Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
es hallte von dem Schlag wider, und Splitter und Brocken flogen in allen Richtungen auseinander. Ayla war fasziniert, wie geschickt der starke Mann das mächtige Gerät handhabte. Doch für Jondalar war diese Leistung womöglich noch erstaunlicher, und zwar aus einem Grund, auf den er selbst nie gekommen wäre. Ayla war es mehr gewöhnt als er, Männer mit schierer Muskelkraft wahre Wundertaten vollbringen zu sehen. Wenn sie auch sämtliche Männer im Clan an Größe überragt hatte, so waren diese doch muskelbepackt und unglaublich stark gewesen. Selbst die Frauen hatten Kraftakte ohnegleichen vollbracht, und bei dem Leben, das Ayla geführt hatte, war von ihr erwartet worden, daß sie die Aufgaben einer Clan-Frau erfüllte. Das hatte dazu geführt, daß sie für ihre weit dünneren Knochen ungewöhnlich kräftige Muskeln bekommen hatte.
Talut legte die Axt auf den Boden und hievte sich die hintere Hälfte des Stoßzahns auf die Schulter. Dann schritt er zu dem Zaun hinauf, den sie errichteten. Ayla hob die gewaltige Axt auf, um sie zu benutzen, und mußte erkennen, daß sie sie nicht hätte schwingen können. Sogar Jondalar fand sie zu schwer, um gute Arbeit damit zu verrichten. Dieses Gerät war genau das richtige für den riesigen Anführer des Lagers. Beide hoben sie sich die andere Hälfte des Stoßzahns auf die Schulter und folgten Talut.
Jondalar und Wymez blieben da, um zu helfen, die ungefügen Elfenbeinstücke zwischen Felsbrocken zu verkeilen; sie sollten für jeden dagegen anstürmenden Wisent ein unüberwindliches Hindernis darstellen. Ayla ging mit Deegie und Ranec hinunter, um weitere Knochen herbeizuschaffen. Jondalar drehte sich um, sah ihnen nach und mußte seinen Zorn herunterschlucken, als er den dunkelhäutigen Mann neben Ayla dahingehen und eine Bemerkung machen sah, über die Deegie lachen mußte. Talut und Wymez bemerkten, wie Jondalars Gesicht vor Zorn rot anlief; sie tauschten vielsagende Blicke, sagten aber nichts weiter dazu.
Das Schlußstück der Falle war ein Tor. Ein kräftiger junger, von seinen Ästen befreiter Baumstamm war an der einen Seite der Öffnung im Zaun aufgerichtet worden. Am Boden hatten sie ein Loch ausgehoben und am unteren Ende Steine um den Stamm herum aufgeschichtet, um ihm besseren Halt zu geben. Verstärkt hatten sie den Pfosten dadurch, daß sie ihn mit Riemen an den schweren Mammutstoßzähnen festgezurrt hatten. Das Tor selbst bestand aus Beinknochen, Zweigen und Mammutrippen, die fest mit Stammabschnitten verbunden worden waren. Mehrere Leute hielten das Tor so hin, wie es später stehen sollte, das eine Ende wurde an mehreren Stellen mit dem aufrecht stehenden Pfosten verbunden, indem man Tor und Pfosten mit langen Riemen verflocht, so daß es sich in seiner Lederhalterung drehen ließ. Auf der anderen Seite wurden Felsbrocken und große Knochen bereitgelegt, um all dies vor dem Tor aufzutürmen, nachdem es geschlossen sein würde.
Es war Nachmittag geworden, ehe alles fertig war, doch die Sonne stand noch hoch. Da alle mitgeholfen hatten, hatte es nur eine kurze Zeit gebraucht, die Falle zu bauen. Sie versammelten sich um Talut, verzehrten den mitgebrachten Reiseproviant und planten dabei ihr schwieriges Vorgehen.
»Schwierig wird es jetzt nur werden, sie durch das Tor zu treiben«, sagte Talut. »Haben wir erstmal einen hindurch, werden die anderen vermutlich hinterherlaufen. Aber laufen sie am Tor vorbei und wirbeln sie auf diesem kleinen Raum durcheinander, werden sie dem Wasser zustreben. Die Strömung ist an dieser Stelle ziemlich stark, und einige werden es nicht schaffen, aber das nützt uns auch nicht viel. Für uns sind sie dann verloren. Wir können bestenfalls darauf hoffen, irgendwo weiter flußabwärts den Kadaver eines ertrunkenen Wisents zu finden.«
»Dann müssen wir ihnen eben den Weg abschneiden«, sagte
Tulie.
»Dafür sorgen, daß sie nicht an der Falle vorbeikommen.« »Und wie?« fragte Deegie.
»Warum bauen wir nicht noch einen Zaun?« schlug Frebec
vor.
»Woher wollt ihr wissen, daß die Wisente nicht ins Wasser
gehen, wenn sie an den Zaun kommen?«
Überheblich sah Frebec sie an, doch noch ehe er den Mund
aufmachen konnte, ergriff Talut das Wort.
»Das ist eine sehr gute Frage, Ayla. Außerdem ist nicht mehr
genug übriggeblieben, um noch einen Zaun zu bauen«, sagte
Talut.
Daraufhin bedachte Frebec sie mit einem haßerfüllten Blick.
Er hatte das Gefühl, als hätte sie ihn der Lächerlichkeit
preisgegeben.
»Was immer wir
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