Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
kleinlicher Eifersucht heraus hatte er sich von ihr abgewendet. Er war verletzt gewesen und hatte deshalb seinerseits verletzten wollen.
Aber es ist nicht nur das, gib’s zu, Jondalar, sagte er zu sich selbst. Du warst verletzt, aber du wußtest auch, wie sie erzogen worden ist. Sie hat deine Eifersucht nicht einmal begriffen. Als sie in dieser Nacht mit Ranec ins Bett ging, war sie ja nur »eine gute Clan-Frau«. Das war das eigentliche Problem, ihr ClanHintergrund. Dessen schämtest du dich. Du schämtest dich, sie zu lieben, hattest Angst, dem ausgesetzt zu werden, dem sie heute ausgesetzt war. Du warst dir nicht klar, ob du wirklich für sie eintreten würdest. So sehr du auch beteuert hast, sie zu lieben, du hattest Angst, auch du würdest dich gegen sie wenden. Nun, es ist keine Schande, sie zu lieben; schändlich war nur deine eigene Feigheit. Und jetzt ist es zu spät. Sie brauchte dich nicht. Sie hat sich selbst zur Wehr gesetzt, und dann ist das gesamte Löwen-Lager für sie eingetreten. Sie braucht dich überhaupt nicht, und du verdienst sie nicht.
Schließlich trieb die Kälte Ayla zurück ins Zelt. Beim Eintreten warf sie einen Blick auf Jondalars Schlafplatz. Er hatte sich umgedreht und schaute in die andere Richtung. Sie schlüpfte wieder unter ihre Felle und fühlte eine schwere Hand im Schlaf nach ihr suchen. Ranec liebte sie, das wußte sie. Und auf ihre Weise liebte sie ihn auch. Sie lag still da und lauschte Ranecs gleichmäßigen Atemzügen. Nach einer Weile drehte er sich auf die andere Seite, und seine Hand war fort.
Ayla versuchte zu schlafen, konnte jedoch nicht aufhören zu denken. Sie hatte Durc holen und ihn zurückbringen wollen ins Löwen-Lager, damit er bei ihr lebte. Jetzt fragte sie sich, was eigentlich das beste für ihn wäre. Ob er hier glücklich sein konnte, wo er doch die Möglichkeit hatte, beim Clan zu leben? Konnte er überhaupt glücklich sein unter Menschen, die ihn hassen würden? Die ihn einen Flachschädel schimpfen würden, oder schlimmer noch: ein Scheusal, ein halbes Tier? Beim Clan war er bekannt, wurde er geliebt; dort war er einer der ihren. Möglich, daß Broud ihn haßte, aber selbst beim Clan-Treffen mußte er Freunde haben. Er wurde dort akzeptiert, durfte sogar an den Wettkämpfen und an den Zeremonien teilnehmen – ob Durc wohl Clan-Erinnerungen hatte? fragte sie sich.
Und wenn sie ihn nicht mitnehmen konnte – war es denkbar, daß sie selbst zum Clan zurückkehrte und bei ihnen lebte? Jetzt, wo sie Menschen wie sie selbst gefunden hatte, konnte sie sich da jemals wieder mit der Lebensweise des Clan abfinden? Die Clan-Angehörigen würden ihr nie erlauben, ihre Tiere zu behalten. War sie denn bereit, Winnie und Renner und Wolf aufzugeben und nur Durcs Mutter zu sein? Braucht Durc eine Mutter? Als ich fortging, war er ein kleines Kind, aber das ist er jetzt nicht mehr. Inzwischen bringt Brun ihm das Jagen bei.
Vermutlich hat er mittlerweile sein erstes Niederwild erlegt und als Jagdbeute heimgebracht, um es Uba zu zeigen. Ayla mußte bei dem Bild lächeln, das sich vor ihrem inneren Auge entfaltete. Uba würde ihn überschwenglich loben und ihm sagen, was für ein mutiger und starker Jäger er sei.
Durc hat ja eine Mutter, ging ihr auf. Uba ist seine Mutter. Uba hat ihn großgezogen, für ihn gesorgt, sich seiner kleinen Verletzungen und Abschürfungen angenommen. Wie soll ich ihn ihr wegnehmen? Wer soll sich denn um sie kümmern, wenn sie alt wird? Selbst als er noch ein Baby war, waren die anderen Frauen im Clan mehr Mutter für ihn als ich, nachdem mir die Milch versiegt war.
Wie soll ich überhaupt hinkommen und ihn holen? Ich bin verflucht. Für den Clan bin ich tot. Selbst wenn Durc mich sähe, ich würde ihm nur Angst einjagen, wie im übrigen allen anderen auch. Selbst wenn ich nicht mit dem Todesfluch belegt wäre – ob er glücklich wäre, mich zu sehen? Ob er sich überhaupt an mich erinnert?
Er war, als ich fortging, ein kleines Kind. Inzwischen ist er beim Clan-Treffen dabeigewesen und hat Ura kennengelernt. Zwar ist er immer noch jung, aber er muß bereits an die Zeit denken, da sie sich paaren werden. Er plant also, ein Herdfeuer zu gründen – genauso wie ich, dachte sie. Selbst wenn es mir gelänge, ihn zu überzeugen, daß ich kein Geist bin – Durc würde Ura mitbringen müssen, und die könnte hier überhaupt nicht glücklich sein. Es muß schon schwer genug sein für sie, ihren eigenen Clan zu verlassen und mit Durc in dessen Clan zu

Weitere Kostenlose Bücher