Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Oberteil befestigt, das um das Fußgelenk geschlagen wurde. Zuletzt zog sie ein ärmelloses Hemd aus dem gleichen Material wie die Beinlinge über und band die Schnürbänder vorn fest zusammen. Damit waren ihre Brüste ein wenig gestützt. Dann flocht sie sich rasch die Haare, damit sie sie nicht behinderten, und schlang sich ihre Steinschleuder um den Kopf. Die Halterung für ihre Speerschleuder und die Speere nahm sie auf den Rücken. Sie band ihren Hüftriemen um, an dem ein gutes Messer in einer Scheide hing, ein Beutel, den sie mit den gesammelten Steinen füllte, ein weiterer Beutel, der ein paar Arbeitsgeräte enthielt, und schließlich ein kleiner Medizinbeutel mit ein paar Vorräten für den Notfall.
Sie hatte sich beim Anziehen beeilt und war ein wenig aufgeregt. Ihr war nicht klar gewesen, wie gern sie auf die Jagd gehen wollte. Sie nahm ihre Reitdecke, trat aus dem Zelt, pfiff nach Winnie und holte Wolf mit einem anderen Pfiff herbei. Dann ging sie zu der Wiese, auf der die Pferde grasten. Grau hatte ein Halfter mit einer langen Führleine, die an einem in die Erde gerammten Pfosten befestigt war, damit sie nicht allzu weit umherstreunte, wie sie es gern machte. Ayla wusste, dass Winnie sich immer in der Nähe der jüngeren Stute aufhielt. Jondalar hatte Renner auch dortgelassen. Sie legte die Reitdecke auf das falbe Pferd, nahm die Führleinen von Grau und Renner, schwang sich auf ihre Stute und ritt an die Feuerstelle auf dem Lagerplatz. Sie hob ihr Bein über den Hals des Pferdes, ließ sich zu Boden gleiten und ging zu ihrer Tochter, die neben Levela saß.
»Jonayla, halte Grau fest. Sie will uns vielleicht hinterherlaufen«, sagte Ayla und reichte dem Mädchen die Führleine. »Wir bleiben nicht lange fort.« Als sie sich umdrehte und aufschaute, sah sie Wolf, der auf sie zurannte. »Da bist du ja.«
Während Ayla ihre Tochter umarmte, schob sich Jondalar einen letzten Bissen Rohrkolbenwurzel in den Mund, und seine Augen leuchteten, als er die aufgeregte Frau betrachtete, die ihre Jagdkleidung angelegt hatte. Sie sieht so gut aus, dachte er. Jondalar trat an den großen Wasserbeutel, füllte kleinere Behälter mit Wasser, die sie mitnehmen konnten, goss etwas in seinen Becher und trank. Den Rest brachte er Ayla, gab ihr einen kleinen Wasserbeutel und steckte den Becher wieder in seinen Tragebeutel. Sie verabschiedeten sich von den Leuten an der Feuerstelle und stiegen auf ihre Pferde.
»Viel Erfolg«, wünschte Willamar ihnen.
»Auf jeden Fall einen angenehmen Ritt«, fügte die Erste hinzu.
Ayla und Jondalar ritten auf ihren Pferden fort, gefolgt von Wolf. Jondalar führte sie nach Westen, bis er eine Gegend erreichte, die ihm bekannt vorkam. Er hielt an und zeigte Ayla, wo er den Feuerstein gefunden hatte, dann schaute er sich um und ritt in einer anderen Richtung weiter. Sie kamen an eine Moorlandschaft, die bedeckt war mit Farn und Heidekraut - der bevorzugten Nahrung roter Raufußhühner -, kurzem Gras, niedrigem Gebüsch und Brombeersträuchern, nicht weit vom westlichen Rand des Altarms entfernt. Ayla lächelte. Das Gelände glich der Tundra, dem Lebensraum der Moorschneehühner, und sie konnte sich gut vorstellen, dass eine südliche Art der Vögel in diesem Gebiet lebte. Sie ließen die Pferde in der Nähe eines Haselnussgebüschs stehen, das sich rings um einen größeren Baum in der Mitte ausbreitete.
Sie sah, dass Wolf etwas bemerkt hatte. Er war wachsam, konzentriert, und winselte leise. »Geh, Wolf, such«, sagte Ayla.
Als er losstürmte, zog sich Ayla die Steinschleuder vom Kopf, holte zwei Steine aus ihrem Beutel, legte einen in die weiche Höhlung ihrer Schleuder und ergriff beide Enden. Sie musste nicht lange warten. Unter plötzlichem Flügelschlagen stoben fünf von Wolf aufgescheuchte Raufußhühner auf. Die Vögel lebten am Boden, konnten aber schnell auffliegen und davonflattern. Sie glichen plumpen Hühnern in Tarnfarbe, braun und schwarz mit weißen Tupfen. Ayla schleuderte einen Stein, sobald sie den ersten Vogel sah, und schickte den zweiten Stein hinterher, bevor der erste zu Boden fiel. Sie vernahm ein Rauschen und sah, dass Jondalars Speer einen dritten Vogel durchbohrte.
Wären sie nur zu zweit unterwegs gewesen, so wie auf ihrer Großen Reise, hätte es gereicht, doch die Reisenden zählten insgesamt sechzehn, einschließlich der vier Kinder. So, wie Ayla die Vögel zubereitete, wollten immer alle probieren, und obwohl sie eine beachtliche Größe hatten - ein
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