0007 - Ich und die Staatenbande
Zigarette mit ihm. Der Mann machte einen aufgeschlossenen Eindruck auf mich, vor allen Dingen aber schien er arglos zu sein. Er wußte, daß ich zur Polizei gehörte. Das erkannte ich an dem Blick, den er auf meinen Rock warf. Er suchte wohl nach der ausgebeulten Stelle, wo seiner Meinung nach die Kanone stecken mußte.
»Sie können mir einen Gefallen erweisen«, sagte ich.
»Mach’ ich, mach’ ich«, stimmte er begeistert zu.
»Machen Sie mir einen Auszug aus Ihrer Liste und stellen Sie fest, wer über die Mittagszeit das Gelände verlassen hat. Können Sie das schaffen?«
»Kleinigkeit, hab’ ich alles aufgeschrieben.«
»Auch die Leutchen, die nur mal eben kurz über die Straße gegangen sind?«
»Die schreib’ ich mir alle auf«, sagte er gewissenhaft. »Man will ja nicht die Übersicht verlieren, oder?«
»Fein, und dann machen Sie mir zur Kontrolle auch noch folgende Angaben«, sagte ich und nannte ihm einige Tage, unter denen sich auch der befand, an dem die Postfiliale ausgenommen worden war. Der Portier war scharf darauf, an seine Arbeit zu kommen. Ich zupfte ihn am Rockärmel. »Vergessen Sie keinen Namen! Ich will keine Ausnahmen haben. Vom Chef bis zum Lehrling, alles muß genannt werden.«
»Ich werd’ selbst mich nicht vergessen«, sagte er todernst. Ich nickte ihm noch einmal zu und ließ mich dann bei Strime sehen.
Der Garageninhaber war nicht besonders rosiger Stimmung. Er bemühte sich, ein Lächeln zu zeigen, aber es klappte damit nicht so, wie er’s vielleicht gern gehabt hätte.
»Wundern Sie sich nicht, daß ich schon wieder mal hier bin?« fragte ich ihn, nachdem ich mich gesetzt hatte.
»Sie werden wohl noch oft kommen, bis Sie den Mörder gefunden haben«, sagte Strime.
»Den Mörder und die Staaten-Bande«, antwortete ich. »Heute habe ich übrigens einen anonymen Anruf erhalten, der Sie betraf.«
»Der mich betraf?« fragte er erstaunt. Er zuckte dann die Schultern, als wolle er damit andeuten, daß es nichts Wichtiges gewesen sein könnte.
»Man teilte mir mit, Sie schossen zuviel in der Gegend herum«, sagte ich. »Man gab mir den Tip, Sie zu verhaften. Sie sollen angeblich der Boß der Staaten-Bande sein. Und in Ihrem Schreibtisch, es kann auch der Schrank gemeint gewesen sein, soll ich die Mordwaffe finden können.«
»Das ist doch ausgemachter Blödsinn«, sagte Strime. Er sah mich prüfend an, aber ich lächelte nicht mehr. Wir belagerten uns gegenseitig so lange mit Blicken, bis seine Augen zu flattern begannen. »Glauben Sie etwa daran?« fauchte er plötzlich.
»Ich bin ein schwer zu überzeugender Mensch«, erwiderte ich.
»Zum Henker, dann sehen Sie sich doch meinen Schreibtisch an«, sagte er gereizt. »Von mir aus können Sie auch sämtliche Schränke in meinem Büro durchwühlen.«
»Ich werde mich hüten«, erwiderte ich. »Ich habe ja noch nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl.«
»Ich erlaube Ihnen aber eine Durchsuchung«, drang Strime in mich. »Ich sehe es Ihnen doch an der Nasenspitze an, daß Sie mir mißtrauen.«
Ich zierte mich nicht lange. Ich ließ es sogar auf eine Blamage ankommen. Aber mein Unterbewußtsein sagte mir, daß ich etwas finden würde. Ich mußte etwas finden, damit meine Theorie nicht zum Platzen kam.
Strime hatte sich ans Fenster gestellt und rauchte nervös seine Zigarre. Ich fühlte seine empörten und argwöhnischen Blicke zugleich auf meinem Rücken liegen.
»Wollen Sie sich nicht die Schränke auch noch ansehen?« fragte Strime. »Ich kann Ihnen garantieren, daß Sie ein Maschinengewehr finden werden.«
»Eine automatische Pistole würde mir schon reichen«, sagte ich und machte mich über die Wandschränke her. Hier brauchte ich nicht lange zu suchen. Auf Anhieb fand ich die Kanone, die genau meinen Vorstellungen entsprach. Ich roch am Lauf, und meine Nase schnupperte noch Pulverschleim.
»Es ist ja absurd, daß ich… Moment mal, Cotton, was haben Sie denn da in der Hand?«
»Die gesuchte Waffe, mit der Sie soviel geschossen haben«, antwortete ich trocken und zeigte sie ihm. Strimes Kinnlade klappte nach unten. Seine Augen weiteten sich vor maßlosem Erstaunen. Er kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Ich hielt die Kanone mit spitzen Fingern hoch.
»Das wollen Sie in meinem Schrank gefunden haben?« fragte er mit überschnappender Stimme. »Das wollen Sie gefunden haben? Sie verdammter…«
»Aufregen würde ich mich an Ihrer Stelle später«, sagte ich zu Strime. »Kennen Sie die Waffe?«
»Ich habe
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