Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
hintere Bad, die Männer dieses.« Mit diesen Worten zeigte Deegie, als sie das Herdfeuer des Rentiers gerade hinter sich hatten und in das des Kranichs eintraten, auf den Eingangsbogen gleich hinter Manuvs Bett.
»Dann führt das nicht zu einem Vorratsraum?!«
»Hattest du gedacht, alle Seitenräume wären Vorratskammern? Aber woher solltest du es auch wissen, oder? Man hat bei dir so sehr das Gefühl, du gehörst zu uns, daß man vergißt, wie kurz du erst bei uns bist.«
Sie blieb stehen und sah Ayla an. »Ich freue mich, daß du eine von uns wirst. Ich glaube, das war dir von Anfang an bestimmt.«
Ayla lächelte scheu. »Ich freue mich auch, und ich bin froh, daß es dich hier gibt, Deegie. Es ist schön, eine Frau … eine junge Frau zu kennen, die genauso alt ist wie man selbst.«
Deegie erwiderte das Lächeln. »Ich weiß. Ich wünschte nur, du wärest schon früher gekommen. Denn nach diesem Sommer gehe ich fort von hier. Jetzt ärgere ich mich geradezu, fortgehen zu müssen. Ich möchte zwar genauso Anführerin meines eigenen Lagers sein wie meine Mutter – aber sie wird mir fehlen, und du und alle anderen auch.«
»Wie weit fort wird es denn sein?«
»Das weiß ich nicht. Es steht noch nicht fest«, sagte Deegie.
»Warum dann weit fortgehen? Warum nicht in der Nähe eine Erdhütte bauen?« fragte Ayla.
»Ich weiß nicht. Die meisten tun das nicht, aber ich glaube, ich könnte es. Ich bin einfach nicht von selbst auf den Gedanken gekommen«, sagte Deegie mit einem Gesichtsausdruck, der Verblüffung und Verwunderung ausdrückte. Als sie das letzte Herdfeuer des Langhauses erreichten, sagte sie noch: »Zieh die schmutzigen Sachen aus und wirf sie einfach auf den Haufen dort.«
Deegie wie Ayla entledigten sich ihrer schlammverkrusteten Kleidungsstücke. Ayla spürte Hitze von der anderen Seite eines roten Lederschutzes herüberdringen, der in der äußersten Ecke des Raums von einem ziemlich niedrigen Stoßzahneingangsbogen herunterhing. Deegie bückte sich und schlüpfte als erste hinein. Ayla folgte ihr, ehe sie – den Lederschutz beiseite schiebend – stehenblieb und versuchte, etwas zu erkennen.
»Mach schnell und laß den Vorhang fallen! Du läßt die Hitze raus!« ließ sich eine Stimme aus dem dampfgefüllten, dämmerig erleuchteten, irgendwie rauchigen Inneren vernehmen.
Rasch schob sie sich voran und ließ den Vorhang hinter sich zufallen. Statt der erwarteten Kälte fiel die Hitze sie an. Deegie führte sie an eine rohe, aus Mammutzähnen gearbeitete Leiter, die an der Lehmwand einer etwa einen Meter tiefen Grube lehnte. Ayla erreichte einen Boden, der mit weichen, Schicht um Schicht übereinandergelegten Pelzen einer ganz bestimmten Tierart bedeckt war. Sie hatte zunächst Mühe, die Augen an das dampfgefüllte Dunkel zu gewöhnen, doch dann blickte sie sich um. Die Grube, die ausgehoben worden war, mochte etwa zwei Meter breit und drei Meter lang sein. Sie bestand aus zwei miteinander verbundenen Rundteilen, die jedes für sich eine flache Kuppeldecke aufwiesen – an der Stelle, an der sie stand, nur etwa zwei, drei Handbreit über ihrem Kopf.
Heiße Knochenglut, die den Boden der größeren Abteilung bedeckten, leuchtete rot auf. Die beiden jungen Frauen gingen durch die kleinere Abteilung hindurch, um sich den anderen zuzugesellen. Jetzt erkannte Ayla, daß sämtliche Wände mit Fellen bedeckt waren und der Boden der größeren Abteilung in ganz regelmäßigen Abständen mit Mammutknochen bedeckt war, was es ihnen ermöglichte, über der Knochenglut hinwegzugehen. Später, als sie Wasser auf den Boden gossen, um sich zu waschen, oder damit sich Dampf entwickelte, versickerte dieses in der Erde unterhalb der Knochen, und sie brauchten nicht im Schlamm zu stehen.
Weiteres Brennmaterial wurde auf die Feuerstelle in der Mitte gelegt.
Die Glut lieferte die Hitze, bildete aber außer einem schwachen Streifen Helligkeit um das abgedeckte Rauchloch herum die einzige Lichtquelle. Am Feuer saßen nackte Frauen auf flachen Knochen, die die Sitzflächen von provisorisch aufgestellten Bänken bildeten. An der einen Wand standen Wasserbehälter aufgereiht. Große, derbe, eng geflochtene Körbe enthielten kaltes Wasser; den Mägen großer Tiere, die auf Geweihgestellen lagen, entströmte heißer Dampf. Jemand holte mit zwei flachen Knochen rotglühende Steine aus der Feuerstelle und ließ sie in einen der wassergefüllten Mägen fallen. Würzig nach Fichtennadeln duftender Dampf wölkte auf und füllte den
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