit – verlangten nach einer Antwort. Wie er da über sich selbst lachte, das verriet hemmungslose Belustigung, und sie liebte dieses Lachen vom ersten Augenblick, da sie es hörte. Im Gegensatz zu den Vorwürfen, die ihr von den männlichen Erwachsenen im Clan gemacht wurden, bekundete Jondalars Lachen schon durch seinen Klang Anerkennung. Es war nicht nur recht zu lachen, man wurde dazu regelrecht aufgefordert. Es war unmöglich zu widerstehen.
Und Ayla widerstand auch nicht. Das anfänglich schockierte Überraschtsein wurde zu einem Lächeln, das sich zu einem richtigen Gelächter auswuchs. Sie wußte gar nicht, was eigentlich so komisch war; sie lachte, einfach weil Jondalar lachte.
»Don-da-lah« sagte Ayla, nachdem dieser Augenblick vorüber war:
»Was ist Wort für … ha-ha-ha-ha?«
»Lachen? Gelächter?«
»Wie heißt … richtiges Wort?«
»Beides ist richtig. Wenn wir es tun, sagen wir: ›Wir lachen‹. Und wenn man darüber redet, redet man von Gelächter«, erklärte er.
Ayla überlegte eine Weile. Er hatte mehr zum Ausdruck gebracht als die Möglichkeiten des Wortgebrauchs; am Sprechen war mehr dran als bloßes Worte-von-sich-Geben. Sie kannte nun bereits eine ganze Menge Wörter, verzweifelte jedoch immer wieder, wenn sie versuchte, ihre Gedanken auszudrücken. Sie wurden auf eine besondere Art aneinandergereiht, und sie hatten eine Bedeutung, die sie nie ganz packte. Obgleich sie Jondalar größtenteils verstand, gaben die Wörter ihr doch nur einen gewissen Hinweis. Sie verstand nicht minder viel mit Hilfe ihrer hochentwickelten Fähigkeit, die unbewußte Sprache des Körpers zu verstehen. Was sie spürte, war der Mangel an Genauigkeit und Tiefgang ihrer Unterhaltung. Schlimmer allerdings war noch das Gefühl, es zu wissen, wenn sie sich nur erinnern könnte, und die unerträgliche Spannung, wie ein harter, schmerzender Knoten, der versuchte zu zerspringen, die sie

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