Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
hatte sich jede Chance verdorben, die er noch gehabt hatte, daß sie ihn erwählen könnte. Er hatte sie gewaltsam genommen, gegen ihren Willen.
    Die Füße auf der Bodenmatte und die Ellbogen auf den angezogenen Knien, saß er auf seinen Schlaffellen, umfaßte den gebeugten Kopf und spürte die Qual der Scham. Sein Körper schüttelte sich unter den lautlosen Seufzern des Abscheus. Von allen verachtenswerten Dingen, die er getan hatte, war dieser unnatürliche Akt bei weitem der schlimmste.
    Es gab nichts Abscheulicheres, nicht einmal ein Kind von gemischten Geistern oder die Frau, welche ein solches gebar, als den Mann, der eine Frau gegen ihren Willen nahm. Das hatte die Große Erdmutter Selbst so bestimmt und verboten. Man brauchte nur die Tiere Ihrer Schöpfung zu beobachten, dann wußte man, wie unnatürlich das war. Kein männliches Tier nahm jemals ein Weibchen gegen seinen Willen.
    In der Brunftzeit mochten die Hirsche um das Vorrecht kämpfen, den Hirschkühen Wonnen zu bereiten, doch wenn ein Hirsch versuchte, das Reh zu besteigen, brauchte sie, wenn sie ihn nicht wollte, nur wegzugehen. Er konnte es noch so häufig versuchen, sie mußte es gewähren, sie mußte dieserhalb stehenbleiben. Ihr Gewalt antun konnte er nicht. Das war bei allen Tieren das gleiche. Die Wölfin oder die Löwin forderten das Männchen ihrer Wahl auf. Sie rieb sich an ihm, versprühte ihren lockenden Duft vor seiner Nase und nahm den Schwanz beiseite, wenn er sie bestieg, fuhr jedoch wütend auf jedes Männchen los, das versuchte, sie gegen ihren Willen zu bespringen. Für solche Kühnheit mußte er teuer bezahlen. Ein Männchen konnte so ausdauernd werben, wie es wollte, die Wahl lag immer beim Weibchen. So hatte Die Mutter es eingerichtet. Nur der Menschenmann brachte es fertig, eine Frau mit Gewalt zu nehmen, nur ein unnatürlicher, abscheulicher Menschenmann.
    Diejenigen, Die Der Mutter Dienen, hatten Jondalar oft gesagt, er müsse die besondere Gunst der Großen Erdmutter genießen, und alle Frauen wußten das. Keine Frau konnte sich ihm verweigern, nicht einmal Die Mutter Selbst. Darin eben bestand seine Gabe. Doch jetzt würde sogar Doni ihm den Rücken zukehren. Er hatte nicht darum gebeten, weder Doni noch Ayla, noch irgendeine. Er hatte ihr Gewalt angetan und sie gegen ihren Willen genommen.
    Unter Jondalars Volk wurde jeder Mann, der sich einer solchen Untat schuldig machte, geächtet oder noch schlimmer. Als er heranwuchs, hatten die jungen Knaben untereinander darüber geredet, wie es wäre, schmerzlich entmannt zu werden. Obwohl er nie jemand begegnet war, dem das wirklich widerfahren war, hielt er dies für die passende Strafe. Jetzt war er derjenige, der bestraft werden müßte. Was hatte er sich nur gedacht? Wie nur hatte er so etwas tun können?
    Und du hast dir Sorgen gemacht, man könnte sie nicht akzeptieren! Hattest Angst, man würde sie ablehnen, und warst dir nicht sicher, ob du damit würdest leben können. Wer würde jetzt abgelehnt werden? Was würden sie von dir denken, wenn sie es wüßten? Besonders nach … nach dem, was vorher gewesen war? Nicht einmal Dalanar würde dich jetzt bei sich aufnehmen. Er würde dich von seinem Herdfeuer vertreiben, dich abweisen, alle Bande mit dir leugnen. Zolena würde erschrocken sein. Marthona … er haßte es, daran zu denken, wie seiner Mutter zumute sein würde.
    Ayla hatte mit Mamut gesprochen. Ayla mußte es ihm erzählt haben; deshalb wohl hatte sie geweint. Er legte die Stirn auf die Knie und bedeckte den Kopf mit den Armen. Was immer sie ihm antaten, er hatte es verdient! Gebeugt hockte er eine Zeitlang da, malte sich die furchtbaren Strafen aus, die sie ihn erleiden lassen würden. Er wünschte sogar, daß sie ihm etwas Schreckliches antäten, damit die Last der Schuld, die ihn drückte, von ihm genommen würde.
    Schließlich jedoch gewann die Vernunft die Oberhand. Er begriff, daß den ganzen Abend über keiner ein Wort darüber verloren hatte. Mamut hatte sogar über das Frühlings-Fest mit ihm gesprochen und nichts darüber verlauten lassen. Worüber aber hatte sie denn geweint? Vielleicht weinte sie darüber, sagte nur keinen Ton. Er hob den Kopf und spähte über die dunklen Herdfeuer hinweg in ihre Richtung. War das möglich? Ayla hatte wahrhaftig jedes Recht auf Wiedergutmachung. Ihr waren bereits von dem brutalen Flachschädel mehr als genug solcher unnatürlicher Handlungen aufgezwungen worden … Welches Recht hatte er Jondalar, eigentlich, so

Weitere Kostenlose Bücher