0012 - Das Geheimnis der Zeitgruft
was geschah, schossen die blassen Energiefinger der Strahlgeschütze auf die anderen Kreuzer zu. Alle Schutzschirme absorbierten die überraschende Energiezufuhr reibungslos, nur Kreuzer Nummer neun mußte für einen Augenblick abgeschaltet haben. Er verschwand. An seiner Stelle trieb eine leicht phosphoreszierende Wolke im Raum, die sich schnell ausdehnte und allmählich unsichtbar wurde.
Der rebellierende Kreuzer dreizehn aber ordnete sich ohne Kommentar wieder ein und tat so, als sei nichts geschehen. Lediglich fragte der Kommandant nach einigen Sekunden an, wo Kreuzer Nummer neun geblieben sei. Trker-Hon zitterte an allen Gliedern, als er versuchte, eine Antwort zu geben. Er wußte, daß der Offizier auf Nummer dreizehn nicht aus eigenem Willen heraus so gehandelt hatte, sondern, daß er der gleichen bösen Macht erlegen war, die auch ihn, Trker, bald ins Unglück gestürzt hätte. Diese Arkoniden mußten Machtmittel besitzen, von denen sich niemand eine klare Vorstellung machen konnte.
Und da, in dieser gleichen Sekunde, spürte er im erlöschenden Bewußtsein den fremden Geist, der in sein eigenes Gehirn eindrang. Aber es war ganz anders als damals. Diesmal erlosch sein Bewußtsein nicht völlig, sondern blieb zu einem winzigen Bruchteil erhalten. Zwar hatte er die Macht über seine Entschlußkraft verloren, aber er war immer noch fähig, das Fremde, Unerklärliche, das nun in seinem Gehirn hauste, zu verstehen, wenn auch nicht zu begreifen..
"Wir können euch vernichten", sagte eine Stimme, die er nicht hörte, aber doch verstand. "Und wir werden es auch tun, wenn ihr den nutzlosen Kampf nicht aufgebt. Kehrt sofort um, Trker-Hon! Berichtet Rok-Gor von eurem mißglückten Angriff auf Rofus. Zieht euch aus dem System Wega zurück, oder keines eurer Schiffe wird die Heimat Topsid wiedersehen."
Trker spürte den Druck nachlassen und seine eigene Denkfähigkeit zurückkehren. Er starrte auf das Mikrophon des Telekoms. Seine Krallenfäuste schossen vor und umklammerten es. Mit krächzender Stimme rief er seinen Kommandanten zu:
"Planet neun wird angegriffen und vernichtet! Laßt euch durch nichts abhalten. Und wenn ich gegenteilige Befehle erlasse..."
Weiter kam er nicht. Er fühlte, wie das Fremde erneut eindrang und sein Bewußtsein nun völlig ausschaltete. Vor seinen Augen wurde es schwarz. Aber die Unterbrechung dauerte nur eine einzige Sekunde. Dann sprach er weiter, und es war die gleiche krächzende Stimme wie zuvor:
"... so hat das seine Gründe. Wie jetzt. Wir fliegen sofort zu Ferrol zurück und geben den Angriff auf. Verstanden?"
Niemand verstand. Aber die Schiffe wendeten gehorsam und nahmen Kurs auf Ferrol. Und niemand ärgerte sich später mehr darüber als Trker-Hon selbst, als er vor Rok-Gor stand und keine vernünftige Erklärung wußte.
"Schon gut", nickte der Oberbefehlshaber und starrte gegen die Decke. "Berichten Sie in den nächsten Tagen der Prüfungskommission von Ihrem Erlebnis. Sie hat ihre Ankunft bereits gemeldet."
*
Es war wie die Szene aus einem grotesken Ungeheuerfilm. Der neue Kommandant der Topsider, Rok-Gor, saß hinter seinem Schreibtisch und ritzte mit seinen scharfen Krallen verschnörkelte Ornamente in die Kunststoffplatte. Er tat es aus reiner Nervosität, denn heute wurde die angekündigte Überprüfungskommission von Topsid erwartet.
Ihm gegenüber saßen Trker-Hon und Chrekt-Orn, der abgesetzte Oberbefehlshaber, durch dessen Augen und Ohren der Mutant Ralf Marten die kleine Vorbesprechung miterlebte. Ralf Marten war der Sohn eines Deutschen und einer Japanerin. Von seinem Vater hatte er die hohe Gestalt und die hellblauen Augen geerbt, während seine Mutter ihm das dunkle Haar mitgegeben hatte. Seine Fähigkeit, in die Persönlichkeit anderer Wesen einzudringen und ihre Handlungen ohne deren Wissen verfolgen zu können, stammten nicht von seinen Eltern, sondern war eine Folgeerscheinung der steigenden Radioaktivität in der irdischen Atmosphäre. Mit den Augen der Topsider und mit ihren Ohren sah und hörte er die Unterhaltung. Währenddessen ruhte sein erstarrter Körper in der Geheimkammer des Roten Palastes, von Bully und seinen Mutantenfreunden bewacht.
Die drei riesenhaften Topsider benahmen sich wie vernünftige Menschen und wirkten durchaus intelligent, noch vor zehn Jahren eine Vorstellung, wie sie oft genug von Phantasten entworfen wurde. Sie schienen sich zwar in der für sie ungewohnten Umgebung nicht wohl zu fühlen, paßten sich ihr aber
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