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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Größe auf. »Du kannst jederzeit ausscheiden«, erklärte sie
mit kalter Stimme.
»Jetzt schau, was du angerichtet hast!« rief Crozie. »Fralie
erwartet ein Kind, und du willst sie vertreiben, bei dieser Kälte,
wo sie nicht weiß, wohin. Warum habe ich mich jemals
einverstanden erklärt, daß ihr euch zusammentut? Wie habe ich
jemals glauben können, daß jemand, der einen so geringen
Brautpreis zahlt, gut genug für sie wäre? Meine arme Tochter,
meine arme Fralie …«
Das Gejammer der alten Frau ging unter in dem allgemeinen
Lärm zorniger Stimmen und Vorhaltungen, die Frebec gemacht
wurden. Ayla drehte sich um und strebte dem Herdfeuer des
Mammut zu. Es entging ihr nicht, daß Rydag die Versammlung
mit traurigen großen Augen vom Herdfeuer des Löwen aus
verfolgte. Sie setzte sich neben ihn, tastete ihm die Brust ab und
sah ihn sich genau an, um sich zu vergewissern, daß auch alles
in Ordnung mit ihm war. Ohne den Versuch zu machen, mit
ihm ins Gespräch zu kommen, weil sie nicht wußte, was sie zu
ihm sagen sollte, nahm sie ihn einfach hoch. Sie setzte ihn sich
auf den Schoß, wiegte ihn hin und her und summte leise eine
eintönige Weise vor sich hin. So hatte sie einst ihren Sohn
gewiegt und später, allein in ihrer Höhle im Tal der Pferde, hatte
sie sich auf diese Weise in den Schlaf gewiegt.
»Hat denn keiner Achtung mehr vor dem Sprecherstab?«
brüllte Talut und überdröhnte damit den ganzen Aufruhr. Seine
Augen blitzten. Er war wütend. Nie hatte Ayla ihn so wütend gesehen. Aber sie bewunderte seine Selbstbeherrschung, als er dann wieder sprach. »Crozie, niemals würden wir Fralie in diese Kälte hinausschicken; du beleidigst mich und das Löwen-Lager,
wenn du uns unterstellst, wir könnten das tun.«
Offenen Munds starrte die alte Frau den Anführer an. Sie
hatte nie ernstlich angenommen, daß sie Fralie hinauswerfen
würden. Ihr war es nur darum gegangen, Frebec mit Schimpf zu
überhäufen; nie hätte sie gedacht, daß andere das kränken
könnte. Sie besaß den Anstand, schamrot zu werden, was
manche überraschte, doch die Feinheiten allgemein akzeptierten
Verhaltens verstand sie nicht. Schließlich war Fralies Status
zunächst etwas, das von ihr, der Mutter, gekommen war. Crozie
wurde hochgeschätzt oder war zumindest hochgeschätzt
worden, bis sie viel von ihrem Ansehen eingebüßt und sich
selbst und alle um sich herum unglücklich gemacht hatte. Sie
konnte sich immer noch auf ihr früheres Ansehen berufen, auch
wenn dieses längst vergangen war.
»Frebec, möglich, daß es dir peinlich ist, Angehöriger des
Löwen-Lagers zu sein«, sagte Talut, »aber wenn dieses Lager an
Ansehen eingebüßt hat, dann nur, weil dies das einzige Lager
war, das bereit war, dich aufzunehmen. Und wie Tulie schon
sagte: Keiner zwingt dich hierzubleiben. Es steht dir jederzeit
frei zu gehen; aber hinauswerfen tun wir dich nicht, jedenfalls
nicht mit einer kranken Frau, die diesen Winter noch gebären
soll. Vielleicht hast du noch nicht viel mit schwangeren Frauen
zu tun gehabt, aber ob du es nun wahrhaben willst oder nicht:
Fralies Krankheit hat mit der Schwangerschaft nur wenig zu
tun. Das sehe sogar ich.
Doch das ist nicht der Grund, warum diese Versammlung
einberufen wurde. Gleichgültig, was du dabei empfindest oder
was wir dabei empfinden: Du bist ein Angehöriger des LöwenLagers. Ich habe meinen Wunsch erklärt, Ayla ins Herdfeuer des
Löwen zu adoptieren und sie zu einer Mamutoi zu machen.
Aber dazu müßten alle einverstanden sein, und du hast
Einwände erhoben.«
Inzwischen war es Frebec alles andere als wohl in seiner Haut.
Gewiß, er hatte sich bedeutend gefühlt, als er allen anderen die
Stirn bot; jetzt aber hatte Talut ihn an die Demütigungen und
die Verzweiflung erinnert, die er bei seiner Suche nach einem
Lager erlebt hatte.
Mamut beobachtete ihn sehr gründlich. Frebec war nie etwas
Besonderes gewesen. Er genoß nur wenig Ansehen, weil seine
Mutter ihm nur wenig hatte mitgeben können; er tat sich in
nichts besonders hervor und besaß nur wenige Eigenschaften
oder Gaben, die wirklich etwas gegolten hätten. Gehaßt wurde
er zwar nicht, aber gern gelitten war er auch nicht. Er schien ein
ziemlich mittelmäßiger Mann mit durchschnittlichen
Fähigkeiten zu sein. Allerdings hatte er bewiesen, daß er sich mit
seinen Argumenten in einer Auseinandersetzung behaupten
konnte. Wenn seine Argumente auch falsch gewesen waren – in
sich waren sie schlüssig. Vielleicht war er gescheiter, als man
jemals

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