Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
von uns bekommen, muß also flußabwärts zurückbleiben, während wir den Zaun bauen.«
»Das könnte doch eine passende Aufgabe für Danug und Latie sein«, sagte Talut.
»Ich finde, Druwez kann ihnen helfen«, fügte Barzec noch hinzu, »und wenn ihr meint, ihr braucht noch mehr Hilfe, gehe ich mit.«
»Gut«, sagte Talut. »Warum gehst du nicht mit ihnen, Barzec, und folgst dem Fluß weiter hinauf. Ich kenne einen schnelleren Weg, um zum hinteren Fluß zu gelangen. Von hier aus nehmen wir eine Abkürzung. Ihr sorgt dafür, daß sie nicht zurück können, und sobald die Falle fertig ist, schlagen wir einen Bogen um sie herum und helfen, sie hineinzutreiben.«
7
Das trockene Bachbett war gleichsam eine Schneise aus erstarrtem Schlamm und Steinen in einem steilen, bewaldeten und dickichtüberwucherten Hang. Es führte zu einem eben verlaufenden, aber schmalen Streifen Schwemmland neben einem rauschenden Fluß, der in einer Folge von Stromschnellen und niedrigen Wasserfällen durch eine Felsbarriere brach. Nachdem Ayla sich erst einmal bis zum Fluß hinunter vorgearbeitet hatte, kletterte sie wieder hinauf, um die Pferde zu holen. Sowohl Winnie als auch Renner waren den steilen Pfad gewöhnt, der in ihrem Tal zu ihrer Höhle hinaufgeführt hatte; deshalb bereitete ihnen der Weg hinunter jetzt wenig Schwierigkeiten.
Ayla nahm Winnie das Traggeschirr für die Körbe ab, damit sie frei grasen konnte. Jondalar hingegen hatte Bedenken, Renner das Halfter abzunehmen, denn ohne dieses hatten weder er noch Ayla Gewalt über ihn, und er war alt genug, um sich störrisch zu zeigen, wenn ihm der Sinn danach stand. Da das Halfter ihn nicht beim Grasen störte, war Ayla einverstanden, es ihm zu lassen, obwohl sie ihm am liebsten völlige Freiheit gelassen hätte. Bei dieser Gelegenheit ging ihr der Unterschied zwischen Renner und seiner Mutter auf. Winnie war immer gekommen und gegangen, wie sie wollte, aber dafür hatte Ayla auch ihre ganze Zeit mit der Stute verbracht – sie hatte ja niemand sonst gehabt. Renner hatte Winnie – und weniger Kontakt mit ihr. Vielleicht sollte sie – oder Jondalar – sich mehr Zeit mit ihm nehmen und versuchen, ihm gewisse Dinge beizubringen, dachte sie.
Der Zaun war, als Ayla soweit war, daß sie mit anpacken konnte, bereits deutlich zu erkennen. Sie bauten ihn aus allem, was sie finden konnten: großen Steinen, Knochen, Bäumen und Ästen, die aufeinandergeschichtet und miteinander verflochten wurden. Die reichhaltige und vielfältige Tierwelt der kalten Ebenen erneuerte sich unablässig, und alte Knochen, die sich überall fanden, wurden von den ständig auf der Wanderschaft befindlichen Wasserläufen in großen Haufen zusammengeschwemmt. Eine rasch durchgeführte Suche weiter flußabwärts hatte schon nach kurzer Zeit zur Entdeckung eines solchen Knochenhaufens geführt; jetzt schleiften die Jäger gewaltige Beinknochen und Gerippe in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, eine Fläche ziemlich unten am trockenen Flußbett, die sie jetzt abriegelten. Der Zaun mußte kompakt genug sein, eine Wisentherde aufzuhalten, brauchte aber nicht besonders dauerhaft zu sein. Er würde nur ein einziges Mal gebraucht werden und würde ohnehin kaum über den Frühling hinaus halten, denn dann verwandelte sich der Fluß in einen reißenden Strom.
Ayla sah Talut eine gewaltige Axt mit Steinkopf schwingen, als wäre es ein Spielzeug. Er hatte sein Hemd ausgezogen und war schweißüberströmt, denn er arbeitete sich durch ein Gehölz aus geradegewachsenen Jungbäumen hindurch, wobei er jeden Baum mit zwei oder drei Schlägen fällte. Tornec und Frebec, die sie fortschafften, konnten kaum Schritt mit ihm halten. Tulie gab an, wo sie hin sollten. Sie schwang eine Axt, die kaum kleiner war als die ihres Bruders, und handhabte sie nicht minder mühelos als er, zerteilte einen Stamm in zwei Teile oder zerschmetterte einen Knochen, damit er paßte, wohin er sollte. Nur wenige Männer waren so stark wie die Anführerin.
»Talut!« rief Deegie. Sie trug das Vorderteil eines ganzen gebogenen Mammutstoßzahns, der über fünfzehn Fuß lang war. Wymez und Ranec trugen Mittel- und Hinterteil. »Wir haben ein paar Mammutknochen gefunden. Kannst du diesen Stoßzahn auseinanderschlagen?«
Der rothaarige Riese grinste. »Dieser Koloß muß ein ziemlich langes Leben hinter sich haben«, sagte er und stellte sich breitbeinig darüber.
Taluts gewaltige Muskeln wurden zu kompakten Paketen, als er die große Axt in die Höhe hob,
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