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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und zog sich mit einem Klimmzug hoch. Er schaffte es erst beim zweiten Versuch, als seine Fußspitzen in schmalen Rissen Halt fanden.
    Dann lag er auf dem Stein.
    Den Speer nahm er jetzt in die rechte Hand. Er hielt den Schaft etwa in der Mitte umfaßt, balancierte die Waffe aus und nickte dann zufrieden.
    Die Spinne war noch immer voll beschäftigt. Hastig und arbeitsam lief sie immer wieder um ihr Opfer herum. Sie hatte ein breitflächiges Netz gewebt, unter dem der Oberkörper des Toten schon fast verschwunden war.
    Suko richtete sich auf. Er blieb in einer knienden Stellung. Mit der linken Hand stützte er sich ab, den rechten Arm hob er etwa in Schulterhöhe.
    Suko wußte genau, worauf es ankam. Wenn er die Spinne beim ersten Wurf nicht richtig traf, dann war er verloren. Er kam sich wie ein Held aus einer chinesischen Sage vor, der mit Monstern und Ungeheuern kämpfte.
    Da! Jetzt hatte die Spinne den Chinesen entdeckt.
    Sofort ließ sie von ihrem Opfer ab, wandte sich dem neuen Angreifer zu.
    Sie drehte den Kopf.
    Die beiden Facettenaugen schillerten und schimmerten, waren auf Suko fixiert.
    In diesen Augenblicken war der Chinese eiskalt. Er atmete noch einmal tief ein, sah, daß die Spinne wenige Sekunden lang auf dem Fleck stand und schleuderte den Speer mit aller Kraft.
    Die kleine Waffe zischte durch die Luft.
    Und traf!
    Mit Wucht drang sie in das rechte Auge der Spinne und zerstörte es. Bis zur Hälfte steckte der Schaft in dem Spinnenauge.
    Das Tier konnte plötzlich nichts mehr sehen. Es kreiselte herum, zerriß das eben noch so kunstvoll angefertigte Netz, wühlte mit den sechs Beinen den Sand auf, fiel sogar auf den Rücken und blieb dann still liegen.
    Die Spinne war tot.
    Suko, der Chinese, atmete auf.
    Er kletterte von dem Stein, ging auf die Spinne zu und riß den Speer aus deren Auge.
    Die Spinne rührte sich nicht mehr. Der Speer mußte einen lebenswichtigen Nerv getroffen haben. Suko war stolz darauf, daß er so gut gezielt hatte. Es hätte auch anders kommen können.
    Unwillkürlich warf er einen Blick zu dem düsteren Himmel empor. Von dort oben waren der Speer und der Mensch gekommen. Sie mußten aus einer ungeheueren Entfernung gefallen sein, waren gelandet und hatten sich doch nichts getan.
    Da war einfach Schwarze Magie im Spiel.
    Suko hielt seine rechte Hand als Schalltrichter an den Mund. »Bill!« rief er. »Bill, so melde dich!«
    Nur schwach kam die Antwort. Suko ging in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte.
    Er fand Bill und die beiden Frauen in einer Mulde hocken. Ängstlich sahen sie ihm entgegen.
    Suko winkte ab. »Alles klar«, sagte er, »ihr könnt beruhigt sein. Die Spinne lebt nicht mehr.«
    Allgemeines Aufatmen. Die beiden Frauen fielen sich glücklich lächelnd in die Arme.
    »Fragt sich nur, wie es weitergehen soll«, sagte der Reporter. »Hast du eine Idee, Suko?«
    Der Chinese schüttelte den Kopf. »Nein. Die Karten in diesem Spiel hat ein anderer verteilt. Und den müssen wir suchen.«
    Bill blickte den Freund verdutzt an. »Wie willst du das denn machen?«
    »Ganz einfach. Wir bleiben nicht hier, sondern marschieren los.« Suko lächelte und sah an sich herunter.
    »Marschieren ist natürlich zuviel gesagt. Wir gehen. Irgendwann werden wir ja hoffentlich auf irgendwen treffen. Oder hast du einen anderen Vorschlag?«
    »Nein.«
    ***
    Selten in meinem Leben hatte ich mich so mies gefühlt. Wieviel Fälle hatte ich, schon gelöst. Fünfzig, siebzig? Ich wußte es nicht mehr. Und zum Henker auch, mir war es egal.
    Ich hatte versagt.
    Ja, ich fühlte mich als Versager. Man hatte meine Freunde entführt und ich, der berühmte Geisterjäger, hockte in einem Zimmer und hätte mich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen.
    Die Zigarette, die ich mir angezündet hatte, verqualmte zwischen meinen Fingern. Die Asche fiel zu Boden. Es störte mich nicht einmal. Ich wußte nicht mehr, wo ich anfangen sollte. Die anderen hatten sämtliche Trümpfe in der Hand.
    Ich starrte auf den Spiegel und sah ihn doch, nicht. Wie mochte es in diesen Augenblicken Suko, Jane, Sheila und Bill ergehen? Ich hatte sie gesehen, für einen kurzen Augenblick nur, und dazu noch als Zwerge.
    Das war einfach zuviel.
    Ich hörte neben mir ein Hüsteln. Es war Mike Bonetti. Ich hatte ihn auf den Tisch gesetzt.
    »Es tut mir leid«, sagte der kleine Mann.
    Ich lächelte schmerzlich. »Sie können doch nichts dafür.«
    »Trotzdem.«
    »Ihre Lage ist doch viel schlimmer«, erinnerte ich

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