Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
ab und gab ihm dann eine vorläufige Form. Es war ziemlich lange her, daß sie ihre eigenen Werkzeuge hergestellt hatte, doch wie man das machte, hatte sie noch nicht verlernt. Bald ging sie ganz in ihrer Arbeit auf.
    Als sie fertig war, hatte der dunkelgraue, schimmernde Stein ungefähr die Gestalt eines ovalen Zylinders mit abgeflachter Oberseite. Sie betrachtete ihr Werk, ließ noch ein Plättchen absplittern, zielte dann sorgfältig und schlug am schmalen Ende des Ovals vom Rand der Oberseite einen Splitter ab, so daß eine Schlagunterlage entstand. Den Stein drehend, setzte sie ihn ungenau richtigen Winkel auf und schlug auf die Stelle, wo eine Einkerbung entstanden war. Eine ziemlich dicke Scheibe genau in der Form des vorgearbeiteten Ovals und mit einem rasiermesserscharfen Rand löste sich.
    Obwohl sie nur den Hammerstein benutzte und mit einer Mühelosigkeit und Schnelligkeit arbeitete, wie man sie sich nur durch viel Übung erwirbt, hatte sie ein durchaus zweckdienliches und sehr scharfes Messer hergestellt. Sie hatte dabei genau überlegt und sehr präzise vorgehen müssen, doch hatte sie nicht die Absicht, das Messer zu behalten. Es war ein Schneidewerkzeug, das man am Rücken festhielt und das keinen Griff aufwies; da sie jetzt jedoch eine ganze Reihe von Werkzeugen mit sehr feinen Schneiden und, in der Mehrzahl der Fälle, mit Griff daran besaß, brauchte sie keine Clan-Messer mehr – nur für diesen einen besonderen Zweck. Ohne sich lange damit aufzuhalten, den außerordentlich scharfen Rücken stumpfzuschleifen, was es erleichtert und sicherer gemacht hätte, das Schneidewerkzeug zu halten, trennte Ayla vom Rand der Hirschdecke, die sie mitgebracht hatte, einen langen Streifen ab; dann schnitt sie ein Stück vom Leder ab und richtete es kreisrund zu. Und wieder griff sie nach dem Hammerstein. Nachdem sie vorsichtig ein paar Stücke vom Feuerstein abgeschlagen hatte, war aus dem Messer eine spitze, meißelartige Ahle geworden. Diese benutzte sie, um am Rand des Lederrunds Löcher hineinzustechen, durch die sie dann den Lederstreifen hindurchzog.
    Sie nahm den reichgeschmückten Beutel vom Hals, nestelte den Knoten auf und schüttelte sich ihre heiligen Gegenstände, die Zeichen von ihrem Totem, auf die Handfläche. Einen Moment betrachtete sie sie und drückte sie dann in der zur Faust geballten Hand an die Brust, ehe sie sie in den neuen, einfacheren Beutel hineintat, der denen entsprach, die beim Clan gebräuchlich waren, und den Riemen zuzog. Sie hatte den Entschluß gefaßt, bei den Mamutoi zu bleiben und sich mit Ranec zusammenzutun, doch irgendwie erwartete sie ein Zeichen von ihrem Höhlenlöwen, mit dem dieser bestätigte, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hätte.
    Nachdem das Amulettbeutelchen fertig und gefüllt war, ging sie hinunter an den kleinen Fluß, schöpfte Wasser in den Kochkorb und tat die glühenden Steine aus dem Feuer hinein. Es war noch zu früh im Jahr, als daß sie Seifenwurzel hätte finden können, und für Schachtelhalm, der an feuchten, schattigen Stellen wuchs, war die Gegend zu offen. Sie mußte einen Ersatz für die traditionellen Reinigungsmittel des Clan finden.
    Nachdem sie die süßduftenden, schaumbildenden getrockneten Scheidengrasblüten in das heiße Wasser eingerührt hatte, fügte sie noch Farnwedel und ein paar Akeleiblüten hinein, die sie unterwegs gepflückt hatte, und außerdem um des Wintergrüngeruchs willen noch ein paar knospende Birkenzweige; dann stellte sie den Kochkorb beiseite. Es hatte eingehender Überlegungen bedurft, bis sie sich entschlossen hatte, womit sie die floh- und läusetötenden Mittel ersetzen sollte, die aus der Akonitsäure hergestellt wurden, welche sie aus einem Schachtelhalmsud hätte gewinnen müssen. Der Zufall wollte es, daß Nezzie es ihr unabsichtlich verriet.
    Sie zog sich rasch aus, nahm zwei dichtgeflochtene Flüssigkeitsbehälter auf und ging hinunter an den Fluß. Der eine enthielt das angenehm duftende Gebräu, das sie soeben hergestellt hatte, der andere abgestandenen Urin.
    Jondalar hatte sie einst gebeten, ihm die Techniken vorzuführen, deren sich der Clan bei der Herstellung von Feuersteingeräten bediente, und es hatte damals großen Eindruck auf ihn gemacht. Jetzt faszinierte es ihn zu beobachten, mit welcher Ruhe und Selbstsicherheit sie, die sich völlig unbeobachtet glaubte, zu Werke ging. Sie arbeitete ohne Knochenhammer oder Meißel, stellte aber gleichwohl die benötigten Werkzeuge im

Weitere Kostenlose Bücher