Eisenbahnen zu tun?«
»Fishplates«, rief Mimi, »halten die Schienen am Boden.«
»Nun, nicht ganz«, sagte Roper, »aber so ähnlich.«
»Wer ist Mr. Bullhead?«
»Bullhead ist ein eher technischer Eisenbahnerwitz. Ich bin der wirkliche Autor. Ich ziehe es vor, ein Pseudonym zu benutzen.«
»Das Buch ist ein einziger, irrer Thriller«, sagte Mimi. »Wendley verkauft gerade die Filmrechte.«
»Es liegt mir halt ganz und gar im Blut«, sagte Roper noch einmal. »Das Familienmotto könnte dasselbe sein wie das von Bismarck: ›Blut und Eisen‹.«
» Wollen Sie es denn verbannen?« fragte Margaret. »Ich bin sicher, das Buch ist faszinierend.«
Mimi aber war aufgesprungen. »Wie wäre es mit einer Tasse Tee? Was haltet ihr davon, wenn ich Sie mache?«
Roper zögerte einen Moment. Margaret nahm an, daß seine Abneigung zuzustimmen mit dem Wunsch Mimi zu gefallen im Widerstreit lag. »Ich helfe dir.« Eigentlich entsprach Tee in der Nacht sowenig Mimis Art, daß Margaret sie anstarrte.
»Das wäre wirklich ganz reizend«, entschied Roper schließlich. Der Wunsch, Mimi zu gefallen, hatte ohne Frage gesiegt, obschon man sich kaum vorzustellen vermochte, was er sonst hätte sagen sollen. »Ich zeige Ihnen die Küche. Das ist wirklich nett von Ihnen.« Er zögerte noch einmal. Dann folgten sie ihm beide aus dem Zimmer.
Noch ehe der Kessel in der biederen alten Küche heiß war, herrschte in Margaret neuer Aufruhr. Roper schien insgesamt nicht mehr so charmant und kultiviert wie gegen Ende des Abendessens, wiederholt blitzten jetzt Angeberei und sogar Dümmlichkeit auf. Das Verrückte an der Sache aber war, daß Margaret es nicht mehr länger vor sich selbst verbergen konnte, daß sie ihn anziehend fand. Eine Empfindung, mit der sie nur wenig Erfahrung hatte und die ihrem Verstand zuwider war, regte sich unbändig in ihrem Hirn wie das Licht in einer Quecksilbersäule. Über andere Dinge hingegen urteilte ihr Verstand vollkommen klar, so daß sie sich wie zwei verschiedene Personen fühlte, eine denkende und eine wollende. Möglicherweise gab es sogar eine dritte Person, eine empfindende, die inzwischen sehr müde war.
Mimi, die beizeiten schnell müde wurde, schien ganz und gar unermüdlich. Sie sprang zwischen den fremden Küchengeräten umher, drehte an Hähnen, suchte Töpfe und plapperte über den Butangaskocher gebeugt.
»Ihr Gas riecht nicht gut. Ich rufe den Service an.«
»Dem Geruch wird Kohlengas hinzugefügt, als Sicherheitsvorkehrung«, sagte Roper.
»Warum nehmen sie dann keinen schöneren Geruch?«
»Was würden Sie denn vorschlagen?«
»Nicht gerade Chanel, aber Heu oder liebliche Rosen.«
»Die Gaswerke möchten nicht, daß sich ihre sämtlichen Kunden in einen angenehmen Tod verlieben.«
»Wie würden Sie am liebsten Selbstmord begehen?«
Obwohl dies eines von Mimis üblichen Themen war, wäre es Margaret lieber gewesen, sie hätte sich ein anderes ausgesucht. Aber Roper antwortete nur: »Altersschwäche, glaube ich.«
Er schien fasziniert von ihr. Weder er noch Margaret taten irgend etwas, um bei der Vorbereitung zu helfen. Zu guter Letzt fing Mimi wahrhaftig an zu singen, und der Austausch leerer Bemerkungen fand ein Ende.
Als Mimi die Teekanne füllte, verschwand Roper unerwartet.
»Gefällt er dir?« fragte Margaret.
»Er ist in Ordnung. Ob es wohl etwas Eßbares dazu gibt?«
Mimi fing an, in riesige, leere Brotkästen zu spähen.
»Hast Du noch irgend etwas über ihn herausbekommen?«
»Nicht das geringste.«
»Findest du nicht alles reichlich seltsam?«
»Es braucht aller Sorten, um eine Welt zu bauen, Liebes.«
»Es braucht anscheinend eine ausgefallene Sorte, um eine Eisenbahn zu bauen. Du selbst hast vermutet ...«, Roper war zurückgekommen.
»Ich dachte, wir beschließen diesen reizenden Abend in meiner Höhle, meinem Arbeitszimmer, wissen Sie. Es ist viel wärmer und gemütlicher da. Normalerweise zeige ich es Besuchern nicht. Ich möchte irgendwo ganz zurückgezogen sein. Zum Arbeiten, verstehen Sie. Aber Sie sind kein gewöhnlicher Besuch. Ich habe gerade nachgesehen, es brennt sogar ein Feuer im Kamin.«
Diese letzte, etwas seltsame Bemerkung erschien Margaret nicht weniger seltsam durch die Art und Weise, in der sie vorgebracht wurde; als hätte der Sprecher im voraus eine Nebensächlichkeit arrangiert, die zu geringfügig war, um deren Vorbereitung überzeugend rechtfertigen zu können. »Kommen Sie, lassen Sie mich das Tablett tragen.«
»Ich habe nach
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