Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
gemächlich, wie es der
Ritt hierher gewesen war. Sie behielten ein stetiges Reisetempo
bei, machten keine Abstecher, um irgend etwas zu erkunden,
und gingen unterwegs auch nicht jagen; und sie suchten sich
auch nicht am frühen Abend bereits einen Platz, um zu rasten
und Wonnen zu genießen. In der Annahme, daß sie sehr wohl
wieder zurückkehren würden, hatten sie sich auf dem Ritt vom Tal der Pferde bis hierher Landmarken eingeprägt – bestimmte zutage tretende Gesteinsmassen, Bergzüge, besondere Felsformationen und Wasserläufe –, doch mit der Jahreszeit
hatte sich auch die Landschaft gewandelt.
Zum Teil hatte auch die Vegetation ihr Aussehen verändert.
Die geschützten Täler, in denen sie zur Rast abgestiegen waren,
sahen entsprechend der Jahreszeit anders aus und nicht mehr
so, wie sie sie in der Erinnerung hatten. Das beunruhigte sie. Die
arktischen Birken und Weiden hatten ihr Laub abgeworfen; die
im Wind zitternden dürren Äste und Zweige schienen
geschrumpft und leblos. Die Koniferen hingegen –
Schimmelfichte, Lärche und Zirbelkiefer – traten mit ihrem
stolzen und gesunden grünen Nadelkleid deutlich ins Auge, und
selbst die vom Wind gebeugten und verkümmerten Arten auf
den Steppen gewannen im Vergleich dazu an Substanz.
Verwirrender als alles andere jedoch waren die Veränderungen,
die der Permafrost in diesem periglazialen, also unter dem
Einfluß der eiszeitlichen Gletscher stehenden Gebiet hervorrief.
    Permafrost – ständig gefrorener Boden, vom Oberflächenboden bis zum tiefen Muttergestein, der nie auftaut und das ganze Jahr über gefroren bleibt – entstand in diesem weit südlich der Polarregionen gelegenen Land unter dem Einfluß der damals kontinentüberspannenden, bis zu mehreren Kilometern hohen Eisschichten. Ein Verwirrspiel wechselseitiger Einflüsse von Klima, Oberflächen- und Tiefenbeschaffenheit ließ den Boden gefrieren und in diesem gefrorenen Zustand verharren. Darauf ein wirkten Sonnenschein und stehendes Wasser, Vegetation, Bodendurchlässigkeit, Wind und Schnee.
    Das Jahresmittel der Temperatur, das nur wenige Grade unter dem lag, was später zu gemäßigten Verhältnissen führte, genügte, um die gewaltigen Gletscher sich weiter vorschieben und weiter im Süden Permafrost entstehen zu lassen. Die Winter waren lang und kalt; gelegentliche Stürme brachten schwere Schneefälle und Blizzards; dennoch fiel im Laufe des Winters relativ wenig Schnee, und es gab viele klare Tage. Die Sommer waren kurz, und an einigen wenigen Tagen wurde es so heiß, daß man die Nähe der gewaltigen Gletschereismassen kaum vermutet hätte; doch für gewöhnlich war der Himmel bedeckt, es war kühl, und es fiel nur wenig Regen.
    Obwohl ein Teil des Bodens ständig zugefroren blieb, war der Permafrost kein unwandelbarer Zustand; er war vielmehr unbeständig und launisch wie die Jahreszeiten selbst. Im tiefen Winter, wenn alles fest gefroren war, schien das Land passiv, hart und abweisend, doch dieser Anschein trog. Sobald der Winter vorüberging, weichte die Oberfläche auf, nur wenige Fingerbreit dort, wo dichte Bodenbedeckung, schwere Böden oder zuviel Schatten sich der sanften Wärme des Sommers widersetzten; doch an sonnigen Kies- und Geröllhängen, die gut trockneten und wenig Vegetation aufwiesen, taute die aktive Schicht bis in eine Tiefe von mehreren Fuß auf.
    Diese auftauende Schicht jedoch war eine Illusion, denn unter der Oberfläche herrschte nach wie vor der eisenharte Zugriff des Winters. Undurchdringliches Eis führte das Zepter, und so krochen und rutschten und flossen unter dem Einfluß von Tauwetter und Schwerkraft schlammige Erde samt ihrer Last aus Felsen und Bäumen über die wassergeschmierte Eisschicht in der Tiefe hin und her. Wenn die Oberfläche sich erwärmte, kam es zu plötzlichen Erdrutschen und Einbrüchen, und wo die Sommerschmelze keinen Abfluß fand, entstanden Sümpfe und Moräste, und Tauwasserseen breiteten sich aus.
    Schloß sich der jahreszeitliche Reigen wieder, wurde die aktive Schicht über dem gefrorenen Boden wieder hart, doch verbarg sich unter diesem kalten und eisigen Aussehen ein unruhiges Herz. Die extremen Spannungen und Druckverhältnisse führten zu Schwellungen, Auswerfungen und Verziehungen. Der gefrorene Untergrund bekam Risse und platzte, die Risse füllten sich mit Eis, das – um dem Druck zu weichen – in Form von Eiskeilen hochgeschoben und herausgedrückt wurde. Druck bewirkte, daß Löcher sich mit Schlamm füllten, in

Weitere Kostenlose Bücher