0005 - Ich griff »Nummer eins«
Kollege.
»Wir durchsuchen das Haus.«
Er zögerte. »Wir haben keinen Haussuchungsbefehl.«
Ich winkte ab, und wir machten uns an die Durchsuchung der Villa. Es lohnte sich, denn wir fanden ein kleines Waffenarsenal an den unmöglichsten Stellen, vom Eisschrank angefangen bis zum Kopfkissen. Drei Pistolen fanden wir im hinteren Garten. Die Jungens hatten sie einfach aus dem Fenster geworfen, als wir vorn klopften.
Ich rieb mir die Hände. »Behandelt die Dinger schön sorgfältig«, bat ich die Kollegen. »Ich hoffe, wir finden viele Fingerabdrücke an ihnen, die wir noch dringend brauchen, denn die Herren werden ihr Eigentumsrecht an den Kanonen leugnen.«
Als Gangster und Waffen verladen waren, bat ich die Kollegen, zum Hauptquartier zurückzufahren. Sie benutzten dazu den Lastwagen, und ich und nur ein Kollege fuhren zur Pine-Street, um Brian zu holen.
Sein Haus lag im Dunkel. Aus keinem Fenster fiel Licht. Ich bearbeitete die Klingel.
Endlich wurde in zwei Fenstern Licht. Etwas später brüllte Pete O ‘ Neigh wütend hinter der Tür:
»Zum Teufel, wer ist da?«
»Aufmachen! Polizei!«
Er zitierte eine halbe Seite aus dem Lexikon ›Kraftausdrücke für jede Gelegenheit‹ und versicherte zwischendurch, er dächte nicht daran, zu öffnen, tat es aber doch.
»Ich brauche Brian«, sagte ich, als wir ihm gegenüberstanden.
Er hatte die Hose über einen grellblauen Schlafanzug gestreift, die Hosenträger baumelten hinter ihm, und seine Füße staken in ausgelatschten Filzpantoffeln.
Er beantwortete meine Frage mit neuen Flüchen, aber vom Kopf der Treppe zur ersten Etage herab, rief Brian: »Kommen Sie herein, G-man — Pete, mach endlich Licht!«
Der Kronleuchter flammte auf. ›Nummer eins‹ kam langsam die Treppe herunter, die Hände in den Taschen des Schlafrockes.
»So spät noch, G-man?« fragte er in seiner spöttischen Art.
»Was gibt es?«
»Ich verhafte Sie, Brian!«
Er zog die Augenbrauen hoch.
»Oh! Warum?«
»Wegen Angriffs auf einen Beamten im Dienst.«
Jetzt lachte er laut. »Sie nehmen wirklich diese Lappalie zum Vorwand? Ich hätte Ihnen mehr zugetraut, G-man. Na schön, Sie gestatten, daß ich mich anziehe.«
»Bitte«, antwortete ich. »Ich möchte Ihre Wohnung durchsuchen.«
»Haben Sie einen Befehl?«
»Nein.«
Er lachte wieder. »Suchen Sie trotzdem, meinetwegen!«
Während Brian sich ankleidete, durchsuchten wir die Räume. Wir gaben uns nicht besonders viel Mühe. Wenn irgendeine Chance bestanden hätte, Interessantes zu finden, hätte er sich geweigert, uns die Durchsuchung zu gestatten.
Wir waren damit fertig, als er angekleidet aus seinem Schlafzimmer kam.
»Wird Pete auch verhaftet?« erkundigte er sich.
»Gegen ihn liegt nichts vor.«
»Gut, dann kann er meinen Anwalt benachrichtigen. Sonst hätte ich Sie bitten müssen, es zu tun.«
Bei uns hat jeder Verhaftete Anspruch auf die Zuziehung eines Rechtsbeistandes schon beim Verhör. Brian konnte dieser Wunsch nicht verweigert werden. Ich werde Ihnen die Einzelheiten des Verhörs ersparen. Da wir die Burschen zunächst einmal nur vierundzwanzig Stunden behalten durften, fiel die Nachtruhe aus.
Wir knöpften uns erst die Leute von Patts Bande vor. Sie trällerten alle das gleiche Liedchen. Sie seien nach New York gekommen, weil John Patt hier Arbeit für sie gehabt hätte. Als wir sie fragten, welche Arbeit, nannten sie alle möglichen ehrlichen Jobs, an die sie gedacht haben wollten. Auf die Frage nach den Waffen erhielten wir unisono die Antwort, sie besäßen Waffenscheine, hätten diese aber vergessen, verloren oder verlegt. Sie wußten genau, daß in solchen Fällen der Behörde die Aufgabe zufällt, nachzuweisen, daß Waffenscheine für die betreffende Person nie ausgestellt wurden. Was das Verschwinden von John Patt anging, so waren die Auskünfte der sechs so gleichlautend, daß es ganz offensichtlich war, daß sie ihnen eingetrichtert worden waren. Alle sechs sagten aus, John Patt sei gegen sechs Uhr aus dem Haus gegangen und nicht wiedergekommen.
Als ›Nummer eins‹ an die Reihe kam, graute schon der Morgen.
Brian wurde gemeinsam mit dem Anwalt, einem gewissen Mr. Loying, hereingeführt.
»Warum gingen Sie zu Patt?« war die entscheidende Frage, die Mister High ihm stellte, und ›Nummer eins‹ entgegnete lächelnd:
»Ich hatte gehört, daß er in der Stadt sei, und ich wollte ihn besuchen. Schließlich war er mal so etwas wie mein Angestellter.«
»Ein Angestellter, der in Ihrem Auftrag
Weitere Kostenlose Bücher