Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
bewegen, zu
verstehen gegeben. Aber Renner ist es gewohnt, durch Riemen
gelenkt zu werden. Ich glaube, ich würde sie ihm anlegen«, sagte
sie.
Gemeinsam legten sie Renner das Halfter an. Er spürte, daß
irgend etwas Ungewöhnliches bevorstand, und war daher
lebhafter als sonst, deshalb streichelten sie ihn und klopften ihm
die Flanken, um ihn zu beruhigen. Sie legten ein paar
Mammutknochen aufeinander, damit Jondalar etwas hatte, von
wo aus er aufsitzen konnte, dann führten sie das Pferd hin. Auf
Aylas Vorschlag hin rieb Jondalar ihm den Hals und den
Rücken und fuhr ihm die Beine entlang, lehnte sich dann über
ihn, kraulte und streichelte ihn nochmals, auf daß er sich
vollkommen damit vertraut mache, wie der Mann sich anfühlte. »Sobald du aufsitzt, schling ihm die Arme um den Hals. Es
könnte sein, daß er versucht, dich abzuwerfen«, sagte Ayla und
überlegte, was sie ihm im letzten Augenblick noch an
Ratschlägen mitgeben könnte. »Immerhin hat er sich daran
gewöhnt, auf dem Weg vom Tal hierher eine Last auf dem
Rücken zu tragen; es könnte also auch sein, daß es ihm gar nicht
so schwerfällt, sich an dich zu gewöhnen. Halte den Führstrick
fest, damit er nicht runterfällt und Renner drauftritt. Sonst
würde ich ihn einfach laufen lassen, wohin er will und bis er
müde wird. Ich folge dir auf Winnie. Bist du bereit?«
»Ich denke schon«, sagte er und lächelte nervös.
Jondalar stand auf den riesigen Knochen, lehnte sich über das
zottige, kräftige Tier und redete ihm gut zu, während Ayla ihm
den Kopf hielt. Dann schob er langsam das Bein über seinen
Rücken, ließ sich darauf nieder und schlang Renner die Arme
um den Hals. Als er das schwere Gewicht auf sich spürte, legte
der dunkle Hengst die Ohren an. Ayla ließ ihn los. Er machte
einen Satz, stellte sich einmal auf die Hinterhand, machte dann
den Rücken krumm und drückte ihn soweit wie möglich durch,
um die Last abzuschütteln, doch Jondalar klammerte sich an
ihm fest. Dann machte das junge Pferd seinem Namen alle Ehre,
brach in einen gestreckten Galopp aus und rannte über die
Steppe.
Jondalar verengte des kalten Windes wegen die Augen, dann
schäumte eine gewaltige Freude in ihm auf. Er sah, wie der
Boden unter ihm verschwamm, und konnte es nicht fassen. Er
ritt tatsächlich auf dem jungen Hengst, und es war genauso
aufregend, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Er schloß die
Augen, spürte die gewaltige Kraft unter sich, während die
Muskeln unter ihm sich streckten und sich zusammenzogen,
sich streckten und sich zusammenzogen; das Gefühl, ein
Wunder zu erleben, überschwemmte ihn, als hätte er zum
ersten Mal in seinem Leben Teil an Wunder und Schöpfung der
Großen Erdmutter Selbst.
Er merkte, daß das junge Pferd ermüdete, und hörte andere
Hufschläge, öffnete die Augen und sah Ayla und Winnie neben
sich dahinspringen. Strahlend vor Fassungslosigkeit und
Entzücken lächelte er sie an, und das Lächeln, das sie ihm
daraufhin schenkte, ließ sein Herz womöglich noch schneller
schlagen. Alles andere wurde für den Augenblick bedeutungslos.
Die ganze Welt bestand für Jondalar in diesem Augenblick aus dem unvergeßlichen Ritt auf dem Rücken eines dahinstürmenden jungen Hengstes und dem schmerzhaft
schönen Lächeln auf dem Gesicht der Frau, die er liebte. Endlich wurde Renner langsamer und hielt schließlich.
Jondalar sprang zu Boden. Das junge Pferd stand da, und ließ
den Kopf fast bis auf den Boden hängen, hatte die Beine
gespreizt, und seine Flanken hoben und senkten sich, so schwer
atmete es. Winnie kam heran, und Ayla saß ab. Sie holte ein
paar Stücke weiches Leder aus der Tragetasche, reichte Jondalar
eines, damit er das schwitzende Tier abrieb, dann tat sie das
gleiche bei Winnie. Die beiden erschöpften Pferde stellten sich
ganz nahe nebeneinander und stützten sich gegenseitig. »Diesen Ritt werde ich mein Lebtag nicht vergessen, Ayla«,
sagte Jondalar.
So entspannt war er schon lange nicht mehr gewesen, und sie
spürte, wie aufgeregt er war. Sie sahen einander an, - lächelten,
lachten, teilten das Wunder des Augenblicks. Ohne zu
überlegen, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu
küssen, schon wollte er den Kuß erwidern, da fiel ihm plötzlich
Ranec ein. Er wurde stocksteif, entwand sich den Armen, die sie
ihm um den Hals geschlungen hatte.
»Spiel nicht mit mir, Ayla«, sagte er mit heiserer Stimme, so
viel Selbstbeherrschung kostete es ihn, sie von sich zu schieben. »Mit dir spielen?« sagte sie,
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