Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
festgezogen hatten; außerdem hatten sie die Pelzbeinlinge in die Stulpen ihrer Fußbekleidung, die wiederum den unteren Teil ihrer Hosenbeine umschlossen und dort fest zugebunden waren, hineingestopft.
»Jondalar! Ayla! Wollt ihr fort?« rief Talut und beeilte sich, sie einzuholen.
Ayla nickte zustimmend, woraufhin das Lächeln aus Taluts Gesicht schwand. Doch Jondalar erklärte: »Wir wollen bloß die Pferde etwas bewegen. Am Nachmittag sind wir wieder da.«
Was er nicht erwähnte, war, daß sie auch fortritten, um ein wenig allein zu sein, um einen Ort zu suchen, wo sie sich ungestört darüber aussprechen konnten, ob sie nun zurückkehren wollten in Aylas Tal oder nicht. Oder – von Jondalar aus gesehen – sie davon abzubringen, wieder zurückkehren zu wollen.
»Gut. Ich würde gern noch ein paar Übungen mit deinem Speerwerfer abhalten, sobald das Wetter besser wird. Ich möchte gern sehen, wie sie funktionieren und was ich damit anfangen könnte«, sagte Talut.
»Vielleicht bist du überrascht«, erwiderte Jondalar und lächelte, »wie gut sie funktionieren.«
»Aber nicht von selbst. Gewiß, ihr beide vollbringt wahre Wunder damit, aber dazu muß man sich erst die nötige Geschicklichkeit erwerben, und vielleicht bleibt uns dazu vorm Frühling nicht mehr viel Zeit.« Talut sprach nicht weiter und überlegte.
Die Hand auf dem Widerrist, unmittelbar unterhalb von Winnies kurzer, borstiger Mähne, stand Ayla da und wartete. Ein schwerer Pelzfäustling baumelte an einer Schnur aus dem Ärmel ihres Überwurfs. Die Schnur war durch einen Ärmel, eine Schlaufe oben am Rückenteil und durch den zweiten Ärmel hindurchgezogen und dort mit einem zweiten Fäustling verbunden. Da sie an der Schnur festsaßen, ließen sich die Fäustlinge notfalls einfach abstreifen, wenn man um der größeren Geschicklichkeit willen die bloße Hand brauchte, und es bestand keinerlei Gefahr, sie zu verlieren. In einem Land von so großer Kälte und starker Winde konnte ein verlorener Fäustling den Verlust einer Hand oder gar den Tod bedeuten. Das Füllen schnaubte, trippelte aufgeregt und stieß Jondalar ungeduldig an. Winnie wie Renner schienen begierig fortzukommen, und sie warteten, wie Talut sehr wohl wußte, nur aus Höflichkeit. Deshalb beschloß er, nicht erst lange drumherum zu reden.
»Nezzie und ich, wir haben uns heute nacht und auch am Morgen unterhalten. Und ich habe noch mit ein paar anderen darüber geredet. Es würde uns schon sehr helfen, jemand zu haben, der uns zeigt, wie man mit diesen Jagdwaffen umgeht.«
»Ihr seid uns mehr als gastfreundlich begegnet und wart sehr großzügig. Ich würde euch mit Freuden zeigen, wie man mit diesem Speerwerfer umgeht. So kann ich zumindest einen kleinen Teil meiner Dankesschuld euch gegenüber abtragen«, sagte Jondalar.
Talut nickte und fuhr dann fort: »Von Wymez höre ich, daß du ein ausgezeichneter Steinschläger bist, Jondalar. Die Mamutoi können immer jemand gebrauchen, der gute Flintwerkzeuge herstellen kann. Und Ayla ist auf vielen Gebieten bewandert; das Lager hätte nur Gutes davon. Sie versteht nicht nur, trefflich mit dem Speerwerfer und ihrer Schleuder umzugehen, du hattest durchaus recht damit« – und damit wandte er sich von Jondalar ab und Ayla zu –, »sie ist auch noch eine Heilkundige. Wir würden es begrüßen, wenn ihr bliebet.«
»Ich hatte gehofft, wir könnten den Winter über bei euch bleiben, Talut, und ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich bin mir nicht sicher, wie Ayla dazu steht«, erwiderte Jondalar lächelnd; er fand, daß Taluts Anerbieten zu keinem besseren Zeitpunkt hätte kommen können. Wie konnte sie jetzt noch fortgehen wollen? Was Talut da vorschlug, wog doch wohl mehr als Frebecs häßliches Verhalten.
Talut fuhr fort, seine Bemerkungen an die junge Frau zu richten. »Ayla, du hast im Moment keine Leute, und Jondalars Leute leben in weiter Ferne von hier. Vielleicht so weit fort, daß er keine Lust hat, so weit zu reisen, wenn er hier eine Heimat finden kann. Wir würden es gern sehen, wenn ihr beide nicht nur den Winter über hierbliebet, sondern für immer. Ich fordere euch auf, welche von uns zu werden, und ich spreche nicht nur für meine eigene Person. Tulie und Barzec wären bereit, Jondalar im Herdfeuer des Auerochsen aufzunehmen, und Nezzie und ich möchten, daß du eine Tochter vom Herdfeuer des Löwen wirst. Da Tulie Anführerin ist und ich Anführer, würde euch das sehr großes Ansehen unter den Mamutoi
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