Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
nahe vor sich zu haben, war überwältigend. Ihr fiel auf, daß er sich das Gesicht nochmals rasiert hatte. Die kurzen Bartstoppel waren nur von ganz nahem zu erkennen. Es verlangte sie danach, sein glatt-rauhes Gesicht anzufassen, und seine Augen gaben ihr das Gefühl, als könnten sie in sie hineinsehen.
»Du«, sagte sie leise.
»Dann bist du also nicht zu groß, oder? Und häßlich bist du auch nicht, Ayla.« Er lächelte, doch das wußte sie nur, weil seine Augen es ihr sagten.
»Es ist schon komisch – die schönste Frau, die ich je gesehen habe, hält sich für häßlich.«
Ihre Ohren hörten, doch sie war so verloren in seinen Augen und zu sehr beschäftigt mit der Reaktion ihres Körpers, als daß sie auf seine Worte hätte achtgeben können. Sie sah, wie sein Gesicht sich über sie beugte, wie er den Mund auf den ihren legte, und spürte dann, wie er die Arme um sie schlang und sie an sich zog.
»Jondalar«, hauchte sie. »Ich mag das … dieses Mund auf Mund.«
»Kuß«, sagte er. »Ich glaube, es ist soweit, Ayla.« Er nahm ihre Hand und führte sie zu den Schlaffellen.
»Soweit?«
»Es ist Zeit für die Ersten Riten«, sagte er.
Sie setzten sich auf die Felle. »Was für eine Zeremonie ist das?«
»Es ist die Zeremonie, durch die ein Mädchen zur Frau gemacht wird. Ich kann dir nicht alles darüber sagen. Die älteren Frauen erklären einem Mädchen, was es zu erwarten hat, und daß es wehtun kann, daß das aber notwendig ist, um den Gang zu öffnen, der sie zur Frau macht Sie wählen den Mann dafür aus. Männer möchten gern erwählt werden, aber manche haben auch Angst davor.«
»Warum haben sie Angst?«
»Sie haben Angst, der Frau wehzutun, Angst, sich ungeschickt anzustellen, Angst, daß ihr Frauen-Macher ihnen nicht steht.«
»Das bedeutet Glied des Mannes? Es hat so viele Namen.«
Er dachte an all die Namen, von denen manche vulgär, andere lustig waren. »Ja, es hat viele Namen.«
»Und wie heißt es richtig?«
»Männlichkeit, würde ich meinen«, sagte er, nachdem er eine Weile überlegt hatte, »wie für männliches Wesen. Aber er wird auch Frauen-Macher genannt.«
»Und was geschieht, wenn die Männlichkeit nicht stehen will?«
»Dann muß ein anderer Mann heran – sehr peinlich. Aber die meisten Männer möchten gern für das erste Mal einer Frau ausgewählt werden.«
»Hast du es gern, wenn du gewählt wirst?«
»Ja.«
»Und fällt die Wahl oft auf dich?«
»Ja.«
»Warum?«
Jondalar lächelte und überlegte, ob sie all diese Fragen aus Neugier oder aus Verlegenheit stellte. »Ich glaube, weil ich es mag. Das erste Mal bei einer Frau ist etwas Besonderes für mich.«
»Jondalar, wie können wir die Riten der Ersten Wonnen feiern? Ich habe das erste Mal hinter mir, ich bin bereits offen.«
»Ich weiß, aber bei den Ersten Wonnen geht es um mehr als nur um das Öffnen.«
»Das verstehe ich nicht. Was soll mehr daran sein?«
Wieder lächelte er, neigte sich dann über sie und legte seinen Mund auf den ihren. Sie lehnte sich an ihn, erschrak jedoch, als sein Mund sich öffnete und sie spürte, wie seine Zunge versuchte, in das Innere ihres Mundes einzudringen. Sie zuckte zurück.
»Was machst du?« fragte sie.
»Magst du das nicht?« Betroffen runzelte er die Stirn.
»Ich weiß nicht.«
»Möchtest du es noch einmal versuchen und sehen, ob es dir gefällt?«
Nichts überstürzen, sagte er sich. Bedränge sie nicht. »Warum legst du dich nicht hin und entspannst dich?«
Mit sanftem Druck half er seinen Worten nach, streckte sich dann neben ihr aus und stützte sich auf den Ellbogen. Nachdem er auf sie herniedergeschaut hatte, legte er nochmals seinen Mund auf den ihren. Er wartete, bis die Spannung sich legte, fuhr ihr dann leicht mit der Zunge über die Lippen. Dann hob er den Kopf und sah, daß sie die Augen geschlossen hatte und ihr Mund lächelte. Als sie die Augen wieder aufmachte, senkte er den Kopf wieder, um sie abermals zu küssen. Sie kam ihm entgegen. Diesmal küßte er mit mehr Nachdruck und offenem Mund. Als seine Zunge Eingang suchte, machte sie den Mund auf, um sie einzulassen.
»Ja«, sagte sie. »Ich glaube, es gefällt mir.«
Jondalar grinste. Sie stellte Fragen, kostete und probierte aus, und er war froh, daß sie nichts an ihm auszusetzen hatte.
»Was jetzt?« fragte sie.
»Noch mehr vom Gleichen?«
»Gut.«
Wieder küßte er sie, erforschte sanft ihre Lippen, den Gaumen und den Bereich unter ihrer Zunge. Dann hinterließen seine Lippen eine Spur auf ihrem Kinn und fanden
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