Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Handumdrehen her; das Ganze sah so mühelos aus, und er fragte sich, ob er selbst mit einem Hammerstein so gut umgehen könnte wie sie. Er wußte, daß dazu größtes Können und ungeheure Konzentration gehörten; und doch hatte sie ihm damals gesagt, der Steinschläger vom Clan, von dem sie gelernt hatte, habe weit mehr gekonnt als sie. Seine Hochachtung vor den handwerklichen Fähigkeiten der Flachschädel stieg enorm.
Auch das Lederbeutelchen hatte sie in kurzer Zeit fertiggestellt. Zwar war der Beutel kaum mehr als zweckdienlich, aber der Einfall, ihn auf diese Weise zu fertigen, war in seiner Art genial. Erst als er beobachtete, wie sie mit den in ihrem Beutel befindlichen Gegenständen umging und wie sie sie in der Hand hielt, fiel ihm der schwermütige Zug auf, den sie hatte, eine Aura von Kummer und Traurigkeit, die sie umgab. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, doch sie schien unglücklich. Er mußte sich das einbilden.
Als sie anfing sich zu entkleiden, stockte ihm der Atem; der Anblick ihrer vollen, reifen Schönheit weckte ein Begehren in ihm, das ihn fast übermannt hätte. Doch der Gedanke an sein unaussprechliches Verhalten, als er sie das letztemal begehrt hatte, hielt ihn davon ab, dem nachzugeben. Im Laufe des Winters war sie dazu übergegangen, ihr Haar wieder zu Zöpfen zu flechten, wie Deegie es machte, und als sie das lange Haar aufmachte, mußte er an das erste Mal denken, da er sie nackt gesehen, in der Sommerhitze im Tal der Pferde, als sie nach dem Baden so golden und schön und feucht ausgesehen hatte. Er zwang sich, die Augen abzuwenden, und als sie in den Fluß eintauchte, wäre das die Gelegenheit gewesen, sich davonzuschleichen; doch selbst wenn sein Leben davon abgehangen haben würde, er hätte sich nicht von der Stelle rühren können.
Den Anfang ihrer Reinigungszeremonie bildete die Waschung mit dem abgestandenen Urin. Die ammoniakhaltige Flüssigkeit brannte und roch stark, löste jedoch Öle und Fette auf ihrer Haut und ihrem Haar und tötete alle Flöhe und Läuse, die sie sich irgendwo geholt haben mochte. Sogar ihr Haar hellte dadurch noch um ein weniges auf. Das Flußwasser, das ja noch viel Schmelzwasser von den Gletschern enthielt, war eiskalt, doch der Schock, der sie beim Eintauchen traf, wirkte belebend, und das wirbelnde, schlamm- und sandhaltige Wasser wusch, zusammen mit dem beißenden Ammoniakgeruch, reibend und scheuernd auch Schmutz und Fett ab. Ihre Haut glühte rosig von der Reinigung und dem kalten Wasser, und sie zitterte, als sie herauskam, aber die wohlduftende Reinigungslösung war noch warm und wurde zu einem saponinhaltigen weichen Schaum, mit dem sie sich den ganzen Körper und das Haar einrieb. Diesmal stieg sie hinterher in einen an der Einmündung des Baches liegenden, weniger schlammigen Teich, in dem sie sich abspülte. Nachdem sie wieder herausgekommen war, hüllte sie sich in die weiche Hirschdecke, um sich abzutrocknen, und bürstete sich die verkletteten Haare mit ihrer kräftigen Bürste und einer elfenbeinernen Haarnadel durch. Es war ein wohliges Gefühl, frisch und sauber zu sein.
Wiewohl es ihn schmerzlich danach verlangte, zu ihr zu gehen, und er danach hungerte, ihr Wonnen zu bereiten, gewährte es ihm eine gewisse Befriedigung, sich wenigstens an ihrem Anblick sattzusehen. Nicht nur, daß er sich am Anblick ihres üppigen, mit vielen weiblichen Rundungen ausgestatteten Körpers mit den Kraft verratenden harten Muskeln weidete; er genoß es auch, ihre natürlich-anmutigen Bewegungen zu beobachten, zuzusehen, mit welcher Mühelosigkeit und welchem durch lange Übung erworbenen Können sie arbeitete. Wenn sie Feuer machte oder das Werkzeug zurechtschlug, das sie haben wollte, wußte sie genau, wie sie vorzugehen hatte, und machte dabei keine überflüssigen Bewegungen. Ihre Fähigkeiten, ihr handwerkliches Können und ihre Intelligenz hatte Jondalar immer bewundert. Zum Teil waren es ja auch diese Dinge, die sie für ihn so anziehend machten. Abgesehen von allem anderen, hatte er es vermißt, mit ihr zusammenzusein, und allein sie zu beobachten, befriedigte bis zu einem gewissen Grade schon dieses Bedürfnis nach Nähe.
Ayla war fast fertig angekleidet, als das »Yip-yip« des jungen Wolfes sie aufblicken und lächeln ließ.
»Wolf! Was machst du denn hier? Bist du Rydag weggelaufen?« sagte sie, als der Welpe zur Begrüßung an ihr hochsprang. Sie war offensichtlich ebenso erfreut wie aufgeregt darüber, daß er sie gefunden
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