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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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in Sicherheit bringen konnte. -— Ich hätte es ihnen verziehen, G-man, wenn sie wenigstens an den Tag gedacht hätten, da ich aus der Staatspension entlassen wurde. Aber Sie haben selber gesehen, wer mich vor dem Gefängnistor erwartete. Einzig und allein Pete, und Pete war zu meinen Glanzzeiten kaum mehr als ein Lakai, der meine Schuhe putzte.«
    »Ich glaube, er hat auch manchen Leuten in Ihrem Auftrag die Fassade poliert, nicht nur die Schuhe, aber das interessiert mich im Augenblick nicht. — Brian, Sie haben ein langes Sündenregister bei uns, und wir sind nicht damit zufrieden, daß Sie vier Jahre im Kittchen saßen. Wir haben eine andere Vorstellung von der Strafe, die Ihnen gebührt, denn unserer Meinung nach haben Sie einige Leute von uns auf dem Gewissen. Ich gebe Ihnen zu, wir haben nicht mehr viel Hoffnung, Ihnen diese alten Fälle beweisen zu können, aber noch mehr als an der Aufklärung der alten Dinge sind wir daran interessiert, daß Sie keinen neuen Zauber veranstalten. — Die Abtrünnigen Ihrer ehemaligen Firma sind Gangster, aber das hindert mich nicht daran, den Mann auf den Stuhl zu bringen, der dem Henker die Arbeit ersparen wollte. — Brian, Sie stehen auf keiner Liste mehr, aber wir nennen Sie immer noch ›Nummer eins‹.«
    »Vielen Dank«, antwortete Harry Brian.
    »Was werden Sie tun?« erkundigte ich mich.
    »So fragen gewöhnlich die Herren von der Fürsorge für entlassene Sträflinge«, grinste er leicht. »Ich weiß noch nicht genau, G-man. Sie sehen ja selbst, wie es hier aussieht. Sie hatten ganz recht mit Ihrer Vermutung. Ich bin ziemlich pleite.«
    »Für einen ehrlichen Gemüsehandel langt Ihr Kapital immer noch.«
    Er lachte. »Ich glaube nicht, daß ein solches Geschäft mir liegt. Aber ich will Sie beruhigen. Ich werde mich zunächst gründlich erholen. Pensionen auf Staatskosten fördern nicht gerade das Wohlbefinden.«
    Ich stand auf. »Fein, Brian, alles Gute dazu. Und stören Sie sich nicht daran, wenn Sie den roten Jaguar demnächst häufiger Ihren Weg kreuzen sehen. Allerdings, auch wenn Sie ihn nicht sehen, dürfen Sie nicht annehmen, daß nicht ich oder einer meiner Kollegen in der Nähe ist.«
    »Danke«, antwortete er und erhob sich wie ein höflicher Gastgeber, »vielleicht macht es sich, daß wir einmal einen Drink zusammen nehmen.«
    Ich ging bis zur Tür, drehte mich noch einmal um und sagte:
    »Sie sind ein freier Mann, Brian, und ich kann Ihnen nicht vorschreiben, wohin Sie gehen sollen, aber ich kann ihnen sagen, daß wir Ihre Überwachung sofort verschärfen, wenn Sie sich in die Nähe von vier Leuten begeben. Ich nenne Ihnen die Namen: Mad Matterson, Denis Reive, Upton Ginger, Carlo Carruzzi. Werden Sie sie behalten können?«
    »Gerade das sind die Namen, die ich unter gar keinen Umständen vergesse«, antwortete er.
    Pete O‘Neigh brachte mich bis zur Haustür.
    »So, Schnüffler«, brummte er, »und jetzt habe ich auch noch etwas zu sagen. Wenn ich dich noch einmal in der Nähe sehe, probiere ich aus, wieviel Prügel du verträgst, ohne zu schreien.«
    »Pete«, tadelte ich ihn, »wie kannst du so unhöflich sprechen? Nimm dir ein Beispiel an Harry. Der wahrt immer die Formen.«
    »Darum ist er auch nur gefaßt worden«, knurrte der Leibwächter.
    Ich schlug ihm auf die Schulter und lachte.
    »Irrtum, Pete, wenn er immer höflich zu allen Leuten gewesen wäre, hätte nie ein Grund bestanden, ihn überhaupt einzusperren.«
    Ich sprang die Stufen hinunter. Pete stand in der Haustür und bemühte sich, durch krampfhaftes Nachdenken hinter den Sinn meiner Worte zu kommen.
    Ich fuhr meinen Wagen zwei Ecken weiter, stellte ihn ab, steckte eine Zigarette an und ging ein wenig spazieren. Das ist die Tätigkeit, bei der ich am besten nachdenken kann.
    Die vier Namen, die ich ›Nummer eins‹ genannt hatte, gehörten den Leuten, die von seiner Gang übriggeblieben waren und unseres Wissens noch im einschlägigen Geschäft arbeiteten.
    Matterson und Reive waren Direktoren bei Brian gewesen. Als er fiel, taten sie sich zusammen und brachten Brians Buchmachergeschäfte in ihre Hände. Später verkrachten sie sich und arbeiteten in der gleichen Branche gegeneinander. Sie verbrauchten eine Menge ihrer Energie für diesen Kampf. Infolgedessen war das Wettgeschäft im Staate New York rückläufig, aber gewisse Reste der Organisation bestanden noch, und wenn ›Nummer eins‹ sie unter sich vereinigen konnte, würde der Umsatz stark anschwellen.
    Upton Ginger und

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