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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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allem ein,
was sie finden, selbst in einem Kaninchenbau – nachdem sie die Kaninchen umgebracht haben. Manchmal denke ich, sie bräuchten überhaupt keinen Kessel, wenn sie keine Jungen hätten. Sie sind ständig unterwegs: Sie jagen, laufen, klettern, machen Männchen und schauen sich um, und vor allem töten sie unablässig, Tag und Nacht, selbst wenn sie gerade gefressen haben und obwohl sie es genausogut lassen könnten. Sie fressen alles: Eichhörnchen, Kaninchen, Vögel, Eier, Insekten, selbst Aas, aber im allgemeinen töten sie ihre Beute und fressen frisches Fleisch. Treibt man sie in die Enge, scheiden sie ein übelriechendes Sekret aus, aber sie spritzen es nicht aus wie ein Stinktier, doch riechen tut es genauso übel. Und dann stoßen sie einen Laut aus wie dies …« Ayla ließ einen kleinen Schrei ertönen, der sich halb wie ein ersticktes Kreischen anhörte und halb wie ein leichtes Grunzen. »Und in der Zeit ihrer Wonnen
pfeifen sie.«
Deegie hätte verwunderter nicht sein können. Sie hatte in
einem kurzen Augenblick mehr über Wiesel und Hermeline
erfahren als zuvor in ihrem ganzen Leben. Sie hatte nicht einmal
gewußt, daß sie überhaupt irgendwelche Laute von sich gaben. »Sie sind gute Mütter und haben viele Babys, zwei Hände …«
Sie stockte, weil ihr der Name des Zahlenworts nicht einfallen
wollte. »Zehn, manchmal sogar noch mehr. Aber manchmal
auch nur ein paar. Die Jungen bleiben bei der Mutter, bis sie fast
voll ausgewachsen sind.« Wieder hielt sie inne und ließ den
Blick kritisch über die Landschaft schweifen.
»Um diese Jahreszeit könnte der Wurf noch bei der Mutter
sein. Wir suchen nach Fährte … ich würde sagen, in Nähe des
Röhrichtdickichts.«
Sie lenkte die Schritte auf die Schneekuppe, die mehr oder
weniger ein Gewirr von Stengeln und Ranken bedeckte, die seit
Jahren schon an derselben Stelle gewachsen waren.
Deegie folgte ihr und fragte sich, wieso Ayla so viel gelernt
hatte, wo sie doch gar nicht soviel älter war als sie selbst. Deegie
war nicht entgangen, daß Ayla ihre letzten Sätze verkürzt hatte –
das einzige, was auf ihre Erregung hindeutete –, aber gerade das
machte ihr deutlich, wie gut Ayla jetzt sprach. Schnell redete sie
selten, aber ihr Mamutoi war nahezu vollkommen, und daß sie
eine Fremde war, merkte man nur noch an der Art, wie sie
bestimmte Laute aussprach. Deegie meinte, diese Eigenheit
würde sie wohl nie verlieren; ja, sie hoffte sogar, daß dies
niemals der Fall sein würde. Das machte sie zu etwas
Besonderem … und so menschlich.
»Halt Ausschau nach winziger Fährte mit fünf Zehen,
manchmal zeigen sich auch nur vier; kleinere Fährten macht
sonst kein Fleischfresser. Außerdem treten sie mit den
Hinterfüßen genau in die Stapfen der Vorderfüße.«
Deegie fiel zurück; sie wollte keine zarten Fährten
zertrampeln, sondern einfach nur beobachten. Langsam und
sehr sorgfältig suchte Ayla bei jedem Schritt, den sie machte, die
Schneedecke um sich herum ab, ließ keinen schneebedeckten
Stamm, keinen Zweig an irgendeinem Busch aus, weder die
schlanken Stämme kahler Birken noch die unter der Last des
Schnees vergrabenen dicken Fichtenäste. Plötzlich erstarrten
ihre stets wachen und lebhaften Augen; was sie sah, ließ ihr den
Atem stocken. Langsam setzte sie den Fuß auf, griff gleichzeitig
in den Proviantbeutel, um einen großen Brocken Wisentbraten
herauszuholen, und legte diesen vor sich hin. Sodann zog sie
sich mit größter Behutsamkeit wieder zurück und griff in ihren
Steinbeutel.
Deegie blieb gleichfalls regungslos stehen, spähte hinaus über
Ayla und versuchte zu sehen, was sie sah. Schließlich nahm sie
Bewegung wahr und stellte den Blick auf etliche kleine weiße Gestalten ein, die sich schlängelnd auf sie zubewegten. Sie huschten erstaunlich schnell dahin, sprangen dabei über umgestürzte Stämme, kletterten Bäume hinauf und herunter, durch Buschwerk, in kleine Mulden und Risse im Schnee hinein und wieder heraus und vertilgten dabei alles, worauf sie stießen. Deegie hatte sich vorher nie die Zeit genommen, die gefräßigen Raubtiere zu beobachten; jetzt konnte sie die Augen nicht von ihnen lassen. Gelegentlich blieben sie stehen und machten Männchen, ließen die wachen Augen das Gelände abspähen, stellten die Ohren vor, um jeden Laut mitzubekommen und wurden unbeirrt von der Witterung ihrer unglücklichen Beute
angezogen.
Die Nester von Feld- und Wühlmäusen plündernd, schossen
sie unter Baumwurzeln, suchten nach

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