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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Sie stammten aus Gingers Pistole, aus der genau die vier Schuß fehlten, von denen Brian sprach. Die Waffe in Gingers Hand war von niemand anders berührt worden, auch nicht mit einem Tuch, das einen Teil der vorhandenen Fingerabdrücke hätte verwischen können. Wenn man dazu noch bedachte, in welcher Weise ich Ginger wahrscheinlich in einer Kurzschlußhandlung unserer Überwachung entzogen hatte, dann bestand auch nicht mehr der Rest eines Zweifels, daß er losgezogen war, um sich ein für allemal von Harry Brian zu befreien. Für Brian selbst bedeutete das einen glatten Freispruch, wenn wir es trotzdem versuchen wollten, eine Mordanklage zu konstruieren.
    Wir versuchten es nicht.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte Mister High am Ende unserer Besprechung.
    »Die Staatsanwaltschaft nimmt unsere Unterlagen wegen der Aussichtslosigkeit der Klage nicht einmal an. Wir müssen ihn laufen lassen.«
    Er schaltete die Sprechanlage ein. »Bringen Sie Harry Brian herauf.« Wir warteten schweigend die fünf Minuten, bis ›Nummer eins‹, begleitet von einem Beamten, ins Zimmer geführt wurde. High winkte dem Aufseher, sich zu entfernen. Er bot Brian einen Stuhl an. Er sah ihn nur an und sagte:
    »Sie sind frei, Harry Brian. Auf Grund der Tatortuntersuchung halten wir es erwiesen, daß Ihre Angaben stimmen und daß Sie Upton Ginger in Notwehr getötet haben. Sie können gehen, aber…« — er stand auf — »ich möchte Ihnen vorher noch etwas sagen, Brian. — Das FBI hält Sie für einen der größten Verbrecher, der je auf dem Boden der Vereinigten Staaten herumgelaufen ist. Noch genauer gesagt, das FBI weiß, daß Sie ein Verbrecher sind, an dessen Händen das Blut von mehr als einem Mensch klebt, die Tränen und das Leid der Tausende nicht gerechnet, die Sie durch Ihre Machenschaften ins Unglück gestürzt haben, sei es durch Rauschgift, durch Brennen minderwertigen Alkohols, durch Glücksspiel und was Sie sich sonst noch ausdachten, um ein reicher Mann zu werden. Ich verspreche Ihnen, Harry Brian: Das FBI wird nicht nachlassen, bis Sie sich dort befinden, wo Sie hingehören, vor dem Richter und dann auf den Stuhl. — Gehen Sie jetzt Brian.«
    Ich sah, wie ›Nummer eins‹ den Mund zu einer Antwort öffnete, und ich sagte rasch und leise, wobei ich angelegentlich meine Fingernägel beschaute: »Wenn Sie glauben, jetzt ein paar zynische Sätze zur Antwort geben zu müssen, Brian, dann gebe ich Ihnen eins auf den Mund.«
    Er wandte mir den Kopf zu, starrte mich zwei Sekunden lang an, klappte dann den Mund zu, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
    »Und nun?« fragte High.
    »Die Patt-Leute«, antwortete ich. »Unter allen Umständen die Patt-Leute.«
    ***
    Das war leichter gesagt als getan. Ich war nach wie vor der Überzeugung, daß die Patts irgendwo in New York steckten, obwohl wir natürlich die Fahndung längst auf alle Staaten ausgedehnt und selbst die Internationale Polizei eingeschaltet hatten. Wir taten zwei Dinge: Wir mobilisierten die Vertrauensmänner der Staatspolizei, und wir klemmten Beobachter an die Fußsohlen von Harry Brian. Sie hielten ihn scharf im Auge, aber es war nicht viel, was dabei herauskam. Weder traf er mit Pete O‘Neigh zusammen noch gar mit den Leuten seiner ehemaligen Totschlägergarde selbst. Er telefonierte viel, aber immer von öffentlichen Fernsprechsteilen aus, so daß wir die Gespräche nicht abhören konnten. Er traf auch an verschiedenen Orten mit Leuten zusammen, die wir zwar nicht näher kannten, von denen aber vermutet wurde, daß sie irgendwie in den Hehlerring von Upton Ginger eingebaut gewesen waren. ›Nummer eins‹ sorgte dafür, daß diese Organisation nicht seit Gingers Tod restlos auseinanderfiel. Er bemühte sich, das Gerüst zu erhalten, um den Ring aufbauen zu können, sobald er sich wieder freier bewegen konnte. Er machte sogar in der nächsten Woche zwei Blitzflugreisen, eine nach San Francisco und eine nach Chicago. Er wurde auf Schritt und Tritt beobachtete. Er palaverte in beiden Städten mit ehemaligen Ginger-Leuten, deren Adressen wir uns sehr genau für später merkten, aber er schien nicht die geringsten Sorgen zu haben, wir könnten inzwischen in New York die restlichen fünf Patt-Leute ausheben und ihn, wenn er zurückkam, am Flughafen mit einer handfesten Anklage wegen Mordes festnehmen.
    »Ich sage dir, die Patts liegen längst unter der Erde«, sagte Phil niedergeschlagen, als wie die Berichte der Überwachungskollegen aus Frisco und Chicago lasen und

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