Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
die andere mit Dalen. Tarneg prägte sich mit Bedacht ein, wer mit wem ging. Dann kehrten die drei zum Lager zurück.
»Eines hätte ich gern gewußt, wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte Jondalar. »Warum willst du den Rat der Brüder entscheiden lassen, was mit diesen jungen Männern zu geschehen hat? Meinst du wirklich, sie geben davon nichts weiter an den Rat der Schwestern?«
»Die Schwestern haben nicht das geringste Verständnis für Prügeleien und würden sich keinerlei Entschuldigungen anhören. Von den Brüdern hingegen sind manche in jüngeren Jahren bei irgendwelchen Überfällen dabeigewesen, oder sie haben miteinander gekämpft. Hast du dich nie mit jemand geprügelt, auch wenn es verboten war, Jondalar?«
»Hm, ja, habe ich wohl. Ich bin sogar dabei erwischt worden.«
»Die Brüder sind da nachsichtiger, besonders dem gegenüber, der für die gute Sache gekämpft hat, selbst wenn Dalen eigentlich jemand von dem geplanten Überfall hätte berichten müssen, statt sich zu schlagen, bloß um zu zeigen, daß er keine Angst hat. Offenbar fällt es Männern leichter, so etwas zu verzeihen. Die Schwestern sagen, jeder Kampf zieht weitere Kämpfe nach sich, was vielleicht stimmt. Aber mit einem hatte Cluve recht«, sagte Tarneg. »Druwez ist mein Bruder. Er hat eigentlich nicht so sehr zum Kämpfen angefeuert, sondern hat versucht, seinem Freund zu helfen. Und es fuchst mich, daß er dafür in Schwierigkeiten geraten soll.«
»Hast du dich mal geprügelt, Tarneg?« fragte Danug.
Der künftige Anführer sah seinen jüngeren Vetter einen Moment an und nickte dann. »Ein- oder zweimal, aber es gibt nicht viele Männer, die es wagen, gegen mich anzutreten. Wie du auch, bin ich größer als die meisten. Aber manchmal sind diese Wettkämpfe mehr echter Kampf, als irgend jemand zugeben mag.«
»Ich weiß«, sagte Danug nachdenklich.
»Aber die werden zumindest unter wachsamen Augen ausgetragen, so daß keinem ernstlich was geschieht; und außerdem führen sie nicht zu Racheakten.« Tarneg blickte zum Himmel auf. »Es ist kurz vor Mittag, später, als ich gedacht hatte. Wir sollten uns beeilen, wenn wir von den Beratungen über die Mammutjagd noch etwas mitbekommen wollen.«
Als Ayla und Talut die Lichtung erreichten, führte er sie auf eine kleine, etwas abseits gelegene Anhöhe, die sich wie selbstverständlich als Versammlungsort für kleinere Gruppen anbot und häufig sowohl für zwanglose als auch offizielle Treffen benutzt wurde. Im Moment fand gerade eine Versammlung statt, und Ayla suchte die Menge der Leute ab, um einen flüchtigen Blick von Jondalar zu erhaschen. Mehr hatte sie in letzter Zeit nicht von ihm zu sehen bekommen. Von dem Augenblick an, da sie hier eingetroffen waren, schien er sich in der Menge zu verlieren und das Rohrkolben-Lager schon in aller Frühe zu verlassen und – falls überhaupt – erst spät in der Nacht zurückzukehren.
Entdeckte sie ihn wirklich einmal, war er meistens in Begleitung von irgendeiner Frau, für gewöhnlich jedesmal mit einer anderen. Ayla ertappte sich dabei, Deegie und anderen Frauen gegenüber abschätzige Bemerkungen über seine vielen Partner zu machen. Darin war sie nicht allein. So hörte sie zum Beispiel Talut sagen, er frage sich, ob Jondalar wohl in einem Sommer all das nachholen wolle, was er den langen Winter über versäumt habe. Über seine Eroberungen wurde überall im Lager geredet, häufig humorvoll oder mit sarkastischer Bewunderung, sowohl was seine offenkundige Leistungsfähigkeit als auch seinen jedermann erkennbaren Reiz betraf, den er auf Frauen ausübte. Es war nicht das erste Mal, daß seine Attraktivität Gegenstand des allgemeinen Geredes war; wohl aber war es das erste Mal, daß es ihm im Grunde gleichgültig war.
Auch Ayla lachte über diese Bemerkungen, doch in der Dunkelheit der Nacht hielt sie die Tränen zurück und fragte sich, was denn mit ihr nicht stimme. Warum wählt er niemals sie? Immerhin gewählte es ihr eine merkwürdige Art von Trost zu sehen, daß er immer mit verschiedenen Frauen herumzog. So wußte sie wenigstens, daß er keine bestimmte gefunden hatte, die sie ersetzte.
Sie wußte allerdings nicht, daß Jondalar dem RohrkolbenLager so oft wie möglich den Rücken kehren wollte. In der Beengtheit des Zeltes war er sich weit mehr als draußen bewußt, daß Ayla und Ranec miteinander schliefen – nicht jede Nacht im selben Bett, denn ab und zu brauchte sie auch das Alleinsein, aber zumindest nebeneinander. Sich
Weitere Kostenlose Bücher