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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gut. Sie hatte damals versucht, ihm zu sagen, was sie ihm auch jetzt gern gesagt hätte: was sie für ihn empfand, wie er ein Gefühl in ihr weckte, für das sie noch immer keine Worte kannte. Selbst ihm zu sagen, sie liebe ihn, reichte nicht.
    »Ich weiß nicht, ob es Worte gibt auszudrücken, was ich zu sagen habe.
›Tut mir leid‹ – das sind nur Laute, die aus meinem Mund kommen, nur weiß ich nichts anderes zu sagen. Es tut mir leid, Ayla, weit mehr leid, als ich sagen kann. Ich hatte kein Recht, dich zu zwingen, aber ich kann nicht ungeschehen machen, was geschehen ist. Ich kann nur sagen, daß es nie wieder passieren wird. Ich werde bald fortgehen, sobald Talut meint, daß es ungefährlich ist zu reisen. Dies hier ist dein Zuhause. Den Menschen hier bedeutest du etwas … sie lieben dich. Du bist Ayla von den Mamutoi. Ich bin Jondalar von den Zelandonii. Es wird Zeit für mich heimzukehren.«
Ayla konnte kein Wort hervorbringen. Sie senkte den Blick, war bemüht, ihre Tränen zu verbergen, die sie gleichwohl nicht zurückhalten konnte; da drehte sie sich um und fuhr fort, Winnie zu striegeln, außerstande, Jondalar anzusehen. Er zog fort. Er wollte heim und hatte sie nicht aufgefordert mitzugehen. Er wollte sie nicht. Er liebte sie nicht. Sie schluckte das Schluchzen herunter, das ihr in die Kehle stieg, und bürstete das Pferd mit einer Kardendistel. Seit sie beim Clan gelebt, hatte sie noch nicht so sehr mit den Tränen gekämpft, darum gerungen, sie nicht zu zeigen.
Da stand Jondalar und starrte ihren Rücken an. Es ist ihr gleichgültig, dachte er. Ich hätte schon längst fortgehen sollen. Sie hatte sich von ihm abgewandt; er wollte sich umdrehen und sie den Pferden überlassen, doch die schweigende Körpersprache ihrer Bewegungen übermittelte ihm eine Botschaft, die er nicht in Worte fassen konnte. Es war nur ein Gefühl, eine Empfindung, daß etwas nicht stimmte; gleichwohl ließ es ihn zögern und nicht gleich gehen.
»Ayla …?«
»Ja.«, sagte sie, wandte ihm weiter den Rücken zu und kämpfte damit, ihre Stimme nicht brechen zu lassen.
»Gibt es … irgend etwas, das ich tun kann, ehe ich fortgehe?«
Sie antwortete ihm nicht sogleich. Sie wollte etwas sagen, das geeignet wäre, ihn anderen Sinnes werden zu lassen; verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, ihn näher an sich heranzubringen. Die Pferde! Er mochte Renner. Er liebte es, ihn zu reiten.
»Ja, das gibt es«, sagte sie schließlich, bemüht, ihre Stimme ganz normal klingen zu lassen.
Da sie nichts antwortete, hatte er sich zum Gehen gewandt; jetzt jedoch drehte er sich rasch wieder um.
»Du könntest mir helfen, Renner auszubilden … solange du noch hier bist. Ich habe nicht soviel Zeit, ihn zu bewegen, wie ich wohl sollte.« Sie gestattete sich, sich umzudrehen und ihn wieder anzusehen.
War es Einbildung von ihm, daß sie blaß aussah und zitterte? »Ich weiß nicht, wie lange ich hierbleiben werde«, sagte er, »aber ich werde tun, was ich kann.« Er wollte noch mehr sagen, wollte ihr begreiflich machen, daß er sie liebe und daß er fortgehe, weil sie Besseres verdiene als ihn. Sie verdiente jemand, der sie rückhaltlos liebte, ohne jede Vorbehalte, jemand wie Ranec. Den Blick gesenkt, suchte er nach den richtigen Worten.
Ayla hatte Angst, die Tränen nicht länger zurückhalten zu können. Sie wandte sich wieder der Stute zu und striegelte sie, dann ließ sie die Distel fallen, sprang auf Winnie hinauf und ritt davon – wobei Striegeln, Aufsitzen und Losreiten eine einzige, glatte Bewegung waren. Jondalar sah auf und wich ein paar Schritte zurück. Völlig überrascht verfolgte er, wie Ayla und die Stute den Hang hinaufgaloppierten und Renner und der junge Wolf ihnen folgten. Noch lange nachdem von ihnen nichts mehr zu sehen war, stand er da; dann erst kehrte er langsam zur Erdhütte zurück.
    Erwartungsfreude und Spannung waren an dem Abend vor dem Frühlings-Fest so groß, daß niemand schlafen konnte. Kinder wie Erwachsene blieben noch bis spät in die Nacht auf. Latie war in einem besonders erregten Zustand, eben noch voller Ungeduld und gleich darauf nervös angesichts der kurzen Zeremonie, bei der bekanntgegeben werden sollte, daß sie sich auf die Feier des Frauentums vorbereitete, die anläßlich des Sommer-Treffens stattfinden sollte.
    Obschon sie die körperliche Reife erreicht hatte, sollte sie erst dann voll und ganz eine Frau sein, wenn sie diese Feier hinter sich hatte, deren Höhepunkt die Erste Nacht der

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