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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Aufschluchzen gab endlich den Weg frei, auf dem ihr Kummer durchbrechen konnte.
    Jondalar nahm sie in die Arme und hielt sie fest. Die Erinnerung an Rydag hatte auch ihn traurig gemacht. Es war unmöglich gewesen, etwas für ihn zu tun, obwohl alle wußten, daß Ayla nichts unversucht gelassen hatte. Er war ein schwaches Kind gewesen, von klein auf, hatte Nezzie gesagt. Aber Ayla hatte ihm etwas gegeben, das kein anderer Mensch ihm hätte geben können. Nachdem sie gekommen war und angefangen hatten, ihn und den anderen Bewohnern des Lagers beizubringen, auf die Art des Clans zu sprechen, mit Handbewegungen, war er glücklicher gewesen als je zuvor. Es war das erste Mal in seinem jungen Leben, daß er imstande gewesen war, sich den Leuten verständlich zu machen, die er liebte. Er konnte seine Bedürfnisse und Wünsche kundtun, und er konnte andere wissen lassen, was er empfand, besonders Nezzie, die für ihn gesorgt hatte, seit seine Mutter bei seiner Geburt gestorben war. Endlich konnte er ihr sagen, daß er sie liebte.
    Es war für die anderen Angehörigen des Löwen-Lagers eine große Überraschung gewesen, aber sobald sie begriffen hatten, daß er nicht nur ein ziemlich kluges Tier war, nicht imstande zu sprechen, sondern eine andere Art von Mensch mit einer anderen Art von Sprache, da begannen sie auch zu begreifen, daß er intelligent war, und ihn als menschliches Wesen anzuerkennen. Jondalar war nicht weniger überrascht gewesen als die anderen, obwohl Ayla versucht hatte, ihm das klarzumachen, nachdem er angefangen hatte, ihr beizubringen, sich wieder mit Wörtern auszudrücken. Er hatte die Zeichen zusammen mit den anderen erlernt, und bald war ihm aufgegangen, über welch sanften Humor und welch tiefes Einfühlungsvermögen der Junge aus dem alten Geschlecht verfügte.
    Jondalar hielt Ayla fest umschlungen, während sie ihren Kummer laut herausschluchzte. Er wußte, daß sie ihren Schmerz über den Tod des Halb-Clan-Kindes, das sie so sehr an ihren eigenen Sohn erinnerte, bisher unterdrückt hatte, und begriff, daß sie auch um diesen Sohn trauerte.
    Aber Ayla trauerte mehr als nur um Rydag oder Durc. Ayla trauerte um alle Menschen, die sie verloren hatte: um diejenigen, zu denen sie vor langer Zeit gehört hatte, um diejenigen vom Clan, die sie geliebt hatte, um den Clan selbst. Bruns Clan war ihre Familie gewesen, Iza und Creb hatten sie aufgezogen, hatten für sie gesorgt, und trotz ihrer Anders-artigkeit hatte es eine Zeit gegeben, in der sie sich dem Clan zugehörig gefühlt hatte. Obwohl sie sich entschieden hatte, mit Jondalar zu gehen, weil sie ihn liebte und bei ihm sein wollte, war ihr nach ihrem Gespräch erst richtig klar geworden, wie weit sein Zuhause entfernt war; allein die Reise dorthin würde ein, vielleicht sogar zwei Jahre dauern. Erst jetzt hatte sie ganz begriffen, was das bedeutete: Sie würde nie mehr hierher zurückkehren.
    Damit gab sie nicht nur ihr neues Leben mit den Mamutoi auf, die sie bei sich aufgenommen hatten; es nahm ihr auch die letzte schwache Hoffnung, die Leute von ihrem Clan oder den Sohn, den sie bei ihnen zurückgelassen hatte, noch einmal wiederzusehen. Sie hatte so lange mit ihrem alten Schmerz gelebt, daß er ein wenig nachgelassen hatte; aber Rydag war erst kurz vor ihrer Abreise vom Sommertreffen gestorben, und sein Tod war noch zu frisch, der Kummer noch zu scharfkantig. Die schmerzlich Erinnerung an ihn hatte ebenso schmerzliche Erinnerungen an all ihre anderen Verluste mit sich gebracht, und das Begreifen, wie groß die Entfernung war, die zwischen ihnen liegen würde, brachte die Erkenntnis auf, daß auch die Hoffnung diesem Teil ihrer Vergangenheit wiederzubegegnen, sterben mußte.
    Ayla hatte schon ihr frühestes Leben verloren; sie wußte nicht, wer ihre wahre Mutter war oder wer die Leute gewesen waren, bei denen sie geboren wurde. An das, was vor dem Erdbeben gewesen war oder an Leute, denen sie vor ihrer Zeit beim Clan begegnet war, hatte sie nur noch ganz schwache Erinnerungen, die kaum mehr waren als vage Gefühle. Aber der Clan hatte sie ausgestoßen; Broud hatte sie mit dem Todesfluch belegt. Für den Clan war sie tot, und erst jetzt begriff sie voll und ganz, daß sie, als man sie verstieß, diesen Teil ihres Lebens verloren hatte. Von diesem Zeitpunkt an würde sie nie wissen, woher sie kam, würde nie jemanden aus ihrer Kindheit wiederbegegnen, würde nie jemanden kennen, nicht einmal Jondalar, der das Schicksal begreifen konnte, das sie zu

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