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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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und geblähten Nüstern liefen sie zu beiden Seiten an ihr vorüber, und schrien vor Angst und vor Kopflosigkeit. Auch Ayla geriet in Panik, denn sie hatte Angst, alle könnten ihr entgehen.
Sie befand sich nahe des östlichen Endes der Strauchbarriere, da sah sie eine graubraune Stute auf sich zukommen. Kreischend hielt Ayla ihre Fackeln in die Höhe und lief direkt auf die Stute zu, so daß sie praktisch mit dem Tier zusammenstoßen mußte. Doch im letzten Augenblick sprang die Stute zur Seite, auf die – für sie – falsche Seite, stellte fest, daß ihr der Fluchtweg abgeschnitten war und galoppierte in der Hoffnung, einen Ausweg zu finden, am Zaun entlang. Keuchend vor Atemlosigkeit hastete Ayla hinter ihr her; sie hatte das Gefühl, daß ihr die Lungen platzten.
Die Stute sah die Lücke mit dem verlockend blinkenden Fluß dahinter und lief darauf zu. Dann erkannte sie die offene Fallgrube – zu spät. Sie verhielt, um über die Grube hinwegzuspringen, rutschte jedoch am schlüpfrigen Rand mit den Hufen aus und landete mit einem gebrochenen Bein in der Grube.
Keuchend lief Ayla hinzu; sie griff sich einen Speer, stand da, ließ die wild um sich blickende, schreiende, den Kopf in die Höhe werfende und im Schlamm keinen Halt findende Stute nicht aus den Augen. Ayla packte den Speer mit beiden Händen, spreizte die Beine und schleuderte die Waffe mit aller Macht. Dann ging ihr auf, daß sie dem Tier den Speer in die Flanke getrieben und es verwundet, nicht jedoch getötet hatte. Da lief sie um die Grube herum, glitt im Schlamm aus und wäre um ein Haar selbst in der Grube gelandet.
Ayla ergriff den zweiten Speer, und diesmal zielte sie genauer. Völlig verwirrt und von Schmerzen gepeinigt, wieherte die Stute, und als die Spitze des zweiten Speers sich ihr in den Hals bohrte, schoß sie in einem letzten tapferen Sich-Aufbäumen noch einmal vor, sank dann mit einem Laut, der kaum mehr war als ein Wimmern, mit zwei Wunden und einem gebrochenen Bein zurück. Ein fester Schlag mit der Keule setzte ihren Schmerzen ein Ende.
Nur langsam begriff Ayla, was geschehen war; sie war viel zu benommen, um das volle Ausmaß ihrer Leistung zu erkennen. Erschöpft und nach Luft ringend stützte sie sich am Rand der Fallgrube auf ihre Keule und starrte auf die umgesunkene Stute unten. Das graubraune Fell war mit Schlamm und Blut beschmiert, doch das Tier regte sich nicht mehr.
Dann, nach und nach, dämmerte es ihr. Ein nie gekannter Drang stieg in ihr auf, wuchs in ihrer Kehle und entrang sich als urtümlicher Siegesschrei ihren Lippen. Sie hatte es geschafft!
In diesem Augenblick stand mitten in einem riesigen Erdteil irgendwo in der Nähe der fließenden Grenze zwischen den nördlichen Lößsteppen und den feuchteren kontinentalen Weidegebieten im Süden eine junge Frau mit einer Keule in der Hand da – und kam sich übermächtig vor. Sie konnte überleben! Sie würde überleben!
Doch ihr Jubel dauerte nur kurz. Als Ayla auf das gefällte Pferd hinuntersah, ging ihr unversehens auf, daß sie es nie schaffen würde, das ganze Tier aus der Grube herauszuziehen; sie würde es auf dem Boden der schlammigen Grube zerlegen müssen. Und dann würde sie ihre Beute und das Fell in verhältnismäßig gutem Zustand rasch ans Ufer hinunterbringen müssen, ehe zu viele andere Raubtiere Blut witterten. Sie mußte das Fleisch in dünne Streifen schneiden, die anderen Teile, auf die sie Wert legte, in Sicherheit bringen, Feuer unterhalten und Wache halten, während das Fleisch trocknete.
Dabei war sie schon erschöpft von der Nachtarbeit und der aufregenden Jagd. Doch sie war kein männlicher Clansangehöriger, der sich jetzt, wo sein aufregender Teil vorüber war, ausruhen und die Aufgabe des Zerlegens und Verarbeitens den Frauen überlassen konnte. Aylas Arbeit hatte erst begonnen. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und sprang hinunter in die Grube, um der Stute die Kehle durchzuschneiden.
Sie lief zurück ans Ufer, um Feuersteinwerkzeuge und ihre Zeltbahn aus Fell zu holen. Bei ihrer Rückkehr fiel ihr auf, daß die Herde am anderen Ende des Tales immer noch in Bewegung war, vergaß sie jedoch, als sie in dem beengten Raum in der Grube blut- und lehmbeschmierte Fleischstücke aus dem erlegten Tier heraushackte und sich nach Kräften bemühte, das Fell nicht noch mehr zu beschädigen, als es ohnehin schon war.
Aasfressende Vögel pickten Fleischreste von den weggeworfenen Knochen, als sie so viel Fleisch auf ihrer Zeltbahn aufhäufte, wie

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