Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
herausgekommen war, um in der Sonne zu sitzen. Als er sich voller Unbehagens seines Sonnenbrands bewußt wurde, war Ayla nicht da. Er versuchte, ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen; schließlich wollte er die Frau nicht stören, die zum ersten Mal nach der langen Zeit der Pflege ein paar Augenblicke für sich hatte. Er fragte sich, wieso sie denn so lange blieb, und wünschte, sie würde sich beeilen. Er blickte zur Einmündung des Pfades hinüber und dann den Fluß auf und ab in der Annahme, daß sie vielleicht noch einmal Schwimmen gegangen war.
Er schaute gerade in die entgegengesetzte Richtung, als Ayla oben auf dem Sims erschien. Ein Blick auf seinen tiefroten Rücken genügte, ihr die Schamröte ins Gesicht zu treiben. Sieh nur, was für ein Sonnenbrand! Was für eine Medizinfrau bin ich denn, daß ich ihn solange allein in der Sonne sitzen lasse? Sie eilte auf ihn zu.
Er hörte sie kommen und drehte sich dankbar darüber, daß sie endlich gekommen war, nach ihr um. Ein bißchen war er auch ärgerlich, daß sie nicht früher gekommen war. Doch als er sie sah, spürte er den Sonnenbrand nicht mehr. Offenen Mundes starrte er die nackte Frau an, die da im hellen Sonnenlicht auf ihn zukam.
Ihre Haut war goldbraun und spielte, wenn sie sich bewegte, über festen, sehnigen Muskeln. Ihre Beine waren vollkommen geformt; nur auf dem linken Schenkel störten vier parallel verlaufende Narben. Er konnte die festen und gerundeten Gesäßbacken sehen, und über dem dunkelblonden Flaum ihrer Schamhaare den sanft gewölbten Bauch mit den blassen Dehnungsnarben aus der Zeit der Schwangerschaft. Schwangerschaft? Sie hatte ausladende Brüste, die gleichwohl hochstanden wie die eines Mädchens und rosige Höfe um die vorspringenden Brustwarzen herum aufwiesen. Ihre langen schlanken Arme verkündeten ohne falsche Hemmungen, wie stark sie war.
Ayla war unter Männer und Frauen aufgewachsen, die von Natur aus kräftig waren. Um die Aufgaben zu erfüllen, die der Clan von Frauen verlangte – Heben und Tragen, Felle bearbeiten, Holz zerkleinern –, mußte ihr Körper schon die notwendige Muskelkraft entwickeln. Die Jagd hatte ihr etwas Drahtiges und Federndes verliehen, und das Alleinleben hatte es erforderlich gemacht, sämtliche Kräfte fürs Überleben zu mobilisieren.
Wahrscheinlich, dachte Jondalar, war sie die stärkste Frau, die er je gesehen hatte; sie war imstande gewesen, ihn hochzuheben und sein ganzes Gewicht zu tragen. Für ihn gab es keinen Zweifel, daß er noch nie eine Frau mit einem so wunderschön gewachsenen Körper gesehen hatte. Aber es war nicht nur ihr Körper allein. Er hatte sie von Anfang an für ausnehmend hübsch gehalten, doch hatte er sie noch nie bei vollem Tageslicht gesehen.
Sie hatte einen langen Hals mit einer kleinen Narbe vorn, ein schön geschwungenes Kinn, vollen Mund, gerade schmale Nase, hochsitzende Backenknochen und weit auseinanderstehende blaugraue Augen. Ihre feingemeißelten Züge bildeten ein harmonisches Ganzes, die langen Wimpern und schön gewölbten Brauen waren hellbraun, nur um ein Geringes dunkler als die locker fallenden Wellen ihres goldenen, in der Sonne schimmernden Haares.
»Große, segenspendende Mutter!« stieß er halblaut aus.
Er rang nach Worten, sie zu beschreiben; die Gesamtwirkung war blendend. Sie war bezaubernd, hinreißend, überwältigend. Nie hatte er eine so atemberaubend schöne Frau gesehen. Warum nur verbarg sie diesen wunderschönen Körper unter einem solchen formlosen Überwurf? Und er hatte sie nur für hübsch gehalten! Wieso war ihm das nicht sofort aufgefallen?
Erst als sie das Sims überquert hatte und näherkam, spürte er, daß er erregt war, doch von da an war es ein inständig pulsierendes Drängen, wie er es nie zuvor empfunden hatte. Ihn juckte es in den Händen, diesen vollkommenen Körper zu liebkosen und seine geheimsten Stellen zu entdecken; es verlangte ihn zu erforschen, zu kosten und Wonnen zu bereiten. Als sie sich zu ihm hinneigte und er ihre warme Haut roch, war er bereit, sie zu nehmen, ohne sie auch nur zu fragen – wenn er dazu imstande gewesen wäre. Aber er spürte, daß sie jemand war, der sich nicht ohne weiters nehmen ließ.
»Don-da-lah! Rücken ist … Feuer …« sagte Ayla und suchte nach dem richtigen Wort für den glühenden Sonnenbrand. Dann zögerte sie – gebannt vom tierischen Magnetismus seines Blicks. Sie sah ihm in die leuchtendblauen Augen und fühlte sich tief in sie hineingezogen. Ihr Herz hämmerte, die Knie
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