Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Äpfel, und Behältnisse, sie darin aufzubewahren.«
»Das ist eine gute Idee. Und woran hast du bei Tulie gedacht?«
»Sie ist sehr stolz auf Deegies Leder, deshalb sollte ich ihr wohl keines schenken. Und etwas zum Essen wie bei Nezzie, das möchte ich auch nicht. Überhaupt nichts allzu Praktisches. Sie ist schließlich die Anführerin. Da sollte es schon etwas Besonderes sein, zum Beispiel Bernstein oder Muscheln, aber da habe ich nichts Besonderes«, sagte Ayla.
»Doch hast du das.«
»Ich hatte auch schon daran gedacht, ihr den Bernstein zu schenken, den ich gefunden habe; aber der ist ein Zeichen meines Totems. Den kann ich nicht wegschenken.«
»Ich meine auch gar nicht den Bernstein. Davon hat sie wahrscheinlich eine ganze Menge. Schenk ihr einen Pelz. Das war das erste, was sie erwähnte.«
»Aber sie hat doch sicherlich auch viele Pelze.«
»Aber deine Pelze sind etwas ganz Schönes und Besonderes. Nur einmal im Leben habe ich etwas Ähnliches gesehen. Tulie bestimmt noch nicht. Der, den ich gesehen habe, stammte von einer Flach … – von einer Clan-Frau.«
Als der Abend sich herniedersenkte, hatte Ayla sich zu ein paar harten Entscheidungen durchgerungen; was sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte, wurde in zwei Haufen aufgeteilt. Der größere sollte zusammen mit der Höhle und dem Tal zurückbleiben. Sie konnte höchstens den kleineren mitnehmen … und ihre Erinnerungen. Die Entscheidungen waren ein manchmal quälender Prozeß; hinterher kam sie sich ganz ausgelaugt vor. Die Gefühlslage, in der sie sich befand, übertrug sich auch auf Jondalar, der sich dabei ertappte, mehr als in den Jahren zuvor an sein Zuhause, seine Vergangenheit und sein bisheriges Leben zu denken. Im Geiste zog es ihn immer wieder zu schmerzlichen Erinnerungen, die er längst vergessen geglaubt hatte. Könnte er sie doch nur vergessen! Er fragte sich, warum sie gerade jetzt wieder hochkamen.
Die Abendmahlzeit verlief ruhig. Ab und zu machte einer von ihnen eine Bemerkung, doch meistens versanken sie in Schweigen, war jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
»Die Schneehühner sind köstlich, wie immer«, bemerkte
Jondalar.
»Creb mochte sie so besonders gern.«
Es war nicht das erste Mal, daß sie das sagte. Gleichwohl war
es immer noch schwer zu glauben, daß sie von den Flachschädeln, bei denen sie gelebt hatte, soviel gelernt hatte. Doch überlegte er genauer, mußte er sich fragen, wieso sie eigentlich nicht genauso gut kochen sollten wie alle anderen auch?
»Meine Mutter ist eine gute Köchin. Der würden sie wahrscheinlich auch gut schmecken.«
Jondalar hat in der letzten Zeit viel an seine Mutter gedacht, fand Ayla. Heute morgen, so hatte er ihr erzählt, habe er kurz vorm Wachwerden von ihr geträumt.
»Als ich heranwuchs, gab es bei ihr Gerichte, die sie besonders gern kochte … wenn sie nicht gerade mit Höhlenangelegenheiten beschäftigt war.«
»Höhlenangelegenheiten?«
»Sie war die Anführerin der Neunten Höhle.«
»Das hast du mir zwar schon einmal erzählt, aber ich habe es nicht recht begriffen. Meinst du, sie war so was wie Tulie? Eine Anführerin?«
»Ja, so etwas Ähnliches. Allerdings gab es bei uns keinen Talut; dabei ist die Neunte Höhle viel größer als das LöwenLager. Zu ihr gehörten viel mehr Menschen.« Er hielt inne, schloß die Augen und dachte angestrengt nach. »Vielleicht vier Leute auf jeden einzelnen vom Löwen-Lager.«
Ayla versuchte, sich genau vorzustellen, wie viele das wären, kam dann jedoch zu dem Schluß, daß es besser wäre, das später mit Zeichen auf dem Boden zu bestimmen. Allerdings fragte sie sich, wieviel Menschen eigentlich ständig zusammen leben könnten. Das waren ja offenbar fast soviel, wie bei einem ClanTreffen zusammenkamen.
»Beim Clan sind Frauen nicht Anführer«, sagte sie.
»Marthona wurde nach Joconnan Anführerin. Zelandoni erzählte, sie habe ihm bei der Führung soviel geholfen, daß sie sich nach seinem Tod einfach an sie wandten. Mein Bruder, Joharran, war ein Sohn seines Herdfeuers. Jetzt ist er der Anführer, aber Marthona ist immer noch eine Ratgeberin … zumindest war sie das, als ich fortging.«
Ayla runzelte die Stirn. Zwar hatte er auch schon früher von ihnen gesprochen, doch waren ihr die Verwandtschaftsverhältnisse nie besonders klar gewesen. »Deine Mutter war die Gefährtin von … wie, hast du gesagt? Jocannan?«
»Ja.«
»Aber sonst erzählst du doch immer von Dalanar.«
»Das ist der, an dessen Herdfeuer ich geboren
Weitere Kostenlose Bücher